Seine Saphire, sie trafen mich mit einer ernormen Kälte.Nie hätte ich gedacht, dass ich diesem Mann schon so früh begegnen würde. Nachdem mir Mokuba allerdings das komplette Firmengebäude gezeigt hatte, blieb mir wohl nichts anderes übrig, als mit ihm in die Chefetage zurückzukehren. Das Seto bereits eingetroffen war - davon wussten wir beide nichts.
Mokuba war wirklich ein sehr neugieriger Junge. Er fragte mich alles mögliche aus. Was ich gerne in meiner Freizeit machte und und und. Gerne beantwortete ich seine Fragen, denn ich mochte Kinder. Eigene zu haben erwies sich für mich allerdings ziemlich schwierig, denn ich hatte noch nicht mal den Partner gefunden, mit dem ich mir meine komplette Zukunft vorstellen konnte. Zwar hatte ich während meiner Studienzeit sehr viele Verehrer, darunter auch einige von Yugis Freunden, doch der Richtige war trotzdem noch nicht dabei gewesen.
Nun stand ich also hier - mit einem dicken Klos im Hals. Seto Kaiba hatte nämlich eine extrem erotische Wirkung, wenn man ihm als Frau im realen Leben begegnete. Und dieser weiße Mantel erst. Er verlieh ihm diesen gewissen männlichen Reiz. Ich konnte jetzt schon keinen klaren Gedanken mehr fassen, wie sollte ich dann ein ganzes Gespräch mit ihm heil überstehen? Dem Blickkontakt während eines Gesprächs nicht stand zu halten wäre einfach nur unhöflich und äusserst peinlich. Meine Beine fühlten sich an, wie Wackelpudding, wenn nicht sogar viel schlimmer.
,,Mrs. White? Alles in Ordung mit Ihnen? Sie sehen so verdammt blass aus. Mokuba steh da nicht rum und hole bitte ein Glas Wasser, okay." Diese dunkle Stimme, die keinen Widerspruch duldete und die sich langsam, aber sicher in mein Herz einistete wie pures Gift. Solange ich in dieser Firma war, konnten die Brüder alles mit mir anstellen - nun ja, wenigstens der ältere von ihnen, denn der Schwarzhaarige war meiner Meinung nach noch etwas zu jung für soetwas. Trotzdem sollte man Mokuba Kaiba dennoch nicht unterschätzen. Er war mindestens so clever, wie sein Bruder. Das habe ich während des Gesprächs mit ihm bemerkt. Für sein junges Alter drückte er sich nämlich schon sehr erwachsen aus. Sicher hat er sich das von Seto abgeschaut, da würde ich jede Wette drum schließen.
Mein Herz schien jetzt einen Marathon zu laufen, denn es hämmerte schmerzlich gegen meine Brust. Immer wieder stellte ich mir geistlich die Frage: Was hatte Seto, was andere Männer in seinem Alter nicht hatten? Okay, Geld und ein Imperium, welches seine Filialen weltweit verstreut hatte. Doch das war nicht alles, was eine Frau wie mich schwach werden ließ. Da war noch etwas gewesen - nämlich, wie er sich in der Öffentlichkeit gab. Publicity hin, oder her. Seto wirkte für viele Frauen unerreichbar und das war genau das I-Tröpfelchen, welches ihn so unvorstellbar reizvoll machte. Er war, wie eine Nussschale, die man nur sehr schwer knacken konnte. Doch jetzt, wo ich hier war, würde ich auch nicht mehr so schnell aufgeben. Da konnten die zwei tun und lassen, was sie wollten. So schnell würden die Kaibas mich nicht mehr los werden. Immerhin war ich eine White und einer White ist der Kampfgeist schon in die Wiege gelegt worden. Die würden sich noch wundern, wozu ich imstande war.
Mokuba war inzwischen mit dem Glas Wasser zurückgekommen und hielt es mir nun vor die Nase. Dankend nahm ich es ihm ab, denn das war jetzt genau das, was ich brauchte, um wieder klar denken zu können. Ich leerte das Glas in einem Zug. Der Klos in meinem Hals hatte sich dadurch auch aufgelöst. Jetzt, da ich wieder klar denken konnte, konnte ich mich auch normal mit dem älteren Kaiba unterhalten. Ich ging die wenigen Schritte, die uns voneinander trennten auf ihn zu und streckte ihm sogar mutig meine Hand entgegen mit folgenden Worten, die problemlos meine Kehle verliessen :,,Sie haben ganz Recht, Mr. Kaiba. Ich bin Jean White, aber Sie können mich ruhig Jean nennen."
War das jetzt etwa zu viel des Guten? Immerhin geschah in den nächsten Sekunden überhaupt nichts. Ich fühlte mich schon um einen Kopf kürzer gemacht, als ich plötzlich diese starke Männerhand in meiner spürte. War das jetzt wirklich Seto Kaiba, der sie mir da schüttelte, mit einem Lächeln im Gesicht, welches ich bei ihm zum ersten Mal wahrnahm? Oder war das ein Alien aus einem Paralleluniversum, welches nur Setos Gestalt angenommen hatte? Ich tendierte eher zum ersteren, denn Mokuba wäre ganz sicher nicht auf einer so vertrauten Ebene würde es sich hierbei tatsächlich um einen Außerirdischen handeln.
,, Mokuba? Lässt du uns eine Weile allein. Ach, und sage meine Meetings für heute bitte ab, ja?", wandte sich Seto nun kurz und knapp an den Dunkelhaarigen. Dieser nickte verständnisvoll und machte sich auch gleich an die ihm aufgetragene Arbeit, indem er das Büro verließ. Nun waren also Seto und ich allein, was mir persönlich rein gar nichts ausmachte. Der Ältere bewegte sich nun elegant wie eine Gazelle zu seinem Schreibtisch. Allerdings ließ er mich nicht aus den Augen, wenn, dann nur ganz kurz, als er sich setzte.
,,Wissen Sie, Jean. Wer hier arbeitet, der ist quasi mit der Kaiba Corporation verheiratet." Streng musterten mich nun zwei dunkelblaue Saphire. Da war er wieder : der Firmenchef, für den ,,Gnade" oder ,,Urlaub" reinste Fremdwörter waren. Der, der jeden vernichten konnte, wenn er es nur wollte. Doch dieser eiskalte Blick ließ mich nicht erschaudern, ganz im Gegenteil, er löste in mir ein Feuer aus,welches ich bis dato nicht kannte.
,, Sonst hätte ich meine Bewerbung wohl nicht abgeschickt.", konterte ich daraufhin. Was hatte ich denn schon zu verlieren? Ausser einem Nein seinerseits? Genau, absolut gar nichts! Dennoch wollte ich diese Stelle unbedingt haben. Komme, was da wolle! Ich wollte für den grossen Seto Kaiba arbeiten, selbst, wenn es hieß, dass ich mich ihm zu unterwerfen hatte. Dieser Mann konnte eine Frau zu allem bewegen und ich würde ihm jeden Wunsch von diesen eisigen Kristallen lesen, wenn es drauf ankam.
Eine Augenbraue schoss direkt in die Höhe: ,, So? Sie würden also alles für diese Firma tun? Alles - auch das, was ich von Ihnen verlange?" Ja, verdammt nochmal! Ich würde sogar jeden Angestellten eigenhändig feuern- würde Seto mich nur drum bitten. Diese Firma lag mir nämlich sehr am Herzen, das war ja das merkwürdigste an der ganzen Geschichte. Schließlich hatte ich noch keinen einzigen Tag und keine Nacht hier gearbeitet und trotzdem würde ich mein Leben für dieses Gebäude lassen.
,,Ja, ich würde alles mögliche tun, um die Firma zu schützen, wenn das Ihre Frage ausreichend beantwortet." Auf einmal wurde der Luftzufur hier drin ziemlich schwül. Lag das etwa daran, dass ich mein Leben nun in Hände gab, die ich bisher nur aus den Medien kannte?