Kapitel 63 - Anxiety

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Lillys Sicht.

Die nächste Woche ging ich nicht zur Schule. Ich meldete mich krank und sperrte mich so gut wie die ganze Zeit in meinem Zimmer ein. Mein Vater ließ mich die ersten zwei Tage in Ruhe, doch dann würde er immer energischer. Er klopfte öfter an meine Tür, so lang, bis ich am vierten Tag zum Essen runter kam.
Mein Dad schaute mich schockiert an, während ich aß.

>>Was? << fragte ich bissig und schaute ihm das erste Mal in die Augen.

>>Du siehst schrecklich aus... <<

Ich lächelte sarkastisch.

>>Danke Dad. Sehr nett<<

Dann aß ich einen weiteren Löffel und schob den Teller von mir fort.

>>Aufessen! << sagte mein Dad.

Ich stand auf, nahm den Teller und kippte die Suppe in die Spüle.

>>Ich hab keinen Hunger<<

Sofort wollte ich wieder nach oben, doch er hielt mich auf.

>>Das geht nicht so weiter! <<

Ich ging an ihm vorbei und sperrte mich wieder in mein Zimmer ein. Das geht so lange weiter, bis ich nicht mehr kann. Und das ist noch lang nicht so weit.
Diese Nacht schlief ich nicht. Ich war voll drauf, meine Augen fühlten sich an als würde sie jemand permanent aufgerissen halten. Mein Herz flatterte die ganze Zeit, doch mein Atem ging flach. Stunden starrte ich an meine Wand, bis am nächsten Morgen die Sonne aufging.
Ich rappelte mich auf und ging ins Bad, um mein warmes Gesicht zu kühlen. Gerade als ich meine Haare kämmte, hörte ich wie unten die Haustür aufging. Ich hörte die Stimme meines Dads und die meiner Mum.
Hm, mir doch egal.
Ich rollte mich zurück in mein Bett und hatte wirklich Lust zu schlafen. Nur konnte ich nicht. Ich zuckte zusammen als meine Mum an die Tür klopfte und sie öffnete. Sie sah erschrocken aus, doch ihre Stimme war glatt.

>>Kommst du mal bitte runter? Es ist wichtig<<

>>Ähm ja klar, ich zieh mir nur schnell was anderes an <<

Sie lächelte und ging wieder nach unten. Schnell streifte ich mir eine Shorts und ein frisches Shirt über.
Dann ging ich runter und blieb unsicher im Türrahmen stehen.
Meine Mum und mein Dad saßen am Küchentisch, der überseht war mit Flyern und Prospekten.

>>Was ist das? << fragte ich leise und machte einen Schritt in die Küche.

Die beiden wechselten einen Blick, bevor mein Dad anfing zu reden.

>>Lilly, Schatz, du weißt das das mit dir so nicht weitergehen kann. Du bist krank, Lilly. Und wir müssen was tun<<

>>Was? Wie? << flüsterte Ich vor mir her und versuchte zu entziffern, worum es auf den Flyern ging.

>> Du isst nicht mehr und das seit Monaten. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es überhaupt möglich ist, dass du noch lebst. Du siehst aus als würdest du jeden Moment zusammen brechen<< sagte mein Dad und schaute meine Mum unsicher an, die dann fort fuhr.

>>Deshalb haben wir eine Klinik angerufen und der Ärztin deine Lage geschildert. Sie würde dich gern einliefern lassen. Sie will dafür sorgen, dass du wieder isst, auch wenn es nicht ganz freiwillig wäre <<

>>Nicht ganz freiwillig? Was soll das heißen? <<

Doch die Frage hätte ich mir auch sparen können, denn ich realisierte es im selben Moment, wie meine Mum es aussprach.

>>Das heißt Zwangsernährung <<

Ich schüttelte den Kopf.

>>Nein! <<

>>Lilly, anders hat es doch keinen Sinn mehr! << sagte mein Dad.

>>Nein, bitte! Bitte, ich esse okay? <<

>>Das hast du doch schon so oft gesagt, Schatz<<

>>Diesmal wirklich! <<

Die pure Angst überkam mich, ich wollte in keine Klinik und ich wollte auch keine Magensonde.

>>Ich esse! Bitte lasst es mich noch ein einziges Mal zu Hause versuchen. Ich werde es schaffen, nur bitte schickt mich in kein Krankenhaus! Bitte<< flehte ich und sackte am Türrahmen zusammen.

Meine Mum stand auf und kam auf mich zu.

>>Oh Schätzchen... << sagte sie mit brüchiger Stimme und umarmte mich.

Lange sagte niemand was, bis mein Dad die Luft einsog.

>>Gut, wir werden es noch einmal zuhause probieren. Doch wenn es nicht klappt, dann fahren wir dich ins Krankenhaus. Das ist deine letzte Chance! <<

>>Ja, okay. Ich werde essen, versprochen. Danke. Danke! << sagte ich hysterisch und umarmte beide stürmisch.

>>Okay, dann geh noch ein bisschen nach oben und schlaf etwas. Du siehst fertig aus. Wir rufen dich dann später zum Essen<<

Ich wollte schon eine Ausrede erwidern, doch dann atmete ich tief, nickte dann und ging nach oben. Dieses Gespräch hatte mich tatsächlich so fertig gemacht, dass ich binnen weniger Minuten einschlief. Ich schlief lang. Als ich aufwachte war es bereits später Nachmittag.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt