Kapitel 13.

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„Ich würde so gerne Weihnachten feiern!", schwärmte Isabelle und schlang die Arme von hinten um Simon, der auf einem von Magnus' Sesseln saß, „ihr nicht auch? Wenigstens einmal im Leben!"
Simon küsste ihre Hände und erwiderte: „Ich fände es auch schön. Wenigstens ein wenig Normalität in meinem Leben."
Alec kratzte sich am Nacken und erwiderte: „Wir sind aber keine Menschen. Wir glauben nicht an die Dinge, die man beim Weihnachtsfest glaubt."
„Simon ist Jude," stellte Magnus fest und setzte sich neben Alec aufs Sofa, „er glaubt also streng genommen nicht an Weihnachten. Richtig?"
Der Vampir nickte nur und warf mir einen hilfesuchenden Blick zu. Abwehrend hob ich die Hände, obwohl ich schon Lust hätte, mal wieder ein riesiges Weihnachtsfest zu feiern. Mit allem drum und dran. Vor allem aber wollte ich mit meiner neuen Familie feiern.
Früher hatte ich Weihnachten immer geliebt. Ich hatte das ganze Haus geschmückt, aufwendige Dinge gekocht und gebacken und so was. Das war zu einer Zeit gewesen, in der ich noch frei gewesen war. Es war also schon mal vorgekommen, dass ich etwa dreißig Gäste gehabt hatte...
„Wie wäre es mit einer Abstimmung?", schlug mein Bruder vor und nippte an seinem Whiskey, „wäre auf jeden Fall schneller als eine Diskussion. Und so könnten wir uns darum kümmern, alles zu besorgen."
Alle waren für eine Abstimmung. Also gab es eine Abstimmung.
Alec und Jace waren gegen ein Fest, Izzy, Simon und Magnus dafür. Nun ruhten alle Blicke gespannt auf mir.
Magnus grinste vielsagend und hob eine Augenbraue. Er provozierte mich.
Izzy zog auch schon einen Welpenblick und schlang die Arme noch mehr um Simon, der leise lachte und sich an sie kuschelte. Sie waren ein wirklich süßes Pärchen. Keiner von uns hatte mitbekommen, wie und wann es sich zwischen den beiden entwickelt hatte. Sie waren einfach ein Paar geworden...
„Okay," seufzte ich und stieß mich von der Wand ab, an der ich gelehnt hatte, „dann feiern wir ein Weihnachtsfest."
Begeistert klatschte Izzy in die Hände und setzte sich dann auf den Schoss ihres Vampir-Freundes.
„Dann würde ich sagen, wir feiern hier. Wer kümmert sich um was?", gab sie das Kommando an und tippte sich nachdenklich ans Kinn.
„Ich kümmere mich um die Deko und das Essen," schlug ich vor, „wie wäre es, wenn ihr den Baum besorgt? Es sind ja nur noch zwei Tage... Und Geschenke. Und überlegt euch, ob ihr noch jemanden einladen wollt."
Allgemeine Zustimmung.
„Dann los!"
Die Wohnung leerte sich bis auf Magnus und mich.
Mein kleiner Bruder erhob sich und bewegte seine Finger, sodass im Türrahmen neben mir ein Mistelzweig erschien. Er wollte auf mich und Jace hinaus.
Augen verdrehend - da da absolut nichts zwischen Jace und mir passieren würde, auch wenn ich es mir irgendwie wünschte - ging ich in die Küche und kam einen Moment später wieder zurück ins Wohnzimmer.
„Wieso zur Hölle hast du keine Kochbücher?", fluchte ich lachend und verschränkte die Arme vor der Brust, „jeder hat mindestens eins im Haus!"
„Da dies kein Haus ist...", grinste er und schnippte mit den Fingern.
Sofort erschien auf dem Küchentisch ein riesiger Stapel Kochbücher. Besser gesagt: Es erschienen meine Kochbücher aus Idris.
Dankbar lächelte ich ihn an und strich ehrfürchtig über die alten Bücher und machte eine Fingerbewegung, wodurch die Bücher sich von selbst aufschlugen. Und zwar alle auf den Seiten, auf denen sich die Rezepte befanden, die ich bisher jedes Weihnachten gemacht hatte.
„Dann setzt du also die Tradition fort?", fragte Magnus mich und trat dich neben mich, um über meine Schulter zu lugen.
Stumm nickte ich und strich über das alte Papier, auf dem ich schon so viele Notizen hinterlassen hatte. Alles Tipps, wie das Ergebnis noch besser werden würde.
Mein Bruder drückte meine Schulter und sagte: „Dann geh ich mal Platz für einen Baum machen, während du dich um den Rest kümmerst."

Der große Tag war gekommen. Ich hatte den ganzen vorigen und den ganzen heutigen Tag in der Küche verbracht. Und die Wohnung dekoriert.
Um den Baum hatten sich die anderen gekümmert. Sogar geschmückt hatten sie ihn. Er stand in voller Pracht am Fenster und beleuchtete einen Großteil des Raumes.
Außer Magnus, Simon und mir war noch niemand hier, doch das war nicht schlimm. So konnte ich mich frisch machen, während Simon neugierig die Geschenke betrachtete und Magnus ein Zauberbuch wälzte.
Ich hatte mich für ein kurzes, weiß-goldenes Kleid mit weißen Over-Knee-Stiefeln entschieden und kümmerte mich jetzt um meine Haare.
Gerade als ich die Haarklammer in meinem Dutt versenkte, klingelte es an der Haustür. Lächelnd fuhr ich meinen Lippenstift nach und verließ dann das Bad.
Im Wohnzimmer waren gerade alle anderen angekommen; Izzy, Alec und Jace.
„Hey!", strahlte Izzy mich an und umarmte mich herzlich.
Nach und nach umarmte ich auch die Anderen und verteilte dann die Sektgläser.
Lächelnd stießen wir alle zusammen an und wünschten uns gegenseitig Frohe Weihnachten.
Dann setzten sich alle an den riesigen Tisch, den Magnus aus Idris hierher gezaubert hatte, während ich in die Küche lief, um das Essen zu holen.
„Soll ich dir helfen?", erklang Jace Stimme und ich blickte über die Schulter.
Lächelnd nickte ich und überlegte, was er nehmen könnte. Während ich das tat, trat er hinter mich und legte mir die Hände auf die Schultern.
„Alles okay?", fragte er leise und legte sein Kinn auf meiner Schulter ab, „du wirkst so angespannt..."
Erschöpft legte ich meine Hände auf seine und erwiderte: „Bin ich auch. Es ist so komisch, dass es gerade jetzt, an den Feiertagen, so ruhig ist. Feiern die Dämonen und Valentine etwa auch?" und mein Vater?
Er lachte leise und nahm die Schüssel mit den Kartoffeln.
„Tja, dass sehen wir die nächsten Tage," sagte er, ehe er wieder zu den Anderen ging.
Mein Bauch kribbelte wie verrückt, doch ich versuchte, es zu ignorieren. Es war nicht gut, wenn ich mich verliebte. Ich durfte nicht. Denn wer verliebte sich schon in eine Hexe?
Seufzend nahm ich den Truthahn und brachte ihn zum Tisch. Dann noch den Salat, die Soßen, das Gemüse und das Brot. Als Letztes noch Weißwein, Rotwein und Sekt.
Dann setzte ich mich zwischen Jace und Izzy, nippte an meinem Sekt und beobachtete die Anderen. Sie sahen sorglos und glücklich aus. Wenigstens für den Moment...

Halfblood - Liebe auf der GrenzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt