Kapitel 7.

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Ich stand auf einerLichtung. Misstrauisch schaute ich mich um. Wieso war ich hier? Undwo genau war ich? So, wie es aussah, war ich in Idris. Aber wieso?War ich nicht vorhin erst ins Bett gegangen?

Nachdenklich strich ichüber das weiße Kleid, das ich trug. Ein solches Kleid hatte ich dasletzte Mal getragen, als Magnus und ich die Trauerfeier unsererAdoptiveltern besucht hatten...

Magnus. Natürlich. Wiesowar mir das nicht früher eingefallen?!

Meine Katzenohren zucktenund vernahmen ein leichtes Knirschen im Schnee hinter mir. Sofortfuhr ich herum und funkelte Magnus an, der dort stand.

Er hob beschwichtigenddie Hände und meinte: „Ganz ruhig, Schwesterchen. Ich bin's bloß.Oder erwartest du jemand anderen?"

Finster dreinschauendverschränkte ich die Arme vor der Brust und knurrte: „Du weißt,wie sehr ich diese Traum-Reisen hasse!"

Da wir uns vor Jahreneinmal mit unserer Magieessenz verbunden hatten, konnten wir dieTräume des jeweils anderen besuchen und mit ihm kommunizieren.Allerdings war die Folge solcher Traum-Reisen, dass man nichtwirklich ausgeschlafen erwachte. Es zerrte an Energiereserven.

„Tut mir Leid, liebsteSchwester," sagte er und schnippte mit den Fingern.

Vor uns erschien eineLagerfeuerstelle mit knisterndem Feuer und einer gepolsterten Bank.Ich knirschte mit den Zähnen und setzte mich. Dann schlug ich dieBeine übereinander und blickte meinen Bruder abwartend an. Was würdejetzt kommen?

„Wir kommen unseremZiel näher," sagte er zufrieden und ließ sich neben mir nieder,„Alexander äußert mittlerweile Gedanken, dass die Hochzeit dochfalsch ist. Zum Glück!"

Ich lächelte kurz undhob dann skeptisch eine Augenbraue.

„Und dafür hast du mirmeine Erholung geklaut?", fragte ich und lehnte mich zurück, „dasist nicht nett, Brüderchen."

Er lächelteentschuldigend und fügte hinzu: „Das ist ja noch lange nichtalles. Das war ja erst die gute Nachricht."

Na toll. Der nächste Tagkonnte ja nur für den Arsch sein, wenn Magnus jetzt noch eineschlechte Nachricht für mich hatte.

Und da ich ein sehrformelles Kleid trug, konnte es nur auf einen formellen Anlasshinauslaufen, wahrscheinlich etwas mit dem Rat. Und wenn es wirklichder Rat sein sollte, wäre meine Laune für die nächsten Tage untermNullpunkt...

„Ein paar Hexen undHexenmeister wollen eine Versammlung," sagte Magnus ruhig undlächelte mich an, „allerdings ist der Grund für dieVersammlung... nicht so angenehm."

Nicht so angenehm. Mitanderen Worten: Es ging um unsere Eltern, speziell um das Elternteil,das ein Dämon ist oder war. Mein Problem war, dass ich noch immernicht wusste, wer mein Vater war, weshalb einige Hexenmeister undHexen genervt von mir waren, da ich mir auch keine Mühe gab, ihn zufinden.

Zähneknirschend erhobich mich und wischte mit der Hand durch die Luft. Die Luft flimmerteund dann standen wir in einem riesigen, runden Saal. Auf dem Podestin der Mitte stand ein Schatten von Magnus. In Erinnerungen warenPersonen immer nur Schatten, damit einem die Erinnerung oder der Traumich zu real vorkamen.

Jedenfalls stand Magnusin der Mitte und versuchte, die aufgebrachten Hexen und Hexenmeisterauf den Sitzplätzen um ihn herum zu beruhigen. Sie regten sichdarüber auf, dass ich noch immer nicht nach meinem Vater gesuchthatte.

Die ganze Aufregung warnur, weil es gefährlich war, wenn man nicht wusste, von welchemDämon man abstammte. Und das auch nur, weil manche Dämonen ihreKinder beeinflussen konnten. Doch wieso sollte mein Vater das jetzttun, wenn er es in den letzten dreihundert Jahren auch noch nichtgetan hatte? Vielleicht war er ja tot...

Halfblood - Liebe auf der GrenzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt