Kapitel 9 - Control

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Freitag war es sonnig und warm. Alle liefen mit T-Shirts und kurzen Hosen herum. Ich dagegen konnte nicht mit T-Shirt rum laufen. Ich zog also einen Rock mit einem dünnen Sweatshirt an. Es sah eigentlich ganz okay, doch nicht an mir. Auch Ana sah mich kritisch an.
>>Du schaffst das schon!<< meinte sie dann.
Das heiße Wetter war nicht gut für meinen Magen. Ständig war mir schwindelig.
Im Unterricht sog ich krampfhaft die frische Luft in meine Lungen. Ich fürchtete mich vor den Pausen.
In der Raucherecke benebelten die Zigaretten meine Sinne und mir wurde ganz schlecht.
Ich tippte Milla kurz an.
>>Du ich komm gleich wieder<<
Sie nickte mir zu und ich flüchtete schon fast auf den Schulhof. Ich stand mitten auf dem Platz und sah die ganzen Schüler, die in Gruppen herum standen.
Mir wurde schwindelig und fast schwarz vor Augen.
Man, wie ich das hasste und dann immer in der Öffentlichkeit...
Vorsichtig ging ich in die Hocke und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
>>Hey, steh auf. Alle werden dich anstarren<< sagte er und half mir auf.
Sofort verschwammen Calebs blaue Augen vor mir und ich sank nach vorn. Mit seinen starken Armen hielt er mich fest.
>>Nicht hier Lilly. Reiß dich zusammen bitte<< flüsterte er mir zu.
Ich hörte ihn schon fast gar nicht mehr und verlor fast das Bewusstsein. Ich spürte, wie er mich hoch hob und mich trug.
Als ich zu mir kam waren wir hinter der Sporthalle, hinter einer großen Betonsäule.
>>Hey<< sagte er beruhigend und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
>>Es kam ganz plötzlich. Es war nur, weil ich noch nichts ge-<<
>>Ja, ich weiß...<<
Ich schaute ihn an.
Woher wusste er immer, was ich sagen wollte?
>>Tut mir leid<< wisperte ich.
Er mahlte seinen Kiefer und wich kurz meinem Blick aus.
Er strich über mein Kinn.
>>Ist schon okay...ich bin ja da, um dich aufzufangen, wenn du fällst<<
Mein Atem ging schneller und mein Puls beschleunigte sich. Ich realisierte, wie nah er mir war. Seine Lippen, seine Haut, die Haare und seine wunderschönen blauen Augen...
Sarkastisch lachte er leise, schüttelte den Kopf und entfernte sich ein paar Schritte von mir.
Es war als würde ich sterben. So lange war er genau vor mir gewesen und es hatte sich echter angefühlt, als alles was ich in letzter Zeit gespürt hatte. Als er sich von mir entfernte wich die Luft aus meinen Lungen und mein Herz wurde so langsam, dass ich es kaum noch bemerkte. Mir wurde ganz kalt...
>>Geh nicht<< sagte ich mit leerem Blick.
Verwirrt drehte er sich zu mir um.
>>Woher wusstest du, dass ich gehen will?<< fragte er.
Mein Blick heftete sich an seine Augen und versuchte ihn fest zu halten.
>>Weil du immer gehst...du passt auf mich auf, wartest bis ich wieder klar komme und dann gehst du wieder und lässt mich allein<<
Erwartungsvoll schaute er mich an.
>>Du gehst jedem aus dem Weg. Du bist immer allein unterwegs. Du bist doch so nett, du könntest so beliebt sein<<
Seine Miene verdunkelte sich.
>>Wieso verstellst du dich gegenüber jedem so? Ich weiß, dass du nicht so bist...<<
Ich war aufgestanden und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Er schluckte, dann kam er mir entgegen und stützte sich an der Säule hinter mir ab. Wieder kam er mir so nah...
>>Du weißt nicht, wie ich bin. Du weißt gar nichts über mich...<< flüsterte er energisch. Ich wich nicht zurück.
>>Du solltest dich von mir fern halten<<
>>Das will ich nicht. Egal was du sagst<< sagte ich entschlossen.
Er schluckte und sein Atem veränderte sich.
>>Du weißt nicht, was du da redest...<<
Ich schluckte.
>>Vielleicht nicht, aber ich weiß, was ich fühle<<
Ich berührte sein Gesicht. Zum ersten Mal fasste ich ihn an.
Er schloss die Augen und ich merkte, wie in ihm die Gedanken rasten.
>>Was machst du nur mit mir Lilly?<<
Langsam legte ich meine Hand an seinen Nacken und zog ihn an mich ran. Er legte seine Stirn an meine und atmete unkontrolliert. Er schüttelte den Kopf. Vorsichtig nahm er meine Hand weg und entfernte sich wieder von mir.
>>Das darf nicht passieren<< sagte er leise.
Dann ging er wieder.
Was zum Teufel war gerade passiert.
Ich verlor die Kontrolle...

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt