Pech ohne Ende

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Hermine:
Verwirrt runzelte ich die Stirn und blickte Malfoy ins Gesicht. Ich blieb an seinen schönen grauen Augen hängen. Diese Augen faszinierten mich. Sie schienen ihre Farbe zuwechseln, je nach Gemütszustand. Wenn er glücklich war, und zwar wirklich glücklich, dann hatten seine Augen die Farbe eines wolkigen Herbsthimmels, kühl, aber nicht so, dass man frieren würde, sondern eher so, dass man sich gerade wohl fühlt- nicht zu warm und nicht zu kalt-, aber trotzdem wunderschön. Sobald er jedoch andere Schüler runtermachte waren seine Augen wie kalte Steine, hart und unnahbar, als hätte er einen Mauer vor seinen Gefühlen gebaut. Und dann gab es noch eine dritte Emotion, Wut. Wenn Malfoy wütend war, schienen sich seine Augen zu verdunkeln, als würde ein Gewitter oder ein Sturm aufziehen.

Im Moment waren seine Augen einfach nur schiefergrau, neutral, weder feindselig noch freundlich. Als er merkte, dass ich dabei war mich in diesen verdammt interessanten Augen zu verlieren,  grinste er selbstbewusst und flüsterte: "Mach ein Foto, hält länger."

Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, riss ich mich von seinem Anblick los. Immer diese Sprüche. Als würden die Mädchen reihenweise für ihn Schlange stehen. Tun sie doch auch, mischte sich eine leise Stimme in meinem Kopf ein. Ja, das stimmte schon, aber nun mal nicht jede. Und ich ganz sicher nicht. Er war ein selbstsüchtiges, feiges, sadistisches Schwein. Da konnte er noch so gut aussehen.

Wütend richtete ich meinen Blick wieder auf McGonnagal und versuchte Malfoy zu ignorieren, der mir zuzischte: "Nicht, dass ich dich ein Foto von mir machen lassen würde. Das wäre unter meinem Niveau. Ich meine, ein Foto von mir in den Händen eines Schlammbluts?" Er lachte verächtlich.

"Mr. Malfoy?", McGonnagals Stimme klang bedrohlich ruhig, wie die Ruhe vor dem Sturm, "Nach der Stunde. An meinem Pult." Malfoy verdrehtedie Augen und antwortete dann genervt: "Ja. Wenn's sein muss." Dann wurde ihm wohl bewusst wie unhöflich das klang und er fügte noch ein missmutiges "Professor" hinzu.

Ich schweifte mit meinen Gedanken wieder zu dem eben geschehenen. Warum hatte Malfoy zurückgelächelt?! Okay, wahrscheinlich war es auch nicht wirklich normal, dass ich Malfoy anlächelte, aber ich war in dem Moment einfach so froh gewesen nicht mehr neben Ron sizen zu müssen, dass mir selbst die Gesellschaft eines Knallrümpfigen Kröters recht gewesen wäre.

Aber Malfoy? Er hatte keinen Grund zu lächeln, oder? War das Lächeln überhaupt echt gewesen? Ich wusste es einfach nicht. Seine Fassade war so gut, dass ich nicht mehr wusste, welches Lächeln echt war und welches aufgesetzt. Nicht, dass ich das je wirklich gekonnt hatte, aber bisher hatte meine Menschenkenntnis ausgereicht.

Ich versuchte mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Malfoys Beweggründe würde ich in dieser Stunde eh nicht mehr herausfinden. Bei McGonnagals nächster Frage meldete ich mich auch prompt und kassierte einen anerkennenden Blick von ihr und einen abfälligen von Malfoy. So verlief der Rest der Stunde und ich musste einmal in meinem Leben zugeben, dass ich froh war neben Malfoy zusitzen.

Aber auch nur, weil ich dann nicht neben Ron saß. Malfoy war das kleinere Übel.

Am Ende der Stunde rollte ich meine Pergamentrolle zusammen und packte meine Feder weg. Malfoy, der sich auf den Weg zum Pult machte, stieß mich zur Seite, sodass ich das Tintenfass traf, das auf meinem Tisch stand. Die ganze Tinte spritzte über den Tisch und auf meinen Umhang.

"Kannst du nicht aufpassen?", fragte ich aufgebracht, während ich in meiner Tasche nach meinem Zauberstab kramte um die Sauerei zu entfernen. Ohne auf mich einzugehen lief Malfoy weiter. Verärgert schüttelte ich den Kopf. Inzwischen hatte sich der Klassenraum geleert. Nur noch Malfoy, Harry, Ron und ich waren geblieben.

Das Schicksal meinte es in letzter Zeit wirklich nicht gut mit mir. Harry und Ron warfen mir beide einen abschätzigen Blick zu, was die Tränen in meine Augen steigen ließ. Nicht weinen! Ich atmete tief durch und straffte dann die Schultern. Schnell führte ich einen Reinigungszauber durch, der die Tintenflecken auf dem Tisch und meinem Umhang verschwinden ließ. Dann warf ich mir meine Tasche über die Schulter und wollte das Klassenzimmer gerade verlassen, als McGonnagal, die bis gerade leise mit Malfoy gesprochen hatte, mir zurief, dass ich noch kurz bleiben sollte.

Rache Ist Süß (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt