6: Cupcake, Sugar oder Darling?

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Und dann betrat ich ihn. New Yorker Boden, mein Zuhause für die nächsten 4 Jahre mindestens. Linus hatte auf dem Flug wirklich geheult, schleckte jetzt aber glücklich sein Eis. Am Morgen. Ugh. Hannelore, die alte Dame, hatte ich in der Flughalle aus den Augen verloren, schade, bis auf diese kitschige Story von ihr und ihrem Ehemann war sie ganz nett gewesen und die Bonbons wirklich lecker.

Wir griffen unser Gepäck und machten uns auf zum Taxistand. Als ich das erste Mal hinaus in die kalte Stadt trat achte ich nur; Ach du Sch… Die Leute hier waren echt… merkwürdig. Sie rannten hin und her, waren verschieden gekleidet, wie ein großer bunter Haufen Ameisen auf Ecstasy. Nachdem wir uns zu viert in ein Taxi gequetscht hatten, ließen wir uns nach Manhattan fahren.

Unsere neue Wohnung lag, wie gesagt, in Manhattan in einem eigentlich schönen Gebäude. Die Lobby war echt schick, ich hätte nie gedacht, dass wir uns so was leisten könnten. Und im Gegensatz zu unserer Wohnung in Frankfurt hatte diese hier einen Fahrstuhl. Den nahmen wir auch gleich hoch. Und ich sags euch, wenn ihr mich schnell zum Nervenzusammenbruch bringen wollt, dann steckt mich mit meiner schrecklichen Familie mit Gepäck in einen Fahrstuhl, nach einer engen Taxifahrt. Papa beschwerte sich über die Preise, Mama über die Lautstärke auf den Straßen und Linus quengelte, weil es sich mal nicht um ihn drehte. Horror.

Wir quetschten uns also raus auf den Gang, unsere Wohnung lag im vorletzten Stock.

Es war eine geräumige 5 Zimmer Wohnung plus schöner Essküche und Bad. Mein Zimmer war größer als das in Deutschland und wenn ich das Fenster hochschob, konnte ich auf das Gitter der Feuerleiter klettern und hätte sowas ähnliches wie einen Balkon. Das tat ich auch direkt.

Es war trotz dem typischen Stadtlärm entspannend da zu sitzen, den Rücken an die Wand zu lehnen und auf die Straßen New Yorks zu blicken. Endlich konnte ich durchatmen und war für mich allein, hier gefiel es mir am besten.

„Aber Hallo, wer bist du denn?“ So viel zum Thema allein. Ich sah mich nach der Herkunft der Stimme um. Es war definitiv die eines Jungen gewesen, so ca mein Alter und schon fast den Stimmbruch überstanden. Das Gitter über mir polterte und schon kurz darauf kletterte eine Gestalt die Leiter zu meiner Ebene runter, das in einer ganz schönen Schnelligkeit. So geschickt wie das aussah, musste er das wohl öfters tun.

Es war tatsächlich ein Junge, obwohl er mindestens einen Kopf größer als ich war und auch breitere Schultern hatte. Er hatte dunkle Haare und verblüffend blaue Augen, dazu noch das vermutlich frechste Grinsen, das ich je gesehen hatte. Er sah wirklich gut aus, wirklich, richtig gut, was für mich gleich hieß: Eingebildeter Idiot. Er grinste mich also an und ich hob eine Augenbraue.

„Du bist neu hier?“ Blitzmerker! Aber ich nickte nur. „Aha, wann bist du angekommen?“ „Gerade eben…“ „Wo kommst du her?“ „Wie heißt du?“ Jetzt wollte ich auch mal was über ihn erfahren. Er schien irgendwie über meine Frage überrascht. Dann fing er sich wieder und grinste mich an.

„Isaac, Isaac Jeremiah Benjamin Hayes.“ Ich musste über seine Fake-Arroganz lachen und antwortete im selben blasierten Ton: „Annemieke, Annemieke Evalotte Katherina Gerber.“

Isaac riss die blauen Augen auf.

„Du verarschst mich, oder?“ Ich schüttelte lachend den Kopf, worauf er ein paar mal versuchte meinen Namen richtig auszusprechen. Er scheiterte bereits bei Annemieke kläglich. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: „Ach, was soll’s, ich nenne dich Annie.“

„Annie?“

„Was wäre dir denn lieber? Cupcake? Honeyboo? Sugar? Sweetie? Darling? Whipped cream with cherry on top?” Dieses mal riss ich die Augen auf.

“Bitte? Was war das letzte?” Er überging das.

„Also doch Annie?“ Er ließ mir überhaupt keine Zeit für eine Antwort. „Jedenfalls, wohnst du in der Wohnung? Ist das dein Zimmer?“ Er zeigte auf mein Fenster. Wieder nickte ich. „Cool, ich wohne in der Wohnung über euch.“

„In welcher?“ Bis jetzt waren immer zwei Wohnungen auf einem Stockwerk gewesen. Doch Isaac schmunzelte leicht.

„Na ja, da oben ist nur eine Wohnung…“

„Jaja…“, erwiderte ich sarkastisch.

„Komm, ich zeig’s dir, wenn du willst!“ Ich spielte kurz mit dem Gedanken einfach hinterher zu klettern. Er streckte seine Hand aus und ich wollte sie nehmen. Aber etwas hielt mich zurück. Ich meine, ich kannte ihn ja nicht wirklich… Er deutete mein Zögern richtig und ließ die Hand sinken.

„Warum willst du nicht kommen? Vertraust du mir nicht?“ Wieder zuckte ich mit den Schultern und wieder deutete er es richtig. Der Junge ist gut! Oder er verstand mich irgendwie.

„Schon okay, irgendwann wirst du mir genug vertrauen…“ Beim letzten Teil umspielte ein amüsiertes Lächeln seine Lippen. „Anyway, ich weiß ja, wo ich dich finden kann…“ Er grüßte kurz mit der Hand und schon verschwand er wieder.

Okay das war merkwürdig gewesen. Sehr merkwürdig.

Everybody loves himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt