Kapitel 1

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Verwirrt runzelte ich die Stirn doch bevor ich irgendeine Frage stellen konnte, sprach sie auch schon weiter. „Ich schätze mal, dass ich dir eine Entschuldigung schulde aber ich schätze auch, dass du überhaupt nicht weißt um was es geht.“ Ich nickte leicht. „Richtig.“ Ich bemerkte wie meine Stimme leicht anfing zu zittern. Irgendwas an ihr jagte mir Angst ein. Sie lachte. Das Lachen klang unschuldig und süß, so wie ihr Aussehen, doch trotzdem konnte man etwas Düsteres darin hören. „Ich glaube, dass du das gar nicht verstehen wirst wenn ich dir das jetzt erzähle.“, murmelte sie und sah mich an. Ich rutschte wieder ein Stück von ihr weg. „Versuch es.“, forderte ich sie dazu auf. Ava schüttelte den Kopf. „Ich will dich nicht überfordern, Mable.“ Ich runzelte meine Stirn. Woher kannte sie meinen Namen? „Das hast du schon um ehrlich zu sein.“ Sie lächelte wieder und rückte näher zu mir. Instinktiv machte ich einen Satz nach hinten. Sie sah mich mit großen Augen an lachte aber schließlich. „Hast du etwa Angst vor mir?“, fragte sie mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. „Du hast mich in deinem Keller eingesperrt.“, bemerkte ich und sah sie misstrauisch an. „Ich habe dir das Leben gerettet.“, korrigierte sie mich.
Ich tastete mich an der Steinwand entlang und stand auf. Ava schoss ruckartig nach oben und ergriff meinen Arm. „Setz dich wieder hin.“, befahl sie mir. Jetzt war ihre Stimme nicht mehr so süß wie eben eher herrisch. „Ich möchte raus hier. In die Natur.“, erklärte ich ihr und starrte sie an. Angstschweiß stand mir auf der Stirn doch sie schien meine Angst nicht zu bemerken. „Das geht nicht!“, zischte sie und zog erneut an meinem Arm. Ich versuchte mich mit meiner anderen Hand irgendwo festzuhalten um den Halt nicht zu verlieren. „Du kannst mich hier nicht festhalten wenn ich das nicht möchte, Ava.“ Sie lächelte leicht doch es sah sehr erzwungen aus. „Ich möchte dich nur schützen.“ Für einen kurzen Moment blitze in Ava’s Augen ein Hauch von Ehrgeiz auf, so als würde sie das verdammt ernst meinen. Doch ich traute ihr dennoch nicht. „Lass mich los.“, sagte ich in ruhiger Tonlage. Ava verstärkte ihren Griff. Ich starrte sie an, mit einer Mischung aus Zorn und Furcht in meinem Blick. Und nun spürte auch sie, dass ich mich fürchtete. Und das gefiel mir gar nicht. „Ava, lass mich auf der Stelle los.“ Ava lockerte ihren Griff ein wenig doch sie ließ mich nicht los.
„Ava …“, knurrte ich und starrte sie an. Ava’s blaue Augen sahen mich an. „Du musst mir vertrauen.“, flehte sie leicht und sah mich bittend an. Ich versuchte mein Gleichgewicht zu halten. „Wie soll ich dir vertrauen wenn du alles tust aber definitiv nicht versuchst mein Vertrauen zu gewinnen?“, fragte ich sie und presste beide Lippen aufeinander. In diesem Moment ließ Ava meinen Arm los. Ich rieb die Stelle an der sie sich festgeklammert hatte. „Mable, hör mir zu“, Ava packte mich an den Schultern und sah mich ernst an, „Ich will dir nichts böses, im Gegenteil, ich will dich schützen. Du musst mir in dieser einen Sache vertrauen. Ich weiß, dass ich es dir jetzt gerade nicht besonders leicht gemacht habe aber ich sage die Wahrheit. Da draußen geht unbeschreibliches vor und du stehst damit in Verbindung. Und ich weiß nicht warum aber du bist da draußen nicht sicher, aber hier bist du es.“ In ihren Augen glitzerten eine Träne, doch sie ignorierte sie gekonnt. Ich öffnete meinen Mund doch schloss ihn sogleich wieder, weil ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte. Sie sah mich immer noch an. Ich nickte leicht. Sie ließ mich los und lächelte leicht. Ich versuchte ihr Lächeln zu erwidern doch meins kam nur sehr gequält rüber. Sie lief an mir vorbei und stieg die Treppen zur Kellertür hinauf. Zum Schluss drehte sie sich nochmal um. „Versprech mir, dass du nichts Unüberlegtes unternehmen wirst. Ich nickte. „Versprochen.“ Ich hatte die Hände vor der Brust verschränkt so, dass sie nicht sehen konnte, dass meine Finger überkreuzt waren. Dann strahlte sie mich nochmal an ehe sie die Tür öffnete und mich im Dunklen zurück ließ.

Der Fenstergriff, mit dem das Kellerfenster verschlossen war, war locker. Das Fenster an sich war verschlossen doch der Griff wackelte so, dass ich ihn öffnen könnte wenn ich mich nur geschickt genug anstellte.
Mit zitternden Händen drehte ich den Fenstergriff und versuchte herauszufinden, in welche Richtung ich ihn drehen musste. Meine Hände fühlten sich taub an weil sie seit geraumer Zeit unangenehmer Kälte ausgesetzt waren. Ich zog meinen Pullover darüber und versuchte es erneut. Was nun eindeutig besser klappte. Im Nu hatte ich den Dreh raus und drehte den Fenstergriff sachte ab. Das Fenster sprang auf und ich legte den Fenstergriff auf den Boden. Ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen um aus dem Fenster schauen zu können. Ich sah eine Grünfläche, die wahrscheinlich zum Garten des Hauses gehörte. Ich öffnete das Fenster bis zum Anschlag und krempelte meine Arme hoch dann setzte ich zum Sprung an. Meine Fingernägel bohrten sich in den Rasen und mit der anderen stütze ich mich am Fensterbrett ab. Ich steckte meinen Kopf aus dem Fenster und sah in den Himmel. Noch nie zuvor, war ich so froh den Himmel zu sehen. 

The Night With The Thousand Sounds (Fortsetzung von TNWTTE)Where stories live. Discover now