Kapitel 5 - Nokturngasse

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Unausgeschlafen und schlecht gelaunt erschien sie am nächsten Morgen im Muggel-Inn, denn sie hatte die halbe Nacht wach gelegen und sich Gedanken über die ganze Sache gemacht.

Dass Ron und Harry ihr nicht glaubten, oder es wenigstens auch nur versuchten, ärgerte sie. Doch noch viel mehr ärgerte sie die Tatsache, dass sie dem Vorschlag, oder der Bitte – wie auch immer man es nennen mochte – von Draco zugestimmt hatte. Das konnte einfach nicht gut gehen. Gewissermaßen brachte sie sich selbst damit in Gefahr, denn würde sein verrückter Vater das mitbekommen, dann würde sie wohl genauso zu seiner Zielscheibe werden.

Der Vormittag verging wie im Flug. Im Hotel war sehr viel los. Eine Gruppe ausländischer Zauberer reiste an, welcher Hermine den ganzen Vormittag das Hotel zeigen durfte. Ehe sie sich versah war auch schon Mittag. Fertig und genervt ließ sie sich im Aufenthaltsraum neben Malcom fallen, der sie freudig begrüßte.

„Hey Hermine, wie geht's dir? Kannst du mir mal sagen, warum du letzte Woche nicht mehr gekommen bist? Ich bin deshalb extra eine Stunde länger geblieben!", sagte er mit einem gespielt beleidigten Ausdruck im Gesicht, doch kurz darauf musste er schon wieder lachen. Hermine hatte vollkommen vergessen, dass Malcom ja während ihrer ‚Draco Malfoy-Rettungsaktion' ihre Vertretung übernommen hatte.

„Also, ja... sorry...ich hab in der Aufregung gar nicht mehr an dich gedacht, wenn ich ehrlich bin", meinte sie verlegen. Sie erzählte ihm flüchtig die Geschichte mit Malfoy und seinem Vater.

„Ach so, ja, dann ist mir klar, warum du plötzlich weg warst. Dieser Draco, ist das ein Freund von dir? Es hört sich nämlich nicht so an, als könntest du ihn gut leiden?", fragte er sie mit ernster Miene.

„Naja, wie soll ich sagen, also als Freund würde ich ihn nicht wirklich bezeichnen..." Nachdenklich beobachtete sie Malcom, der nun aufgestanden war, um ihnen ein Glas Orangensaft zu holen. Sie redeten noch eine Weile über dies und das, bis auch schon die gemeinsame Mittagspause vorbei war. Hermine musste nun an dem Empfang.

Der Nachmittag verlief weniger spektakulär, die meiste Zeit saß sie nur da und konnte ihren Gedanken freien Lauf lassen. Gerade prüfte sie die Reservierungen für die nächste Woche, als Lara, eine junge Hexe mit blondem Kurzhaarschnitt, die ebenfalls im Hotel arbeitete, zu ihr an den Empfang kam.

„Hi Hermine, der hier ist für dich abgegeben worden. Komisch, es steht gar kein Absender drauf! Naja, ich muss dann mal wieder! Dieser Sklaventreiber von Küchenchef hat anscheinend ne superwichtige Aufgabe für mich!" Lara verdrehte kurz die Augen und stöckelte im nächsten Moment auch schon weiter. Hermine nahm den Brief in die Hand, den Lara auf den Stapel mit Reservierungen gelegt hatte.

Tatsächlich stand kein Absender darauf, doch auf dem grünen Briefsiegel konnte sie eine Schlange erkennen. Wer um alles in der Welt würde ihr denn einen Brief ins Hotel schicken? Vorsichtig löste sie das Siegel und öffnete den Umschlag – es verschlug ihr kurz den Atem, denn so früh hatte sie noch nicht damit gerechnet.

„Komm nach deiner Schicht in die Nokturngasse 14, oberstes Stockwerk! Aber pass' auf, dass dir niemand folgt! D."

Mehr stand da nicht, doch Hermine wusste, wer der Absender war. Es schüttelte sie. Nokturngasse? Was um alles in der Welt hatte er denn da zu suchen? Hermine beschloss, ihm das Buch von Harry vorbeizubringen und dann wieder zu gehen. Sie würde unter keinen Umständen mit Malfoy in der Nokturngasse Leglimentik üben, allein schon der Gedanke an die komischen Gestalten dort, lies sie schaudern.

Ein einziges Mal war sie aus Versehen dort gewesen, damals hatte sie sich geschworen, nie wieder auch nur einen Fuß in diese Straße zu setzen.

Der Feierabend rückte erstaunlich schnell näher und als Hermine ihre Sachen zusammen packte, stieg ihre Angst über das Bevorstehende. Sie musste verrückt sein, oder warum sonst hatte sie sich auf so etwas eingelassen?

Wie Feuer und Eis - Das Drama einer FeindschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt