Der Raum der Wünsche

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Hermine:
Ich fühlte den kalten Steinboden unter meinen Knien und die Leere in meiner Brust. Man sagt, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nun ja, dann war ich wohl bei meinem 'Zuletzt' angekommen. Denn meine Hoffnung war gestorben. Noch nicht mal in dem Moment, als Harry 'Verräter' gezischt hatte. Nein, in dem Moment als er mich mit dieser Mischung aus Enttäuschung und Ekel, ja, fast schon Hass gemustert hatte, als wäre ich... unter seiner Würde.

Manche Blicke sagen mehr als tausend Worte.

Was war auf dem Quidditchfeld geschehen? Was hatte ich getan, dass Harry mich so ansah, mir so etwas antat?

Ich wusste es nicht und würde es wahrscheinlich auch nie erfahren. Lautlose Schluchzer schüttelten meinen Körper und ich tat etwas, dass ich noch nie getan hatte und von dem ich mir geschworen hatte, es niemals zu tun: Ich gab auf. Ich ließ mein letztes bisschen Kampfgeist los und ließ mich einfach fallen.

Eigentlich war ich keine Person, die leichtfertig aufgab. Ich war eine Kämpfernatur, eine Gryffindor. Aber wie viel Leid kann eine Person aushalten bis sie daran zerbricht? Harry und Ron waren meine besten Freunde; der eine sogar die Liebe meines Lebens. Und dies hatte man mir genommen.

Man hatte mir innerhalb einer Woche mein Herz, mein Lachen, meine Hoffnung und meinen Stolz genommen. Verzweifelt blickte ich auf und sah, dass eine große Menge an Schülern im Kreis um mich herum stand. Mitleidige, verwirrte und, von den Slytherins, hämische Blicke trafen den meinen, als ich ihn durch die Eingangshalle schweifen ließ.

Dann hörte ich plötzlich hastige Schritte hinter mir. Ich machte mir nicht die Mühe mich um zudrehen, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. "Alles wird gut. Komm mit, Mine", flüsterte Ginny hinter mir mit leiser, beruhigender Stimme.

Ich nickte mechanisch und stand auf. Ginny griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Die Schüler, die um uns herum standen fingen an zu tuscheln.

"Was war das gerade?"

"Hast du gehört, was Harry gesagt hat?"

"Arme Hermine! Erst die Sache mit Ron und jetzt auch noch Harry..."

Ich schlug meinen Blick nieder, ignorierte die Kommentare und stolperte hinter Ginny her. Harry und Ron hatten es geschafft mich zu brechen. Schon wieder hatte ich Tränen in den Augen und drohte zu fallen.

Wir kamen vor einer unscheinbaren Wand im siebten Stock zu stehen. Irgendwie kam mir diese Wand bekannt vor. Ich wusste gerade nur nicht, woher ich sie kannte. Bevor ich fragen konnte, setzte sich Ginny abermals in Bewegung. Sie ging dreimal an der Wand entlang und murmelte dabei etwas, die Augen in Konzentration zusammen gekniffen.

Lautlos erschien in der eben noch leeren Wand eine große, massive Eichenholztür. Innerlich schlug ich mir mit dem Zauberstab gegen die Stirn. Natürlich! Der Raum der Wünsche. Ich musste wirklich sehr neben der Spur sein.

Ich wollte gerade fragen, warum wir hier waren, als Ginny die Tür mit einem leisen Quietschen öffnete. Sie trat ein und ich folgte ihr. Staunend blickte ich mich um.

Der Raum war nicht besonders groß, aber auch nicht beengt - gerade richtig für zwei Personen. Die Wände waren aus Ebenholz und hatten keine Fenster, was mich jedoch nicht störte. In der Mitte des Raumes stand ein großes Sofa aus hellem Leder. Seufzend ließ ich mich aufs Sofa fallen und nahm den Kamin in Augenschein, der sich mir gegenüber befand und in dem ein wärmendes Feuer prasselte. Das Feuer verströmte außerdem ein sanftes orangerotes Licht, dass den gesamten Raum etwas magisches, wunderschönes verlieh. Insgesamt war der Raum sehr spärlich eingerichtet und trotzdem hatte er etwas atemberaubendes an sich. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas in diesem Raum fehlte. Ich kam jedoch ni ht darauf, was es war.

Rache Ist Süß (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt