Chapter 5

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Ich hatte nicht erwartet, dass er mir hinten nachlief, aber es war so überraschend, weil ich dachte, dass er sonst immer so aufdringlich und nervtötend war. Ich schnaufte durch. Jetzt musste ich nur schauen, wie ich nach Hause kommen würde. Ich hatte noch kein Auto, aber ich müsste mir wohl bald eines besorgen, wenn ich so einen langen Weg hatte. Es hätte einen perfekten Sinn gemacht, wenn ich mit Harry nach Hause gegangen wäre, weil wir sozusagen im gleichen hässlichen Block wohnten, aber ich wollte das nicht, weil.. Naja, wieso eigentlich? Ich wusste das selber nicht genau, aber er war mir nicht ganz geheuer, und später würde sich auch herausstellen wieso. Ich blickte um mich und bemerkte, wie sich einen ganzen Haufen Schüler schon im Gang tummelten. Ich hörte wie Mandy und ein Mädchen namens Anorra sich unterhielten und mich dabei missbilligend ansahen. Ich hatte schon viele schlimme Sachen über sie gehört, aber was wirklich stimmte, wusste ich nicht. Man musste nur verdammt vorsichtig sein. Mandy hatte farbige Extentions in ihren pechschwarzen Haaren, zog sich immer ein enges Korsett an, dass sie unter ihrer dunkelblauen Bluse versteckte und enge Leggins, die ihre perfekte Beine schmeichelten. Jeder wusste: sie war gefährlich. Ich beschloss, einfach weiter zu laufen, wohin auch immer. Ich schlenderte den Gang entlang und plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Schulter, die mich nach hinten zog. Ich erschrak. Es war zum Glück nur Niall. "Why are you so pale?"  "You kinda scared me I guess, but I'm fine."  "Oh. I'm sorry, Mae. I just wanted to ask you if you need someone to drive you home." Gott sei Dank! Niall hatte mich noch nie im Stich gelassen, obwohl wir uns nicht allzu lange kannten.

"Actually, yes, thanks. I still don't have a car." Mir fiel auf, wie Niall mir an die Brüste starrte, aber seinen Blick gleich wieder abwandte. Was war los? Ich strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht und schaute auf mein nasses Shirt. Mein BH hatte sich ein wenig durchgedrückt und man sah die Nähte und den Abdruck von der schwarzen Spitze. Oh Gott, wie peinlich. Ich verschränkte meine Arme vor meinen Oberkörper und machte eine Grimasse. "You can change in my car, I still have a shirt of mine there."  "Thanks Niall, but I don't think that's necessary."  "Mae, you're freezing! Your whole body is shaking. You will have to change." Es war irgendwie auch süss, wie er immer auf mich aufpasste. Wir liefen zu seinem Fiat Coupe, auf den er ziemlich stolz war. Sein Vater hatte ihn ihm gekauft, er war wohl ziemlich reich, aber Niall hatte nie damit angegeben, schliesslich war er ein anständiger Junge. Dazu war er noch im Football Team unserer Schule und wir sassen im Wählfach Literatur meistens nebeneinander. Im Inneren des Autos roch es nach Niall's Deodorant und auf dem Beifahrersitz stapelten sich die CD's. "Oh, I'm sorry", entschuldigte er sich und nahm die CD's vom Sitz. Ich kannte die meisten schon, sie waren meine Lieblingsbands: The 1975, The Vaccines, Lighthouse and The Whaler und The Fray. Daneben lag noch eine CD mit Liedern, die er selber zusammengestellt hatte. Das wusste ich so gut, weil Niall und ich praktisch den selben Musikstil hatten und ich mir immer eine von seinen CDs ausleihen konnte. Als er die CDs schon weggeräumt hatte, drückte er auf seinem Radio die Play-Taste und es drang eines meiner Lieblingslieder aus seinem Lautsprecher. Er lächelte mich freundlich an und fragte mich dann: "Are you okay with that song?"  "Sure I am", lachte ich zurück. Er kannte mich zu gut. "Okay, Mae, so here we go." Er reichte mir ein graues Shirt als er mit seiner linken Hand hinter den Sessel fasste. Es war mir sicher hundert Mal zu gross, aber es roch gut und es war noch immer besser, als mit meinem nassen, hässlichen Shirt herumzulaufen. Als ich den Saum meines nassen Shirts packte und die Sicht auf meinen Busen freigab, drehte er sich sofort um und wurde etwas rot im Gesicht und ich musste mir Mühe geben, nicht loszulachen. "I-I'm sorry, I didn't mean to.." Ich merkte wie er stotterte. Wieso war das so schlimm? Niall hatte mich auch schon im Schwimmbad gesehen, er hatte auch da kein Problem damit. "Don't act like you've never seen me, Niall, why are you so ashamed?"  "No, it's just that I didn't want you to get uncomfortable."

Achso. Als ich mich schon fertig umgezogen hatte, sagte ich ihm, dass er sich gerne wieder umdrehen könne und er schmunzelt, als er bemerkt, wie gross sein Shirt an mir aussieht. Ich drückte meine Haare ein wenig aus, damit sein Hemd nicht allzu nass wird, aber er sagte mir, dass alles okay sei und ich mir darum keine Sorgen machen müsse, ich könne es ihm ja auch am nächsten Tag wieder geben. Wir sagten auf der Fahrt nicht viel, er fragte mich nur ein paar Sachen über die Literaturklasse, die wir beide besuchen und er fragte mich auch, was ich in den Ferien unternehmen würde. Ich zuckte mit den Schultern, weil ich eigentlich noch Nichts vorhatte und dann fragte ich ihn, wie seine Ferien wohl aussehen würden. Er wollte zu seinem Stiefbruder Louis fahren, er wohnte in Milford Haven und das war zwar nicht allzu weit von Bristol entfernt, aber er würde eine ganze Weile fahren müssen, bis er da ankam. Es folgte wieder einen Moment Stille, bis ich ihn fragte, wie das Wetter dort so sei. Er wisse es selber nicht genau, aber er hoffte, dass es in den Herbstferien dann nicht allzu kalt sei. Als er vor meinem Block parkte, blickte er mich noch ein letztes Mal an und fragte: "Why is your hair so full of water? Like, I am also wet, but you are literally soaked in water."  "Yeah, um, I don't know. Maybe it's because I left earlier than everyone else did." Er wollte wissen wieso ich nasser war als er und ich gab ihm einfach die dümmste Antwort, die mir gerade einfiel. Ich hatte die Schule kein bisschen früher verlassen als alle anderen, denn sie alle wurden ja gleichzeitig aus dem Gebäude gescheucht, nur war ich die, die den Feueralarm ausgelöst hatte. Beziehungsweise Harry. Das war für mich wieder so ein Moment, in dem ich mir am liebsten den Kopf gegen die Windschutzscheibe von Niall's Auto gehauen hätte. "So anyways, I need to go", riss mich Niall aus meinen Gedanken. "Yeah, sure. Thanks for the ride and your shirt."  "I'm there for you, Mae. I always will." Er schaute mir tief in die Augen und ich dankte ihm noch einmal. Ich verliess das Auto und schloss vorsichtig die Autotür. Ich winkte ihm und er lächelte erneut. Ich blieb mit dem Gefühl zurück, dass er am Schluss noch etwas gesagt hatte, aber dann verliess mich der Gedanke wieder, ich könnte ihn ja am nächsten Tag danach fragen.

The Final Moons / Harry Styles FFWhere stories live. Discover now