Distrikt 12

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Und wie immer: Ladies first!“ Die pinke Frau geht hinüber zur Glaskugel und sucht einen Zettel heraus. Sie geht zurück zu ihrem Mikrofon, faltet den Zettel auseinander und liest sich den Namen durch. Dann schaut sie in die Menge. „Primrose Everdeen!“

Schweißgebadet schrecke ich hoch und beginne zu schluchzen. Ich merke, wie mir Tränen die Wangen hinunterlaufen. Neben mir setzt sich meine Schwester Katniss auf und nimmt mich in den Arm. „Ich wurde gezogen!“, wimmere ich in ihre Schulter. Sie streicht mir sanft über den Rücken. „Shh, shh. Das ist deine erste Ernte, ein Zettel unter tausenden. Die Chance ist ziemlich gering, dass du es bist.“, versucht sie mich zu beruhigen. Dann steht sie auf. „Ich gehe jagen, versuch wenigstens nochmal zu schlafen.“ Damit geht sie zur Tür hinaus. Natürlich kann ich jetzt nicht mehr schlafen. Es stimmt zwar, es ist meine erste Ernte und nur ein Zettel. Aber ich habe Angst. Ich kann nichts, was mir beim überleben in der Arena helfen würde. Katniss, die kann jagen, sie hätte Chancen zu überleben. Aber ich, ein kleines zwölfjähriges Mädchen, ein leichtes Ziel für jeden Karriero. Schwach, ängstlich. Auf einmal bin ich wütend. Auf die Regierung. Die solche grausamen blutigen Spiele nur organisieren, um die Menschen einzuschüchtern. Auf die Menschen, die sich die Hungerspiele im Fernsehen anschauen und es toll finden, zu sehen, wie sich Kinder abschlachten. Ich setze mich auf und blicke hinüber zu meiner Mutter. Seit unser Vater gestorben ist, hat sie sich sehr zurückgezogen. Natürlich hat es uns alle schwer erschüttert, aber meine für meine Mutter war es besonders schlimm. Sie konnte den Verlust einfach nicht verkraften. Und jetzt hat sie Angst, auch noch eines ihrer Kinder in den Hungerspielen zu verlieren. So wie alle Eltern Angst um ihre Kinder haben. Jetzt ist es zehn, und die Ernte beginnt um zwei. Ich schwinge die Beine aus dem Bett und strecke mich. Ich sollte alles genießen, es könnten schließlich meine letzten paar Stunden in Distrikt 12 sein. Sobald ich das gedacht habe, schimpfe ich mich auch schon wieder für diesen Gedanken. Du wirst nicht gezogen, rede ich mir ein. Es ist nur ein Zettel, Prim. Damit gehe ich hinüber zu meiner Mutter. „Mum, du solltest langsam aufstehen!“ Ich rüttle sie ein wenig, worauf sie sich zu mir umdreht. Sie hat tiefe Augenringe, wahrscheinlich hat sie nicht viel geschlafen. „Ich gehe schon mal in die Küche.“, meine ich und gehe aus dem Zimmer.
In der Küche lege ich den kleinen Rest Brot, den wir noch haben, auf den Tisch. Kurz darauf setzen wir uns nebeneinander an den Esstisch und verspeisen schweigend das Brot. Auf einmal schaut mich meine Mutter erschrocken an. „Wo ist Katniss?“, fragt sie, als ob ihr gerade erst wieder eingefallen wäre, dass sie ja noch eine Tochter hat. „Jagen.“, nuschle ich mit vollem Mund. Meine Mutter nickt nur geistesabwesend. Ich sehe wie sich ihre Augen mit Tränen füllen. Ich stehe auf und schlinge meine Arme um ihren Hals. Eigentlich bin ich eher ihre Mutter als sie meine. Wir stehen bestimmt fünf Minuten regungslos da, dann befreit sie sich aus meiner Umarmung. „Geh dich waschen, solange such ich dein Kleid heraus.“ Damit verschwindet sie aus dem Raum. Ich gehe ins Bad. Dort bemerke ich, dass ich ja noch gar kein warmes Wasser habe. Doch da ich meine Mutter nicht nerven will, schütte ich die Wanne mit kaltem Wasser voll. Es kostet mich etwas Überwindung in das eiskalte Wasser zu steigen, aber sobald ich drin bin, beginne ich notdürftig den vielen Schmutz abzuschrubben. Nach rekordverdächtigen fünf Minuten hüpfe ich wieder aus der Badewanne. Ich wickle mir ein Handtuch um und gehe ins Nebenzimmer. Auf dem Bett liegen Katniss' alte Erntklammotten. Eigentlich sind sie ziemlich einfach, aber es ist mein bestes Kleidungsstück. Es ist eine beige farbene Bluse und ein passender Rock. Ich streife es über und gehe dann in die Küche, wo meine Mutter schon mit einer Bürste auf mich wartet. „Es wird Zeit, deine Haare zu machen.“, meint sie und zwingt sich ein Lächeln auf. Ich gehe schweigend zu ihr hinüber. Sie streicht mir über den Kopf, dann beginnt sie meine Haare zu bürsten. Ich genieße es, da das vielleicht das letzte Mal sein könnte, dass mich meine Mutter frisiert. Zum zweiten Mal an diesem Tag verscheuche ich diesen Gedanken kopfschüttelnd. „Halt still, Schatz!“, ermahnt mich meine Mutter und beginnt jetzt meine Haare zu flechten. Nach einiger Zeit ist sie fertig und ich stelle mich vor den Spiegel. Mir schaut ein kleines, ängstliches 12jähriges Mädchen entgegen. Sie hat dunkelblonde Haar und grüne Augen, welche sie weit aufgerissen hat. Die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben. Ich wende den Blick ab, denn in dem Moment stürmt Katniss ins Zimmer. „Du siehst total süß aus!“, meint sie und lächelt. „Ich wäre gern so schön wie du.“, murmle ich, doch sie schüttelt den Kopf. „Nein, ich würde gern so aussehen wie du. Aber dein Schwanz ist noch draußen, kleine Ente!“ Sie wirbelt herum und steckt mir die Bluse hinten in den Rock. Meine Mutter kommt ins Zimmer. „Ich hab dir auch was rausgelegt.“, sagt sie gequält zu Katniss. Katniss nickt und verschwindet im Bad. Ich nehme Butterblume, unseren Kater, der gerade zur Tür hineinschlüpft, hoch und setze mich mit ihm auf dem Arm. Ich denke nach. Darüber, was wäre, wenn ich in die Spiele müsste. Irgendwann muss ich mir ja mal Gedanke darüber machen, für den Fall. Ich überlege, wer der männliche Tribut sein wird. Wie der Mentor, Haymitch Abernathy, sein würde. Wie mein Outfit bei der Eröffnungsfeier aussehen würde. Während ich darüber nachdenke und Butterblumes Fell streichle werden meine Lider schwer und ich döse ein.

„Hallo, Kleine.“, sagt er und grinst hämisch. Hinter seinem Rücken sehe ich die Klinge eines Schwertes aufblitzen. Die Mordlust steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er wird mich umbringen, das steht fest. Ich hoffe nur, dass Mum nicht dabei zusehen muss. „Irgendeinen letzten Wunsch?“, fragt er sarkastisch. Ich wende bloß den Kopf ab. „Na dann...“, höre ich ihn noch lachen, dann durchfährt mich ein stechender Schmerz und es wird schwarz...

Keuchend reiße ich die Augen auf. Ängstlich blicke ich mich um, doch als ich merke, dass ich zuhause bin, legt sich mein Atem wieder. Schon wieder so ein Traum! Ich erinnere mich zurück und muss mir an den Bauch fassen. Natürlich ist da nichts, natürlich wurde ich nicht von einem Schwert durchbohrt. Auf einmal schwingt die Tür auf und Katniss kommt herein. „Komm kleine Ente!“, sagt sie und hält mir ihre Hand hin. Auch wenn sie versucht nach außen stark auszusehen, kann ich die Angst in ihren Augen erkennen. Die Angst um mich, um Hals, ihren besten Freund. Ich drücke Butterblume, der immer noch auf meinem Schoß sitzt, noch einmal an mich. Dann gehe ich zu Katniss und lege meine Hand in ihre. Von draußen ertönt ein Geräusch. Es ist das Zeichen, dass die Ernte beginnt. Das Grauen fängt an. Ganz ruhig, Prim.

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Tadaa!!! Meine HG FF ist daa!!!

Dieses Kapitel ist o_ilovemylife_o gewidmet, da sie mir dieses unglaublich wundertolle Cover gemacht hat :**

An der Seite: Nach diesem Lied hab ich auch meine Story benannt. Hörts euch doch mal an :D

Safe&sound *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt