NCIS - (JIBBS) Schusswechsel / Teil 2

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Mittlerweile war es Abend geworden und beide hatten sich, so gut wie möglich, auf ihre bevorstehende Aufgabe vorbereitet. Mit einem zufriedenen Lächeln musterte Jethro seine Partnerin, die in der Zwischenzeit eine blonde Perücke und ein aufreizendes Abendkleid trug. Er selbst bevorzugte den legeren Freizeitlook mit Dreitagebart, den Jenny, wie er wusste, bis auf den Bart, ganz gern an ihm mochte. Nun saßen sie seit einer Stunde in ihrem Auto auf Beobachtungsposten. Die Abende waren schon recht kühl um diese Jahreszeit und Jenny zog fröstelnd die Schultern zusammen. Fürsorglich griff Jethro nach seiner Jacke und legte sie seiner Partnerin über. Sie genoss seine Berührung und schenkte ihm ein dankbares Lächeln, bevor sie vorsichtig fragte: „Was machen machen wir, wenn hier heute nichts passiert? Wenn...?"

Abwehrend hob Jethro die Hand und gab ihr zu verstehen still zu sein. Diese Frage hatte er sich im Laufe der letzten Stunde selbst schon mehrfach gestellt, war sich aber trotzdem sicher, dass noch etwas passieren würde. Nur was war die große Frage, denn allmählich überkam auch ihn das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Bevor sich beide diesbezüglich jedoch erneut in die Haare bekommen konnten, fuhr ein schwarzer Honda vor dem Eingang des Nachtclubs vor. Da sie aus der Entfernung nicht erkennen konnten wer ausstieg, machten sie sich auf den Weg, um das Geschehen vor Ort weiter zu verfolgen. Ihre Aufgabe war klar definiert. Für sie galt an diesem Abend nur beobachten und Informationen sammeln. Auf gar keinen Fall sollten sie eingreifen. Doch das würde sich mit Sicherheit schwierig gestalten, da sie so nah wie möglich an die Zielperson heran kommen mussten.

Der Special Agent reichte der Agentin seinen Arm und sie hakte sich so gleich bei ihm unter. Es gab ihr ein wenig Halt, denn sie würde lügen, hätte sie gesagt sie sei nicht nervös. Obwohl diese Aufregung nicht ungewohnt für sie war, war es doch immer wieder anders. Es war eine Aufregung die ihre Sinne schärfte und sie ganz besonders aufmerksam sein ließ. Allerdings schlich sich dieses Mal noch ein anderes, neues Gefühl dazwischen. Ein Gefühl was ihr bis zu diesem Zeitpunkt nie aufgefallen war und ihre Bedenken für einen Moment komplett ausblendete. Es war ein wohliger Schauer der sie durchzog, als Jethro ihre Hand berührte und sie ihn sagen hörte: „Du siehst wundervoll aus. Schade, dass du so wenig Gelegenheiten hast das Kleid zu tragen." Begleitet von einem Leuchten in seinen Augen, das seine Worte noch zu unterstreichen schien und ihr beinahe den Boden unter den Füßen geraubt hätte.

Etwas verlegen sah Jen ihn von der Seite an. Alle Streitigkeiten vom Vormittag waren wie weggeblasen. Jetzt existierten nur noch sie und der Auftrag, den sie auszuführen hatten. „Danke", gab sie leise mit einem Lächeln zurück und drückte seine Hand fester als gewöhnlich als sie den Nachtclub betraten.

Eine Wolke aus beißendem Rauch und Qualm schlug ihnen entgegen, als sie sich durch einen roten, dicken Vorhang ins Innere schoben. Der Club war schon gut besucht, konnte aber trotz zahlreicher Glitzer- und Leuchteffekte ein billiges Flair nicht verleugnen. Die Gäste schien dies jedoch weniger zu stören, denn die Stimmung war ausgelassen und die Tische der Tabeltänzerinnen voll umringt. Jethros Blick fiel auf eine junge, schlanke, rothaarige Frau die sich ganz in seiner Nähe gekonnt an einer Stange verbog. Entzückt über den Anblick der sich ihm bot, neigte er leicht den Kopf um besser sehen zu können. Ein unauffällig derber Stoß in die Seite ließ ihn sich jedoch gleich wieder Jenny zuwenden. „Wir sind nicht zum Spaß hier", flüsterte sie ihm zu und schob ihn weiter in Richtung Bar.

Jethro verzog leicht die Mundwinkel und warf noch einmal einen Blick zurück, bevor er sich zu ihr beugte und einen Kuss auf den Hals hauchte. „Schade, aber ich muss ja wenigstens irgendwie meine Tarnung aufrechterhalten."

Da war es wieder, dieses Gefühl was sie durcheinander brachte. Natürlich war es nur eine Tarnung, ein Spiel was sie spielten und doch fühlte es sich verdammt echt und gut an.

Aufmerksam beobachteten beide bei einem Drink die Leute im Club. Hin und wieder warf Jethro einen verstohlenen Blick in Richtung der rothaarigen Tänzerin und schien für Sekunden ganz in Gedanken versunken zu sein, als eine mit Aktenkoffer und mit Lederjacke bekleidete Gestalt seine Aufmerksamkeit erregte. Stumm machte er Jenny darauf aufmerksam und wies mit einer Kopfbewegung zu ihm. Nickend nahm sie ihre Handtasche und verschwand langsam in besagte Richtung. Auch Jethro folgte ihr auf Abstand in die hinteren Räume des Clubs. Mit rotem Samt bezogene Wände versuchten eine gemütliche Atmosphäre zu vermittelnd. Eine Atmosphäre, die jedoch durch gedämpftes Licht und stickige Luft eher unheimlich als heimisch wirkte.
Jenny fühlte vorsichtig nach ihrer in der Handtasche verborgenen Waffe und ging möglichst unauffällig einen Gang entlang. Sie spürte das Pochen ihres Pulses und hörte das Schlagen ihres Herzens in den Ohren. Es war nicht die erste Observierung dieser Art für sie und doch war es jedes Mal wieder neu. Eine Herausforderung bei der niemand sagten konnte wie es ausgehen würde. Doch zu alledem war da noch immer dieses mulmige Gefühl, das sie schon die ganze Zeit über nicht los lassen wollte und ihr riet, besonders vorsichtig zu sein.

Ein Geräusch ließ Jenny aufhorchen. Rasch drehte sie sich um und erkannte Jethro, ihr Deckung gebend, einige Meter hinter sich. Für einen Moment fragte sie sich, ob es nicht unauffälliger wäre, wenn Jethro als Mann durch die hinteren Räume eines Nachtclubs schleichen würde, doch letztendlich war es egal, denn der Knall eines Schusses durchbrach die Stille. Bevor sie beide sich richtig versehen konnten, wurde eine Tür aufgestoßen und zwei bewaffnete Männer stürmten auf den Gang. Einer von ihnen trat zielend zurück in den Raum, während der andere Jenny entdeckte, die Waffe auf sie richtete und nebenbei gleichzeitig eine Seitentür nach außen auftrat. Noch rechtzeitig in Deckung gehend, sah sie Jethro mit einem Satz den Flur entlang hechten und in einer kleinen Nische verschwinden. Ihr selbst blieb nicht viel Spielraum, da sie sich genau in der Schusslinie zwischen besagten Raum und Ausgangstür befand. Wütend gerufene Worte drangen aus dem Raum, die sie jedoch nicht verstehen konnte, da ein erneuter Schuss fiel. Mit erschrockenen Augen sah sie eine Blut überströmte Gestalt auf sich zu taumeln und erkannte erst im letzten Moment ihren Informanten Karel, als dieser vor ihr zusammensackte. Während sie im Gedanken noch rasch versuchte abzuwägen in welche Richtung sie fliehen konnte, war der Mann wieder auf dem Gang und wurde von Jethro unter Beschuss genommen. Der Weg zurück in den Nachtclub wurde ihr somit versperrt und ihr blieb nur die Möglichkeit des Nebenausgangs. Mit der Waffe im Anschlag huschte sie, versucht in Deckung zu bleiben, in die Nacht hinaus. Erneut fielen Schüsse und sie merkte, wie eine unmittelbar in ihrer Nähe eingeschlagene Kugel Putz von der Wand spritzen ließ. Ihr Atem ging heftig und sie hoffte inständig Jethro würde bald auftauchen. Sie sah einen Schatten vor sich dahin huschen, nahm die Waffe in den Anschlag und zielte. Es fiel ein Schuss, der sein Ziel verfehlend in der Nacht verhallte. Fluchend umklammerte sie die Waffe in der Hand und drückte sich gegen die raue Hofwand. Wieder fielen Schüsse und sie sah aus den Augenwinkeln heraus einen Mann aus dem Nachtclub laufen. Noch immer wusste sie nicht wo der erste Mann abgeblieben war und ahnte, dass Jethro ihm genau in die Schusslinie lief, würde er ihr nach draußen folgen. Langsam arbeitete Jenny sich, versucht so gut wie möglich in Deckung zu bleiben, an der Wand vorwärts. Ihr Abendkleid war dabei mehr als hinderlich und sie schwor sich, beim nächsten Mal eine bequeme und vor allem kürzere Variante zu wählen. Wieder entdeckte sie einen Schatten, doch bevor sie zum Zielen kam, erschütterte sie plötzlich ein durchdringender Schmerz. Eine Kugel hatte sich in ihren Oberschenkel gebohrt und zwang sie in die Knie. Die Waffe noch immer fest umklammert, schoss sie in die Richtung, aus der die für sie bestimmte Kugel kam. Weitere Schüsse folgten und ein Mann fiel tödlich getroffen zu Boden. Dann herrschte Stille, nur das Surren eines Generators war zu hören. Stöhnend versuchte Jenny sich aufzurichten. Der dabei verursachte Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen und zwang sie so gleich wieder in die Knie, als sie ihm nächsten Moment von einem starken Arm aufgefangen wurde. Jethro hielt sie und drückte sie fest an sich. Sein Gesicht wirkte bleich und seine blauen Augen zuckten nervös. Mit einem kurzen Blick gab er ihr zu verstehen, dass sie in Sicherheit waren, denn die leblose Gestalt des zweiten Mannes zeichnete sich hinter ihm zwischen zwei Müllcontainern ab. Erleichtert schloss Jenny die Augen, lehnte sich gegen seine Schulter und versuchte den Schmerz einfach zu ignorieren. Es tat gut Jetrho bei sich zu wissen und seine Nähe zu spüren. Es tat gut sich für einen Augenblick einfach fallen zu lassen und aufgefangen zu werden.

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