Zwei Gesichter

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Ich schließe die Augen und versuche meine verwirrten Gedanken zu sammeln.

Er war hier, stand genau hinter mir.
Vermutlich nichtmal 2 Meter entfernt .
Der Mann der einen Mitschüler von mir getötet hat, doch ich hatte keine Angst.
Wieso hatte ich keine Angst?

Lag es daran, dass er mir nichts getan habe , als ich ihn zum ersten Mal getroffen habe oder dass er so gut aussah?

Innerlich schüttelte ich den Kopf über mich selbst.
Weil er so gut aussah? Echt jetzt?!

Ich drängelte meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Gehirns .
Ich würde mich später damit auseinander setzten .

Ich musste mich erst um hier und jetzt kümmern.

Noch immer spürte ich seine Anwesenheit .
So deutlich als würde er mich in seine Arme schließen.
Bei diesem Gedanken bekam ich eine Gänsehaut.

Ich holte noch mal tief Luft, öffnete meine Augen und drehte mich um. Langsam und zögernd.
Ich wollte es nicht zugeben, doch ich hatte Angst. Keine Angst vor ihm sonder davor etwas falsch zu machen, so absurd es auch klingen mag.

Dort stand er.
Die Arme ineinander verschränkt und lässig an der Wand lehnend, doch seine Gesichtszüge waren alles andere als entspannt.

Er hatte die Augenbrauen zusammen gezogen und den Kiefer angespannt.
Fast so als währe er wütend.

Aber worauf?
Auf mich? Doch warum?!

Ich musterte ihn genauer . Er sah noch genauso gut aus wie zuletzt.
Noch die gleichen schönen Augen , die dichten Augenbrauen und der Dreitagebart . Alles war unverändert.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich garnicht gemerkt hatte, dass er auf mich zugegangen war und nun genau vor mir stand.

Erschrocken keuchte ich auf.
Er packte mich an den Schultern und kam meinem Gesicht näher. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast als er knurrte:"Warum?!" .

Ich war wie gelähmt.

Was meinte er mit 'warum' ?

Sollte er nicht dankbar sein, dass ich ihn nicht verraten habe?

Als ich nicht antwortete verhärtete sich seine Miene und seine Hände erdrückten mich fast.

Hastig sagte ich :" warum nicht" .

Das war das schlechteste, was ich hätte sagen können , doch auf die schnelle ist mir nichts besseres eingefallen.
Außerdem wusste ich es ja selber nicht genau.

Er lies mich los und ging einen Schritt zurück.

In seine Augen trat ein anderes Gefühl .
Vielleicht Verletzlichkeit ?

"Sie hätten mich eingesperrt, mich jahrelang in einer Zelle vergammeln lassen. Ich hätte niemals mehr jemanden umbringen müssen. Vielleicht hätte er mich ja auch in Ruhe gelassen. Beziehungsweise hätte ich nicht mehr tun können, was er wollte. Wieso hast du mich nicht verraten? Warum tust du mir das an?" .

Er wurde immer lauter, bis er mich zum Schluss anschrie.

Ich brauchte ein paar Sekunden um das zu verarbeiten, was er gerade gesagt hatte.
Wen meinte er mit 'er'?

Arbeitete er für jemanden? Hatte ihn jemand gezwungen diesen Jungen zu töten?

Er war sauer auf mich, weil ich ihn nicht verraten habe.

Aber das ergab irgendwie keinen Sinn.Warum sollte er im Gefängnis dazu gezwungen sein, etwas zu tun? Schließlich kann man nur in Anwesenheit von Polizisten mit jemanden reden.

Es müsste jemand sein, der immer bei ihm war, auch mit ihm in der Zelle, doch wie..?

Meine Augen weiteten sich.

Plötzlich wurde mir alles klar.

"Du bist schizophren, habe ich recht? Du hast zwei Persönlichkeiten und eine davon zwingt dich dazu, jemanden zu töten. "

Ich war von mir selber erstaunt, dass ich darauf gekommen bin.

Durch die Art, wie er mich ansah wusste ich, dass ich Recht hatte.

Noch bevor ich mich auch nur bewegen konnte, war er zu mir gerannt und hatte mich an die Wand gedrückt.

Ich spürte seinen Atem auf meiner Stirn. Mein Blick ruhte auf deiner Brust,  ich hatte Angst ihm in die Augen zu sehen. Ich wusste selber nicht wieso.

"Wenn du Das noch einmal sagst, werde ich dafür sorgen, dass du nie wieder etwas sagen kannst! Hast du mich verstanden?!" , er klang aggressiv und das obwohl er nichtmal schrie.

Ich konnte meinen Mund nicht bewegen. Ich stand einfach nur wie versteinert da, zwischen der Wand und ihm gefangen.

"Ob du mich verstanden hast?"

Langsam nickte ich, hatte Angst davor, was er sonst tun würde. Doch dann tat er etwas was ich nie von ihm erwartet hätte. Er beugte sich zu mir runter, drückte mir einen Kuss auf meine , durch die Kälte rot angelaufene, Wange , flüsterte eine Entschuldigung und drehte sich um.

Gerade als er hinter der nächsten Ecke verschwinden wollte schrie ich ihm hinterher:  " wie heißt du eigentlich?" .
Ich konnte nicht warten, musste es umbedingt wissen. Wer weiß, ob ich ihn je Wiedersehen werde.

Er hielt inne. Für einen Moment dachte ich , dass er einfach weitergehen und meine Frage ignorieren würde, doch schließlich antwortete er mit seiner tiefen, rauchigen Huskystimme :  "Hunter" .

Wow, der Name passte zu ihm.

"Ich heiße Freya" , erwiderte ich etwas nervös.

" Ich weiß" , sagte er nur, ging und ließ mich verwirrt zurück.

Das Kapitel ist schlecht, ich weiß. Hatte nicht viel Zeit es zu schreiben. Hoffentlich gefällt es euch trotzdem.
Fühlt euch gedrückt
❤😍😘😂

The Psycho's Girl*abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt