Egal

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Hermine:
Panik überkam mich beim Geräusch des zerbrechenden Glases. Ich ahnte bereits, wer es verursacht hatte und schloss die Augen. Zittrig atmete ich ein, zählte bis drei, öffnete die Augen wieder und drehte mich langsam um. Meine Befürchtungen stellten sich als wahr heraus: Vor mir stand Draco.

Er sah geschockt aus, verletzt und irritiert. In seinem Gesicht stand in diesem Moment so großer Schmerz, dass mir vor Reue schlecht wurde und mein Herz wie das Glas vor wenigen Sekunden in tausend Scherben zu zerbrechen drohte. Nein, noch war nicht alles verloren. Wenn ich ihn von der Wahrheit überzeugen könnte; davon, dass ich ihn nicht nur benutzt hatte; dass er mir wirklich viel bedeutete, vielleicht sogar mehr als ich mir selbst eingestand, dann konnte alles so werden  wie es noch vor einer Minute gewesen war.

"Draco", flüsterte ich heiser.

Er konnte mich über die Musik, die immer noch spielte wahrscheinlich nicht hören, aber das konnte ich im Moment nicht ändern, da ich einfach nicht die Kraft fand, laut genug zu sprechen um die Musik zu übertönen.

Draco schien sich währenddessen aus seiner Schockstarre zu lösen und tat einen Schritt auf mich zu, dann noch einen. Erleichtert lächelte ich, er hatte mich auch ohne Worte verstanden. Er wusste, dass ich den Plan schon vor langer Zeit aufgegeben hatte um auf mein Herz zu hören.

Meine Hoffnung wurde binnen Sekunden zunichte gemacht, als Draco mich grob am Arm packte und durch die Menge in Richtung Ausgang zog. Ich nahm gerade noch Harrys empörten Aufschrei wahr,  dann wurde er von der tanzenden Menge verschluckt. Wehrlos stolperte ich Draco hinterher. Er riss schwungvoll die Tür auf und schleifte mich auf den menschenleeren Gang. Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss und trennte uns somit von allen anderen. Es hatte etwas endgültiges an sich.

"Draco, ich... du musst mir glauben, es-", setzte ich fast schon schluchzend an, doch er unterbrach mich barsch.

"Ach komm schon Granger. Glaubst du, ich falle darauf rein? Hältst du mich wirklich für so blöd? Was denkst du? Dass ich jetzt wieder zu dir angekrochen komme, weil du mir ja so viel bedeutest?"

"Nein, Draco. Das ist es nicht. Ich-", protestierte ich verzweifelt, doch er hörte mir nicht zu. Der Schmerz auf seinem Gesicht war Gleichgültigkeit gewichen. Das war etwas, was ich dort nie mehr hatte sehen wollen. Diese Kälte brach mir mein Herz fast noch mehr als seine Worte vorhin.

Worte konnten gelogen sein, Gesichtsausdrücke vorgetäuscht,  aber Augen... Augen waren das Tor zur Seele. In ihnen fand man oftmals eine Wahrheit, die sonst verborgen geblieben wäre. In Dracos Augen erkannte ich stumpfe Gleichgültigkeit. Ich war ihm vollkommen egal. Mir wäre es sogar lieber gewesen, wenn ich Hass oder Wut gesehen hätte. Das waren wenigstens Gefühle. Etwas mit dem ich umgehen konnte, doch diese Leere machte mich fertig. Nichts von der Wärme oder Freundschaft, die ich in den letzten Wochen zu sehen geglaubt hatte. Welcher Teil von ihm war gespielt?

Der Draco, mit dem ich die letzten Wochen verbracht hatte oder der, der jetzt vor mir stand? Der Draco, den ich zu schätzen gelernt hatte oder der, den ich kaum erkannt hatte? Der Draco, der mich ansah, als gäbe ich seinem Leben Hoffnung oder der Draco, der mich mit einem Blick musterte, als hätte ich keinen Platz in seinem Leben? Der Draco, den ich liebte oder der, den ich so gerne hassen würde?

Ja, in diesem Moment gestand ich mir ein, dass ich Draco liebte. Ich hatte mich in den Draco der letzten Wochen verliebt.  Und was wenn genau dieser Teil gespielt war, wie mir mein Verstand weismachen wollte? Doch ich konnte ihn nicht aufgeben. Noch nicht.

"Du lässt mich ja noch nicht einmal zu Wort kommen. Du willst gar nicht, dass ich dir eine Erklärung liefere", sagte ich mit fester Stimme.

Er zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Was für eine Erklärung soll das bitte sein? Wie sehr du das Wiesel doch liebst und mich dafür benutzen musstest, aber es tut dir ja so leid und du wolltest mich da eigentlich gar nicht mit reinziehen? Spar dir deine Worte. Mit dieser Masche kommst du bei mir nicht weit. Du bedeutest mir nichts."

Rache Ist Süß (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt