|:| 11 |:|

1.2K 180 44
                                    

Es wird kritisch, als Harry den Hebel soweit durchdrückt, dass er nahezu abbricht.

„Hier kann ich die Koordinaten eingeben", murmelt er und tippt auf einer Tastatur. Er braucht lange, ist offensichtlich nicht an eine Tastatur gewohnt.

Ich höre wie mein Herz laut klopft, als ein Warndreieck blinkt und uns vor Überhitzung warnt.

„Warnung, Warnung", sagt die Stimme des Computers immer wieder.

ich sehe mit großen Augen nach vorne ins All.

„Gleich müsste es..." Harry lässt sich von der Stimme nicht stören, drückt ein paar Knöpfe, von den ich bezweifle, dass er überhaupt weiß wofür sie sind, und drückt den Hebel erneut bis nach ganz hinten.

Es macht Knack und mein Herz fliegt mir in meinen linken Schuh.

Der Hebel ist kaputt. Harry muss so eine enorme Kraft aufgewandt haben um den Hebel zu ziehen, dass er nachgegeben hat.

„Beschädigung des Hebels führt zur unkontrollierbarer Geschwindigkeit", meint die Computerstimme ruhig.

„Harry!", schreie ich nur entsetzt. Am liebsten würde ich ihn vom Pult wegschubsen und selbst fliegen, aber ich habe leider keine Ahnung. Ich kenne mich mit Zeitmaschinen bestens aus, aber Raumschiffe? Da endet es.

Also kann ich nur da sitzen, innerlich mein Testament auf meinem Implantat schreiben und zusehen, wie wir durch die Sterne fliegen, einmal fast gegen Pluto knallen und schließlich das Sonnensystem verlassen.

„Mit dieser Geschwindigkeit sind wir in einer Stunde da." Zufrieden setzt sich Harry auf seinen Platz neben mich und schnallt sich an.

Ich beäuge ihn nur mit funkelnden Augen. „Du hast aber schon mitbekommen, dass wir wegen dir jetzt wahrscheinlich bis ans Ende des Universums fliegen und da verrecken werden, oder?"

„Das Ende des Universums ist so weit weg, dass uns vorher der Tank leer gehen würde", meint Harry nur neutral und zuckt mit den Schultern.

„Ich hasse dich. Weißt du das eigentlich? Ich hasse dich so sehr Harry Styles!", jammere ich verzweifelt.

Harry antwortet nicht. Er schmunzelt und sieht dem Raumschiff beim Fliegen zu.

Als der Tank leer ist, weil wir so unglaublich schnell rasen, füllen wir ihn wieder nach. Harry schneidet sich seine Wunde erneut auf und lässt sein Blut in den Tank tropfen.

Als das passiert ist, gibt es einen Ruck und das Raumschiff gewinnt an Geschwindigkeit.

„Was bist du eigentlich für ein Alien?", brülle ich gegen den Lärm der Motoren.

Harry schweigt, setzt sich wieder und drückt ein paar Knöpfe.

Es erscheint eine Karte und dann gibt er weitere Koordinaten ein.

„Fliegt das Ding gerade von selbst?"

„Es peilt den Turm an, Louis. Wir haben einen Signal-Turm auf Home."

„Damit ihr immer nach Hause findet?" Ich kann mich nicht zusammenreißen und muss einfach mit den Augen rollen.

Das Warndreieck ist mittlerweile verschwunden. Der Computer scheint aufgegeben zu haben.

„Wenn ich wegen dir in einem Raumschiff explodiere, dann werde ich dich im Himmel gewaltig nerven."

Harry lacht. „Ich glaube, dass du mich im Himmel eh nicht finden wirst."

Der Flug dauert eine Ewigkeit und ich muss auf die Toilette, traue mich aber nicht aufzustehen. Auch wenn der Druck nicht größer als in einem Flugzeug oder in einer der Raketen der SpaceStation ist, wage ich es nicht mich abzuschnallen. Das letzte Mal, als ich der Meinung war, ich bräuchte keinen Gurt, habe ich mich eine Viertelstunde übergeben.

Mir fällt auf, dass wir keinen Proviant haben.

Mir fällt auf, dass die Sterne um uns herum mehr werden.

Mir fällt auf, dass Harry sich wieder zwei Knöpfe zugeknöpft hat.

Aber mir fällt nicht auf, dass wir auf einem Planeten landen.

Ich merke es erst, als das Raumschiff rumst, Harry lacht und der Hebel zurück springt.

„Zielort erreicht. Der Zielort existiert nicht", sagt die freundliche Computerstimme.

Ich sitze die ersten fünf Minuten nur da und atme schnell. Ich hätte jetzt gern eine Tüte, in die atmen könnte.

Aber stattdessen habe ich einen Harry, der mich vorsichtig abschnallt.

Ich starre ihn leblos an.

„Wir sind da. Das hier ist Home."

Das Strahlen verschwindet auch nicht von Harrys Gesicht, als es zu regnen beginnt.

Und ich muss ein paar Mal blinzeln, bis ich die Umgebung draußen einordnen kann.

Ich bin auf einem fremden Planeten. Nicht die Erde, nicht der Mars, sondern Home.

Der Planet heißt Home?

Ich stutze. Wie kann ein Alien-Planet, der Lichtjahre von der Erde entfernt ist, wie das englische Wort für Zuhause heißen?

Ich stehe schwankend auf und halte mich an Harry fest. Dieser reibt mir über den Rücken. „Wehe du spuckst auf mich."

„Nein", sage ich lallend. Es dreht sich immer noch alles und ich weiß nicht, ob ich mein Versprechen halten kann und nicht auf Harry kotze.

„Fühlst du dich in der Lage kurz allein stehen zu bleiben? Ich muss dir nämlich noch etwas sagen."

„Und dafür muss ich allein stehen?", quengele ich. Ich will liegen und schlafen. Vielleicht so 16 Stunden wäre gut.

„Wie du weißt, kann ich deine Gedanken kontrollieren. Nicht sehr viel und nicht bei großen Entscheidungen, aber schon sehr, wenn man beachtet, dass du das kein Stück kannst. Nun sind wir auf einem Planeten, wo das so gut wie jeder kann. Ich möchte nicht, dass du Sachen machst, die du nicht willst und du möchtest das sicherlich auch nicht. Deswegen müssen wir unser Blut verbinden. Das klingt jetzt drastisch, aber ich drücke meine Wunde einfach nur gegen deine. Dann bist du so in etwa für 24 Stunden sicher und kannst von anderen nicht kontrolliert werden."

Ich sehe Harry fragend an. „Aber ich habe keine Wunde."

Harry seufzt. „Na ja..." Er krempelt den Ärmel meines Hemdes hoch und ratscht mit einem spitzen Fingernagel über meinen Arm.

Sofort blutet er.

„Aua", schreie ich und versuche mich los zu reißen.

„Nicht Louis... Lass mich das machen."

„Ich habe dir das nicht erlaubt! Du hast mir wehgetan."

Harry scheint genervt. „Halt still, dann ist es schneller vorbei."

Er lässt mich los und ich bewege mich nicht.

Dann reißt sich Harry zum dritten Mal an diesem Tag seine Wunde auf und presst sie gegen meine.

Es brennt höllisch und ich muss wimmern.

Ich will Harry treten.

Und das tue ich dann auch.

„Louis, wie alt bist du, verdammt!", motzt Harry mich an.

Nach zwei Minuten lässt er komplett von mir ab. „Das müsste reichen."

Ich schnaube und tupfe mir die Wunde etwas mit meinem anderen Ärmel. Jetzt habe ich an beiden Seiten Blut.

„Du bist wirklich anstrengend, Louis", schüttelt Harry den Kopf und dreht sich in Richtung Ausgang.

meinungen zum kapitel? jamie xx

lost track | larry ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt