2: „Sei nicht so pessimistisch!"

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„Ihr werdet also einfach so umziehen?“ Meine beste Freundin Fina sah mich mit riesen Kulleraugen an. „Jap“, antwortete ich simpel.

„Und deine Mutter? Die hat doch auch einen Job!“ „Fina, glaubst du echt, meine Mutter würde diesen Streit mit meinem Vater anfangen? Er hat es beschlossen und basta. Uäh…“ Ich hatte mein Pausenbrot ausgepackt, zwei labbrige Toastscheiben mit einer undefinierbaren Pampe dazwischen. Fina betrachtete es mit einem fachmännischen Blick.

„Das ist Mayonnaise mit Eiern und… Zwiebeln.“ Ich sah sie verwirrt an, worauf sie die Augen verdrehte. „Na dein Sandwich.“ Ich drehte das Ding einmal und ließ es dann wieder angeekelt in die Butterpapierhülle fallen.

„Wirklich wissen wollte ich das nicht…“ Aber Josefina, ich nannte sie nur Fina, war längst nicht mehr an meiner Pausenmahlzeit interessiert.

„Und wann zieht ihr weg?“, fragte sie.

„Halbjahr, also in den Winterferien am ersten Samstag.“ Sie bekam große Augen, dann kniff sie sie angestrengt zusammen.

„Das sind ab Montag nur noch 2 Wochen, also…“ Sie murmelte ein paar Zahlen.

„Mit heute 17 Tage “, fiel ich ihr dazwischen. Erst schien sie beleidigt, dass ich ihre Meisterrechnung unterbrochen hatte, dann schüttelte sie aber den schmollblick ab und seufzte.

„Mann… in 17 Tagen zieht meine beste Freundin weg… wisst ihr schon, ob ihr wieder zurückzieht?“

Ich seufzte jetzt auch; das hatte ich mir auch schon überlegt und meine Eltern darauf angesprochen.

„Das steht noch in den Sternen, aber Papa hat mir ziemlich deutlich gemacht, dass er nach so einem großen Umzug so schnell nicht mehr die Heimat wechseln wird. Und Mama hat sich schon über Colleges dort informiert.“

„Colleges?!“ Fina hatte ihr eigenes Brötchen ausgespuckt. „Du…Du bist doch dann erst in der neunten Klasse!“

„Schon, aber wir werden wohl da bleiben, so lange, dass ich da aufs College gehen werde.“ Fina legte ihr Brötchen weg.

„Ich habe keinen Hunger mehr…“

XX

„Ich hab sooo Hunger!“, stöhnte Fina in der Geschichtsstunde neben mir im Flüsterton.

„Du hättest dein Brot aufessen sollen!“, zischte ich zurück. Als Antwort gab ihr Magen ein Knurren von sich.

„Wie hätte ich das sollen, wenn ich gerade erfahren habe, dass meine beste Freundin nach Amerika abhaut und vermutlich nie wieder zurückkommt!“

„Josefina, Annemieke, wollt ihr die Klasse auch an der Konversation teilhaben lassen?“, fiel uns unser Lehrer ins Wort.

„Ehm…“

„Herr Werden, was glauben sie warum die zwei geflüstert haben!“ Die ganze Klasse drehte sich zu dem Ursprung dieser Worte um. Er hing mehr statt sitzen auf seinem Stuhl und unter einem Vorhang brauner Haare blitzen zwei stechende braune Augen heraus.

„Titus, willst du nachsitzen?“ Titus, der Schönling der Klasse, oder eher Schule, ließ sich nicht beirren, sondern antwortete: „Nö, wie kommen sie darauf?“ Die Jungs sahen ihn bewundernd an und die Mädchen kicherten. Unser Lehrer schien nicht so amüsiert und bellte: „Dann sei still und stör nicht den Unterricht!“

Während Herr Werden sich wieder der Tafel zuwandte, fixierten Titus‘ Augen mich und er formte mit den Lippen ein: Nichts zu danken. Ich schüttelte den Kopf, konnte mir aber ein Lächeln nicht verkneifen.

XX

„Oh mein Gott, Ann! Er hat dich verteidigt!“, quietschte Fina, als wir nach dem Klingeln zur Bushaltestelle schlenderten.

„Er war nur frech zu Herrn Werden, nichts weiter…“

„Genau, und deswegen grinst du auch die ganze Zeit!“, erwiderte Fina und zeigte auf meine roten Wangen. „Und rot wirst du auch!“

„Das liegt an der Kälte.“

„Ja geeenau!“ Sie verdrehte wieder die Augen.

„Wenn du das weiterhin so oft machst, fallen dir irgendwann die Augen aus dem Kopf.“

„Und dir, weil du den Blick nicht von Mr Badboy wenden kannst!“ Sie wich meinem Ellenbogen aus und kicherte. „Ann und Titus, Titus und Annemieke Grünfelder… Das klingt doch gut!“

„Oder Fina und Titus Grünfelder“, warf ich ein aber sie reagierte nicht.

„Und eure Kinder heißen dann… Niall und Grant, Niall und Grant Grünfelder!“, spielte sie auf Niall Horan und Grant Gustin an. Jetzt nervte es langsam.

„Fina, sei still und hör‘ auf.“ Sie schloss sofort den Mund. Fina gehörte zu den wenigen, die mit meinen Launen umgehen konnten, eigentlich war sie die Einzige.

„Wisst ihr schon, wo ihr wohnen werdet?“

Ich war froh über den Themawechsel, aber das brachte uns gleich wieder zu meinem Problem; dem Umzug.

„Nein, aber Papas Firma sieht sich um und würde uns eine Wohnung vermitteln. Ich glaube kaum, dass wir uns ein Haus kaufen werden.“

„Und wohin genau? Brooklyn, Manhattan?“ Darauf zuckte ich nur die Schultern. „Weißt du auch, auf welche Schule du gehen wirst?“

„Ne, aber vermutlich nicht auf eine deutsche Schule sondern eine richtige High School.“ Finas Augen leuchteten.

„Oh mein Gott! Dann kannst du ja auf die Homecoming Bälle, die Sadie Hawkins und auf einen richtigen amerikanischen PROM!“ Letzteres quietschte sie in einer so hohen Tonlage, dass es vermutlich nu Fledermäuse hätten hören müssen. „Du musst mir unbedingt ein Bild von deinem Kleid, deinem Handsträußchen und vor allem deinen Begleiter schicken!“ Bei letzterem ging sie wieder in die Fledermaus-Stimmlage.

„Ja, weißt du was? Ich schnapp mir einfach schon am ersten Tag den Quarterback!“, sagte ich ironisch. Aber das mit der Ironie hatte Fina nicht kapiert.

„Ja, oh meine Güte, das wär’s doch! Das wäre fabelhaft!“

„Fina, wir sind hier nicht in einem amerikanischen Chick Flick, okay?“

„Ann, sei nicht so pessimistisch!“

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Ich weiß, ich habe gesagt, dass die Geschichte erst mal nicht weiter geschrieben wird, aber ich konnte einfach nicht anders :-) Dafür ist das Kapitel leider ein wenig kurz und langweilig, aber wie schon gesagt, ich will sie nicht einfach so nach New York ziehen lassen, da gehört noch ein bisschen Vorgeschichte dazu :-)

Ich freue mich über Votes und Feedback :-)

XOXO Nana

Everybody loves himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt