Im Zug

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Ich triefte und klebte am ganzen Körper, während ich den Gang entlang eilte. Wahrscheinlich hinterließ ich eine nasse Spur, so dass man mich nicht lange suchen müsste. Ich kam zu einer Tür, auf der Prim stand. Ich trat sie auf und stürzte in den dahinter liegenden Raum. Durch eine weitere Tür gelangte ich in mein eigenes Badezimmer. Ich trat vor den Spiegel und schaute mich an.

Meine Haare waren klitschnass und klebten mir an der Stirn, und meine Erntekleidung, mein einziges Andenken aus Distrikt 12, klebte ebenfalls und stank dazu noch fürchterlich. Außerdem liefen mir die Tränen wie kleine Sturzbäche über die Wangen. Schnell wischte ich sie mit der Hand fort. Ich hatte hier schon viel zu viel geweint. Schnell schälte ich mich aus meinen Sachen und stieg in die Dusche. Ich drehte den Hahn auf und ließ mir das lauwarme Wasser über den Körper laufen. Es tat gut; es war, als würde ich den ganzen Stress des Tages von mir abwaschen. Ich stellte das Wasser wieder ab und blickte auf die vielen kleinen Knöpfe, die sich an der Duschwand befanden. Auf einem sah man zum Beispiel einen Apfel und ein anderer Knopf glitzerte. Ich schloss die Augen und drückte einfach irgendeinen Knopf. Im nächsten Moment tropfte mir eine zähflüssige Masse auf den Kopf. Ich fasste mir mit der Hand an die Haare und hatte etwas von der Masse in der Hand. Es hatte eine knallgelbe Farbe und roch stark nach....Zitrone? Erst ein paar Mal in meinem Leben hatte ich eine Zitrone gesehen oder an einer gerochen. In Distrikt 12 gab es so gut wie nie Zitrusfrüchte. Ich verteilte die klebrige Masse auf meinem Kopf. Wie lange hatte ich schon kein Shampoo mehr benutzt! Die harte Seife zuhause hatte immer gejuckt und die Haut aufgekratzt. Das Shampoo auf meinen Haaren war wie eine lindernde Salbe. Ich drückte noch einen Knopf und ließ mir etwas Flüssiges über den Körper laufen. Es war dunkelblau und verlieh meiner Haut einen leichten goldenen Schimmer.

Nachdem ich mich wieder abgeduscht hatte, kribbelte meine Haut angenehm. Ich stieg aus der Dusche und wickelte mich in einen Bademantel. Meine nassen Haare kämmte ich und band sie zu einem geflochtenen Topf. Dann ging ich hinüber in mein Schlafzimmer und begutachtete erstmal alles. Von einfachen T-Shirts über Jogginghosen bis hin zu wunderschönen Kleidern gab es alles. Ich zog einfach wahllos irgendwelche Sachen heraus und probierte alles der Reihe nach an. Zuerst schlüpfte ich in ein gelbes Langarmshirt das am Kragen glitzerte und dazu in eine graue Leggings, die über und über mit pinken Sternchen verziert war. Zu kitschig. Als nächstes schlüpfte ich in ein orange farbenes Kleid. Es hatte Puffärmel und ganz aufwendige Raffungen. Zu Kapitol-mäßig. Dann zog ich ein enge lila farbene Hose an und darüber einen einfachen Rock in derselben Farbe. Ein schwarzes Top dazu, fertig. Als ich mich vor dem Spiegel hin und her drehte, bemerkte ich die große 12, die auf den Rücken des Tops gedruckt war. Ich seufzte. Ich war ja so unglaublich stolz,  Distrikt 12 in den Hungerspielen zu vertreten, da sollte es auch jeder durch die 12 auf meinem Rücken sehen! Ich schnappte mir eine schwarze Jacke und zog sie über, nachdem ich sie auf eine aufgedruckte 12 untersucht hatte. Schuhe? Egal.

Barfuß tapste ich zum Bett und ließ mich in die weichen Kissen fallen. Auf dem Nachtisch lag eine gebogene Fernbedienung. Ich nahm sie in die Hand und wiegte sie hin und her. Wofür könnte die gut sein? Erst jetzt bemerkte ich den großen Fernseher an der Wand. Ich hielt die Fernbedienung in diese Richtung und drückte auf den roten Knopf in der Ecke. Sofort erhellte sich der Bildschirm und ich erkannte Ceasar Flickrman, den Moderator der Spiele. Im nächsten Moment sprang das Bild um und es war eine Landschaft zu sehen. Aber keine besonders schöne. Ödniss, und das Bild schwenkte jetzt zu den Trümmern eines Gebäudes. Ich erkannte inmitten davon zwei Gestalten. Ineinander verworren, sie kämpften. Oh nein. Ich wusste, was das war, aber ich war zu gelähmt um wegzuschalten. Inzwischen rollten die beiden auf dem Boden, als einer von beiden zur Seite griff und im nächsten Moment hatte er einen Ziegelstein in der Hand. Und mit dem schlug er auf den Kopf seiner Gegners ein, immer und immer wieder. „Und das ist der Moment, in dem aus einem Tribut ein Opfer wird...“, hörte ich Ceasars Stimme im Hintergrund.

So schnell wie möglich schaltete ich den Fernseher wieder aus und die Fernbedienung flog gegen die Wand gegenüber. Ich krabbelte zurück aufs Bett, vergrub meinen Kopf im Kissen und schrie. Ich zitterte am ganzen Körper, während ich immer weiter schrie. Diese Spiele machen mich fertig, sie machen mich kaputt. Genauso könnte es mit mir enden! Von einem Ziegelstein den Kopf eingeschlagen... Ich schrie weiter.

Auf einmal waren Schritte im Gang zu hören. Ich wollte aufhören, wollte mich aufrecht hinsetzen und sagen, dass alles okay ist, aber ich konnte nicht. Denn gar nichts war okay. Schritte vor meiner Tür, ein Klopfen. Ich schrie weiter. Noch ein Klopfen, etwas lauter und energischer, ließ mich kurz innehalten. Was wenn Haymitch vor der Tür steht? So würde ich ihm nur noch bestätigen, wie unbrauchbar ich bin.

Die Tür ging auf und ich schaute in Peetas besorgte Augen.

Ich brauch wieder zusammen, und diesmal heulte ich ins Kissen.

„Nein, nicht!“ Erschrocken kam Peeta zu mir herüber und ließ sich aufs Bett fallen. Er wollte mich trösten, umarmen, aber ich schon seine Arme weg.

Er will doch nur nett sein!, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf.

Peeta seufzte und setzte sich aufrecht auf die Bettkante. Ein paar Minuten lang weinte ich immer weiter, ohne den wirklichen Grund zu wissen. Langsam beruhigte ich mich wieder. Ich schniefte noch einmal ins Kissen, dann setzte ich mich auf, zog die Beine an und schaute zu Peeta hinüber.

„Prim, ich weiß, wie schwer das hier gerade für dich ist. Aber für mich ist es auch nicht gerade einfacher!“ Er schaute mich ernst an. Dann schien er nach den richtigen Worten zu suchen. Er räusperte sich. „Also... Du weißt, dass die anderen Tribute, oder zumindest die Karrieros, nicht gerade zimperlich mit dir umgehen werden, auch wenn du noch so jung bist. Ich möchte nur sagen, dass du von mir nichts zu befürchten hast. Ich habe nicht vor, dich zu...“ Er brach ab. Langsam rutschte ich zu ihm rüber und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Peeta, ich weiß das zu schätzen. Aber sieh dich doch an! Wer von uns beiden hat die größeren Chancen? Ich ja wohl nicht. Ich möchte, dass du es schaffst. Ich bin klein und schwach, aber du... du könntest es wirklich schaffen. Bitte setz nicht dein Leben für mich aufs Spiel.“ Peeta blickte mich traurig an und nickte. Dann stand er auf und ging ohne ein weiteres Wort.

Ich schaute ihm nach.

„Weißt du, was der eigentliche Grund ist? Ich kann mir nicht leisten, dich zu mögen. Denn wenn du in der Arena stirbst, habe ich einen Freund, jemanden, den ich lieb gewonnen habe, verloren. Aber wenn ich es schaffe, dich nicht zu mögen, und du stirbst, dann ist nur ein unschuldiger Fremder gestorben.“, flüsterte ich in den leisen Raum.

Und begann wieder zu weinen.

Hallöchen!

Ich bin wieder da!

Also, jetzt keine langen Entschuldigungen, ich glaube, langsam seid ihr dran gewöhnt, dass ich immer ewig brauche. :/

Nochmal sorry!

Ich versuche mich zu bessern!

Stay cheeky, ~Elli :**

Safe&sound *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt