Drei Leben

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Draco:
Entsetzt starrte ich den Brief an. Niemals hätte ich meinem Vater zugetraut, dass er mich so an den Dunklen Lord verriet. Es war unfassbar. Langsam aber sicher schien Panik mich zu übermannen. Ich wollte nicht zu ihm. Nicht in diesen großen, leeren Saal mit den Todessern, die reglos an der Wand standen. Vor ihnen der Dunkle Lord mit seiner meterlangen Schlange.

Wie gestern schon stand mir plötzlich und ihne Vorwarnung eine Erinnerung vor Augen.

Ich befand mich in einem großen, von Kerzen beleuchteten Saal ohne Fenster. Gegenüber sah ich die schwere Eichenholztür, durch die ich vor nicht allzu langer Zeit noch getreten war.

Jetzt stand ich zwischen den Todessern. Ich war ein Teil von ihnen, gehörte dazu und trug eine zentnerschwere Last auf meinen Schultern. Die Last meiner Aufgabe. Die Last Dumbledore zu töten.

In diesem Moment öffnete sich die Tür mit einem leisen Quietschen. Ein Mann trat verängstigt ein. Seine zögerlichen, zaghaften Schritte hallten von den Steinwänden. Ich verstand wie der Mann sich fühlte. Allein, hilflos und ausgeliefert. Ohne Schutz vor dem Dunklen Lord. Der Mann kam noch näher. Jetzt konnte ich seine Gesichtszüge im flackernden Kerzenlicht erkennen.

Ausgezehrtes Gesicht, hohle Wangen und stark hervortretende Wangenknochen. Seine Lippen waren spröde und aufgesprungen, seine schwarzen Haare hingen ihm matt und glanzlos in die Stirn. Auch seine Augen hatten jeglichen Glanz verloren und saßen tief in den Höhlen.

Er trug zerrissene und abgetragene Kleidung, die zur Schau stellten, wie abgemagert er war. An den Handgelenken sah ich blutige Striemen. Anscheinend hatten ihm die Eisenringe, die Arme aufgeschürft. Denn dieser Mann war ein Gefangener des Dunklen Lords. Schon mehrere Tage und Nächte hatte er im Kerker zugebracht ohne das Sonnenlicht oder den Sternenhimmel sehen zu können.

Er war nun knapp zwei Meter von uns entfernt und der Dunkle Lord trat hervor.

"Das", sagte er an uns gewandt, "ist der bulgarische Zauberstabmacher Ivan Petrov. Er lebt jetzt seit zwei Jahren in England und hat sich auf außergewöhnliche Zauberstäbe spezialisiert."

Verwirrung breitete sich unter den Todessern aus. Wieso brauchte er einen neuen Zauberstab? Doch niemand stellte ihn in Frage. Niemand.

"Ihr fragt euch, warum ich einen neuen Zauberstab brauche?", flüsterte er heiser. Dann stieß er ein
Schlangen ähnliches Zischen aus, das Petrov zusammen zucken ließ.

"Ich bin der mächtigste Zauberer. Und deshalb gebührt mir auch der mächtigste Zauberstab", erklärte er ruhig. Zu ruhig für meinen Geschmack. Wie die Ruhe vor dem Sturm.

"Der Elderstab. Petrov soll mir alles über ihn verraten. In unseren letzten Gesprächen hat er eisern geschwiegen, doch ich denke, das wird sich jetzt ändern. Ich könnte, Legilimentik benutzen, ich könnte Imperio benutzen. Doch wo bleibt da der Spaß?" Die Lippen des Dunklen Lords kräuselten sich zu einem Lächeln.

Langsam holte er seinen Zauberstab hervor. Petrov bebte vor Angst und doch schien er nicht vor zuhaben zu reden. Der Dunkle Lord richtete seinen Zauberstab auf Petrov und flüsterte leise, fast zärtlich: "Crucio."

Petrov krümmte sich vor Schmerzen am Boden und schrie in Todesqualen. Sein Schrei ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Lässig hob der Dunkle Lord den Zauberstab und löste den Zauber. Schwer atmend stützte Petrov sich in eine sitzende Position. "Das war ein kleiner Vorgeschmack", verkündete der Dunkle Lord kalt. "Du kannst die Schmerzen beenden. Du kannst dafür sorgen, dass es aufhört. Du musst mir nur sagen, was du weißt."

Petrov schüttelte den Kopf. Er würde nichts sagen.

"Na gut. Wie du willst", antwortete der Dunkle Lord und lächelte erneut kalt. Es bereitete ihm Genugtuung andere Wesen leiden zu sehen. "Wie geht es denn deiner Frau? Anne, richtig? Und deiner Tochter? Lillian, nicht wahr?", fragte der Dunkle Lord.

Rache Ist Süß (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt