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Die Nacht des Banquet war anders als die bisherigen. Am Anfang verlief der Abend wie üblich. Die Goldene Medaille, hing abermals um meinen Hals und jeder gratulierte mir zu meinem Sieg. Es machte mich glücklich aber dennoch nicht vollkommen. Mein Trainer und ich gingen, wie die anderen Teilnehmer, zu dem Banquet. Es gehörte sich so. Letzten Endes um Kontakte zu knüpfen und Etikette zu zeigen. Kontakte waren für mich schon lang nicht mehr notwendig und so war es mehr ein Übel dort aufzutauchen.

Wie immer unterhielten sich die Leuten über den Lauf, den man aufs Eis gebracht hatte, lobten einen und zogen über die Kontrahenten her. Es langweilte mich, aber ich behielt stets mein Lächeln im Gesicht und entgegnete ihnen mit gebürtigen Respekt.

Natürlich wurde nebenbei das ein oder andere Glas Champagner getrunken.
Einer hatte es wohl diesen Abend übertrieben. Katsuki Yuri, 23 Jahre und somit Spätzünder, was das Eiskunstlaufen betraf. Mir war nicht entgangen, dass er seinen Frust über das verlorene Finale, mit Alkohol vergessen wollte. Ein Glas nach dem anderen fanden seine Hände um letzten Endes betrunken, jeden anzusprechen der ihm unter die Augen trat.
Belustigt von seinem Wesen, sah ich ihm dabei zu. Die Anwesenden tuschelten über ihn, machten sich lustig. Doch ich sah in ihm etwas ehrliches. Er war verletzt, gebrochen und sensibel. Ein Lächeln schmückte mein Gesicht als er anfing mit Yuri Plisetsky zu tanzen. Auch wenn Plisetsky dies nur widerwillig tat. Ebenso mein Rivale Christophe Giacometti, Österreicher, wurde in seinen Bann gezogen. Er ging sogar soweit, mit Yuri an einer Poledance Stange zu tanzen. Dieses Bild würde ich nie vergessen.

Yuri war äußerst betrunken, als er auf mich zu kam. Doch ich konnte nicht anders, als ihm ein Lächeln zu schenken.

"Victor! Komm Tanz mit mir", seine Augen waren glasig. Aber er lachte und hielt mir seine Hand hin, die ich gern nahm.
Unser Tanz war speziell. Er hatte etwas vom Eislauf. Pirouetten, aber auch viel Augenkontakt. Obwohl er nicht bei klaren Verstand war, wurde ich das Gefühl nicht los, als könne er auf den Grund meiner Seele schauen. Die Vorsicht wie er mit mir tanzte, mich ansah und berührte, war von größtem Respekt gegenüber meiner Person und ließ mich schaudern.

Nachdem wir unsere kleine Darbietung beendet hatten, blieb Yuri vor mir stehen.
"I-ich würde a-alles dafür geben, d-das du mein Trainer bist.", der Alkohol sprach aus ihm, doch sein gekränkter Blick und die Art wie er mich mit diesem Satz stehen ließ, gaben mir zu denken.

Mit weit aufgerissenen Augen, sah ich ihm hinterher, wie er durch die Menschenmenge taumelte. Starr vor Überwältigung, zogen all meine bisherigen Erfolge an mir vorbei. Meine Anfänge, der erste Sieg, all die Stürze die mir widerfahren sind. All das, in Sekunden, mein Herz drückte gegen meinen Brustkorb. Mir nahm es beinahe die Luft.

Benommen ging ich zur Bar um mir einen Drink zu genehmigen. Leute kamen auf mich zu, doch ich ignorierte sie. Denn alles an was ich gerade dachte, waren die Worte von Katsuki Yuri. Die Worte, die so voller Verzweiflung klangen, dass es einem das Herz brach.
War ich sein Retter? Oder war er meiner?

Ich hatte nur eine Möglichkeit dies herauszufinden. Deshalb traf ich den Entschluss, der mein Leben verändern würde.

Yuri On Ice - Victor's Story (Band I) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt