Kapitel 9 - Eskalation

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Wie gebannt starrten die Beiden auf die Szene, die sich nun vor ihnen abspielte. Wie aus dem Nichts erschienen schwarze Gestalten auf dem Feld, das vor ihnen lag. Die Luft war erfüllt von einem undeutlichen Flüstern und die Ankömmlinge hatten einen Kreis gebildet. Es schien, als warteten sie noch auf weitere, doch als nach einigen Augenblicken niemand mehr dazukam, verstummte das Flüstern und eine eisige Stille zog sich nun über die Landschaft.

Hermine hielt den Atem an. Sie hatte sich in der Zwischenzeit wieder hingesetzt und warf nun einen unruhigen Blick zu ihrem Begleiter, doch dieser starrte wie gebannt auf die Todesser, die soeben eingetroffen waren und zeigte nicht die geringste Reaktion.

Sie waren nicht weit von dem Geschehen entfernt. Genau genommen trennten die Beiden gerade mal ein paar Meter von den Todessern. Hermine hatte Angst. Was, wenn sie entdeckt würden? Doch lange konnte sie an diesem Gedanken nicht festhalten, denn durch die Stille hallte nun eine deutliche Stimme. Die Stimme von Lucius Malfoy.

„Meine Freunde. Es erfüllt mich mit Stolz, zu sehen, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Besonders erfreut es mich, dass auch einige ‚Neuzugänge' unter uns sind. Doch selbstverständlich werden sich Diejenigen heute Abend einer Prüfung unterziehen müssen. Denn wir wollen ja schließlich keine Verräter unter uns haben."

Einstimmiges Gemurmel kam von den anderen Todessern.

„Unsere Reihen haben viele Verluste verzeichnet, wie ihr alle wisst. Doch Diejenigen, die nicht mehr unter uns weilen, sind entweder im Kampf gestorben oder waren zu feige! Zu feige, sich voll und ganz zum Dunklen Lord zu bekennen", fuhr er nun fort. „Ersteren wird meine größte Anerkennung zuteil. Letztere werden unsere Ungnade spüren, das kann ich euch versprechen, meine Freunde. Doch nun möchte ich unsere Neuen bitten, sich gesammelt hier bei mir einzufinden. Bella!"

Einige Todesser, besser gesagt, solche, die es werden wollten, traten aus dem Kreis heraus und versammelten sich nun in der Mitte. Man konnte kein einziges Gesicht erkennen. Alle waren vermummt und hatten die Kapuzen weit ins Gesicht gezogen. Nur Lucius Malfoy stand unverkennbar vor ihnen. Das schwache Mondlicht ließ sein fast weißes Haar glänzen und er war als Einziger nicht maskiert. Wie gebannt starrten Hermine und Draco auf das Geschehen, das sich dort in greifbarer Nähe abspielte.

Bellatrix Lestrange trat ebenfalls folgsam neben Dracos Vater. In ihren Händen hielt sie so etwas Ähnliches wie ein Tablett, doch genaueres konnte man aus der Entfernung nicht erkennen. Nun startete wohl die sogenannte „Prüfung", denn nacheinander traten die neuen Todesser – sechs an der Zahl – vor, und jeder bekam anscheinend die gleiche Frage von Malfoy gestellt, nachdem er etwas von dem Tablett genommen hatte und es demjenigen zum Trinken reichte. Hermine war sich ziemlich sicher, dass das Veritaserum sein musste – wenn nicht noch Schlimmeres.

Beim dritten „Neuzugang" passierte es dann. Die Worte, die der Gefragte murmelte, entsprachen wohl nicht den Vorstellungen eines Lucius Malfoy, der sich wohl selbst als neuer Anführer auserkoren hatte. Es geschah blitzschnell und noch ehe Hermine zu einem stummen Aufschrei ansetzten konnte, wurde die Nacht von einem grünen Lichtblitz erhellt und der „Verräter" fiel mit einem dumpfen Aufschlag leblos zu Boden.

Hermine hatte die Hand vor den Mund geschlagen und biss sich nun in einen Finger, um nicht laut aufzuschreien.

„Das, meine Freunde, geschieht in unseren Kreisen mit einem Verräter", höhnte Lucius Malfoy und Bellatrix setzte zu einem kalten Lachen an. Auch die anderen Todesser lachten verächtlich. Hermine überkam ein Gefühl von Ekel und Wut. Wie konnte man nur so grausam sein? Mit einem Blick zu Draco stellte sie fest, dass auch er ganz und gar nicht fassen konnte, was sich da vor seinen Augen abspielte.

Die weitere ‚Auswahl' verlief ohne Zwischenfälle und somit erweiterte sich der Kreis der Todesser um weitere Fünf. Insgesamt standen nun 18 dieser widerlichen Gestalten auf dem Feld.

Wie Feuer und Eis - Das Drama einer FeindschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt