Kapitel 1

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Höre immer auf dein Herz, denn dein Verstand kann dich nicht glücklich machen.

"Linnéa, Mittagessen ist fertig!"

Ich lege mein Buch zur Seite, welches gerade so spannend war und schlüpfe in meine Tigerpantoffeln. Von der Kommode schnappe ich mir ein Haargummi, binde meine Haare schnell zu einem Pferdeschwanz zusammen und laufe die Treppe hinunter.

Bratengeruch hängt in der Luft. Hoffentlich gibt es meine heißgeliebten Semmelklöße.

Im Esszimmer sitzen meine Eltern, mein älterer Bruder René , und jemand, den ich gerade nicht erwartet hatte:  Sein bester Freund Lars, dessen Aussehen mir wie immer den Atem raubt. Seitdem mein Bruder wieder bei uns eingezogen ist, sehe ich auch Lars öfter. Man mag es eine Schwärmerei nennen, die allerdings schon über Jahre hinweg anhält.

Wahrscheinlich wird es auch nur bei einer Schwärmerei bleiben, denn er ist 8 Jahre älter als ich, um genau zu sein 25.

"Linnéa." Begrüßt er mich und lächelt dabei so süß, sodass seine Grübchen hervortreten.

"Lars." Grüße ich zurück und vergesse dabei, dass ich immernoch hinter René stehe, den Arm auf seiner Schulter abgestützt.

"Liebes, willst du dich nicht setzen? Das Essen wird ganz kalt." Mama sieht mich mit tadelndem Blick an, schaut dann zu Papa rüber, der vor sich hin schmunzelt.

Man könnte meinen, er macht sich über mich lustig. Hoffentlich bin ich nicht rot geworden, als ich Lars gesehen habe. Denn dazu hätte ich allen Grund gehabt. Es ist Sonntag, ich trage Jogginghose und Tigerpantoffeln, ich bin ungeschminkt und sowieso sehe ich gerade wahrscheinlich aus wie eine Vogelscheue.

Nichts desto trotz setze ich mich auf den freien Platz, der ausgerechnet neben Lars ist.

Meine Eltern sind in ein Gespräch über den Aktienkurs vertieft -laaaangweilig- und ich bin damit beschäftigt, mit meinen Haaren mein Gesicht zu bedecken. Unruhig fahre ich durch meine langen Haare, betrachte meine lila Haarspitzen.

Auf einmal beugt sich Lars zu mir rüber und flüstert mir ins Ohr: Du siehst auch ungeschminkt wunderschön aus.

Sein warmer Atem kitzelt in meinem Ohr. Was war DAS jetzt? Habe ich das jetzt nur eingebildet, oder was?

Ich schaue unbemerkt zu den anderen, die allerdings nichts von dem eben geschehenen bemerkt haben.

Ich nehme mir etwas von dem Braten und von dem Rotkohl. Mein Blick sucht die Knödel, die ihren Platz am anderen Ende des Tisches gefunden haben, und an die alle, bis auf ich rankommen. Na toll!

Ich schiele zu den Semmelklößen, dann zurück auf meinen Teller und überlege, wie ich dran kommen soll. Okay, vielleicht sollte ich einfach fragen, obwohl ich nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mein Vogelscheuchen Aussehen lenken will.

"Könnte -" Setze ich zu einer Frage an. Doch da hat Lars schon seinen Arm nach der Schüssel ausgestreckt und hält sie mir hin.

"Knödel?" Fragt er lächelnd.

"Dankeschön." Ich spieße zwei auf und lasse die Schüssel wieder zurück geben.

Ein wahrer Genuss! Ich würde sterben für dieses Essen!

"Und, was steht bei euch heute noch so an?"

Papa guckt über seinen Brillenrand hinweg erst meinen Bruder, dann mich an.

René: Lars und ich holen gleich das Auto aus der Werkstatt ab.

Papa: So so. Wann seid ihr ungefähr wieder da?

René: Ich schätze mal gegen 15 Uhr, also in 2 Stunden. Danach schauen wir mal, was wir machen. Eventuell sind wir bei Thomas Grillen.

Papa: Ihr könntet ja Linnéa mitnehmen. Sie liegt den ganzen Tag im Bett und liest. Nichts gegen Lesen, ich finde gut, dass du das tust, Linnéa, aber du musst auch mal raus an die frische Luft.

Linnéa: Papa! Ich kann machen, was -

Lars: Klar, wieso nicht?

René: Meinetwegen. Ich frag dann gleich mal Thom.

Na vielen Dank, Papa!

Sonntags ist mein Tag, mein Gammeltag, an dem ich einfach nur mal ausruhen will und mich meiner Leidenschaft widmen kann, dem Lesen.

Die restliche Zeit am Tisch schweigen sowohl Lars, als auch ich. Genau dreimal berühren sich "ganz zufällig" unsere Knie, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es Absicht von ihm war. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen: Wieso sollte er auf einmal Interesse an mir haben? Der kleinen Schwester von seinem Kumpel, die noch nicht einmal volljährig ist?

"Vielen Dank für das leckere Essen, Annie." Bedankt sich Lars bei meiner Mutter und will gerade das Geschirr in die Küche bringen.

"Linnéa, stell deine Sachen bitte auch eben in die Spülmaschine." Fordert Mama mich auf.

René, dieser Bequemling hat sich natürlich schon aus dem Staub gemacht, mit der Ausrede, er müsse noch irgendwelche Fahrzeugpapiere suchen.

Mama ist in den Waschkeller gegangen, denn jeden zweiten Tag, auch Sonntags, ist die Maschine um Punkt 13 Uhr fertig.

Papa hat es sich auf seinem Sessel bequem gemacht, die Beinr hochgelegt und bereitet sich auf seinen Mittagsschlaf vor.

Hoffentlich haben alle René und Lars vergessen, dass sie mich mitnehmen wollen, oder besser gesagt, dass sie dazu gezwungen wurden.

Ich balanciere etwas ungelenk das restliche Geschirr in die Küche und sortiere es in die Spülmaschine ein.

Als ich mich umdrehe, pralle ich gegen Lars Brust, der aber, anstatt einen Schritt zurück zu gehen, und mich durchzulassen, seine Hände auf meine Taille legt.

Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat und ihr für mich votet und natürlich meine Geschichte weiter verfolgt :-)

Und hinterlasst doch Verbesserungsvorschläge oder sagt, was ihr gut/ nicht so gut findet.

Eure thaliaxx

HerztöneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt