Harry sieht auch nach dem Essen nicht erfreut aus. „Ich bin satt, aber es hat mir nicht geschmeckt."
„Dazu gibt es Essen auch nicht. Hier isst man um zu überleben und um Kraft und Energie zu haben. Wir haben keine Wahl, aber sicherlich ist das schwer für dich zu verstehen." Vielleicht klingen diese Worte aus meinem Mund etwas bissig.
Wir bezahlen und verlassen das Diner. Draußen reibe ich mir die Arme und zittere.
Es ist kalt geworden und es wird gerade dunkel.
Harry schaut in den Himmel. Wahrscheinlich um einen Mond zu sehen oder Sterne.
„Was ist das da neben dem Mond?", fragt er und deutet auf etwas Helles im dunklen Nachthimmel.
„Die anderen Monde", antworte ich. Dann ziehe ich ihn mit mir. „Komm, ich will nach Hause. Und ich will endlich meine Familie wieder sehen."
Wir gehen ein paar Blocks weiter, bis wir das Hochaus erreicht haben, in dem ich und meine Familie residieren.
Die Welt ist geschlechtsneutral, aber da sind zwei Worte, die wir trotz alledem behalten haben.
Vater und Mutter.
Eine Mutter ist eine Person, die ein Kind auf die Welt gebracht hat oder ihre Eizellen gespendet hat.
Ein Vater ist die Person, die zum Kind das Sperma beigetragen hat.
Nur wenn man eine Mutter ist, ist man nicht unbedingt eine Frau und nur wenn man Vater ist nicht unbedingt ein Mann.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich die beiden Begriffe vom ursprünglichen Geschlechtersystem getrennt.
Ich lebe mit meinen jungen Geschwistern und meiner Mutter.
Meine Mutter ist eine wundervolle Person und ich liebe sie sehr.
Sie meint sogar, ich liebe sie zu sehr.
Ich lege meinen Daumen auf das Pad an der Tür und diese öffnet sich.
„Willkommen Louis Tomlinson", sagt die Stimme des Treppenhauses.
Auch das Wort behielten wir. Es gibt nur noch wenige Treppen und auch hier sind keine mehr vorhanden, aber es nennt sich immer noch Treppenhaus.
Harry und ich steigen in den Fahrstuhl und der Fürst dreht sich einmal um sich selbst.
Ich muss kichern. Das erinnert mich daran wie sich die Kläffer von Carmen immer umdrehten...
„Was passiert jetzt?"
„Das ist nur der Fahrstuhl. Der bringt uns zur Wohnungstür." Ich lächle Harry beruhigend an.
Der Fahrstuhl stoppt schließlich und öffnet sich.
Wir sehen eine mir bekannte Wohnungstür, die wieder mit einem Pad ausgestattet ist.
Ich hüpfe zur Tür und drücke meinen Finger auf das Pad.
Harry beobachtet mich misstrauisch. Es muss eine sehr krasse Umstellung sein. Er hat sein ganzes Leben in einer Zeit verbracht die Technik und Forschung verbot.
Und ich lebe in dieser Zeit. In der alles möglich ist.
Fast alles.
„Willkommen BooBear", sagt die Haustür.
Ich höre gedämpftes Kichern.
„Nein! Nicht schon wieder!", ärgere ich mich gespielt.
Das machen meine Geschwister immer. Sie stellen die Stimme der Tür in einen meiner peinlichen Spitznamen um.