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Erst jetzt fiel mir auf, was für ein unglaubliches warmes Braun seine Augen hatten. Die Augen, die mich gerade wütend ansahen. Yuri saß neben mir im Onsen. Seine Haltung war angespannt, er wirkte gereizt.
Mein Körper bewegte sich nicht, sein Blick hielt mich viel zu sehr gefangen.

"Du bist vorhin einfach gegangen..", er sprach mit zusammengebissenen Zähnen. "Du gabst mir keinen Anlass etwas zu sagen.", auch wenn er mir tatsächlich die Luft zum Atmen nahm, musste ich stark bleiben. Keine Schwäche zeigen.
"W-was.. H-hi..", enttäuscht sah er zu Boden. Doch auch jetzt reagierte ich nicht. Erschöpft strich ich mir meine Haare aus dem Gesicht. "V-victor?", ohne meinen Kopf in seine Richtung zu drehen sah ich ihn an. Sein Blick war vollkommen unergründlich. Doch seinen Wangen waren rot und auch seine Körperhaltung hatte sich geändert.

"Zeig mir, dass das in der Schweiz..", er atmete einmal tief ein "Dass das in der Schweiz keine einmalige Sache war.. du hast eine Antwort von mir bekommen."

Atmen Victor.

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich zu meinem Schützling. Beschämt sah er zum Wasser und verknotete seine Hände.

Gerade war ich nicht fähig irgendetwas darauf zu antworten. Zu sehr gingen mir seine Worte ins Mark.

Wie so oft fand meine Hand meine Haare. Vollkommen überfordert zog ich leicht an ihnen und überlegte was ich tun sollte.

Nichts überstürzen.

Langsam erhob ich mich aus  dem Wasser. Yuri's Wangen wurden umgehend noch roter und er schaute weg. "Komm", ich hielt Yuri meine Hand hin, die er zögernd nahm und verschwand mit ihm auf meinem Zimmer.

"Sag das nochmal.", wir standen mitten im Zimmer, ich behielt einen gesunden Abstand zwischen Yuri und mir und trotzdem musste er sich von mir in die Ecke gedrängt fühlen. Mein Körper, meine Stimme, meine Worte. Alles übte Druck aus. Unbewusst, aber ich spürte es.

"Ich.. Lass es keine einmalige Sache gewesen sein.. Victor.."

Ich atmete einmal tief ein und griff mir erneuert in die Haare. Nachdem ich ausgeatmet hatte, ging ich langsam auf Yuri zu, der mich erwartend ansah.
Behutsam hob ich meine Hand und legte sie an seine Wange. Die schwere die entstand als er seinen Kopf gegen meine Hand lehnte, hinterließ eine angenehme wärme. Mein Hand fand wie von selbst seinen Nacken und zog ihn an mich heran. In meinem Armen verlor Yuri seine komplette Anspannung. Was mich mutiger werden ließ.

Obwohl ich mir geschworen hatte, Yuri niemals anzufassen, was nun sowieso schon passiert war, drückte ich ihn sachte auf das Bett.

Mein Herz und mein Verstand arbeiteten gegeneinander. Mein Verstand schien mich von Yuri wegziehen zu wollen, die Sache hierbei beruhen zu lassen, so dass Yuri nie etwas in meiner Hinsicht bereuen musste.
Natürlich war die Welt des Sports schon um einiges toleranter geworden was dieses sensible Thema betraf. Es gab viele Verhältnisse unter den Läufern. Obwohl einige sogar Familie zuhause hatten. Chris Giacometti hatte einmal zu mir gesagt "Es ist egal welches Geschlecht dein Bedürfnis nach Erlösung befriedigt."

Jedoch ist es etwas ganz anderes, wenn man etwas mit seinem Trainer hatte. Der Spott und das Ärgernis wäre riesig, es war eine Grauzone. Außerdem ging es hier nicht mehr um reine Bedürfnisbefriedigung.

Mein Herz hingegen, ließ mich fast verbrennen. Yuri's Erkenntnis, das nur er mich zufriedenstellen konnte, stimmte zu 100%. Egal ob auf dem Eis oder nicht, alles was ich brauchte um Zufriedenheit zu erfahren war er.

Yuri lag unter mir, bewegte sich nicht. Meine Knie und meine Hände berührten ihn nicht, trotzdem schaute ich auf ihn herab, war ihm ganz nah. Der mir bekannte Duft  von Pfirsich stieg in meine Nase und unbewusst leckte ich über meine Lippen.

Ich musste ruhig bleiben.

Doch Yuri unter mir zu sehen, seine Worte die er vor nicht einmal 5 Minuten an mich richtete. Die Erkenntnis das wir allein waren und er scheinbar so fühlte wie ich, ließ mich meine Vernunft verlieren.

Yuri On Ice - Victor's Story (Band I) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt