Der Club lag nur wenige Gehminuten von Kate's Wohnung entfernt. Wir sparten uns das Geld fürs Taxi und hofften auf etwas Ernüchterung. Shawna hackte sich bei mir unter und flüsterte mir zu:"Alles okay, Val?" "Jaja, natürlich."
Trotz meines hohen Alkoholspiegel war ich immer noch steif und konnte mich nicht öffnen. Ich ärgerte mich über mich selbst. Sie hatten mich kommentarlos mit offenen Armen in ihrer Gruppe aufgenommen, nachdem ich so hart auf den Boden aufgekommen war.
"Du siehst übrigends toll aus. Mir gefällt dein Kleid!"
Überrascht blickte sie an sich hinab und begann zu lächeln. Shawna hatte ihre wilden Latinolocken mit einen Haarreif nach hinten geschoben. Dadurch kam ihr Gesicht noch besser zur Geltung.
Ihre dunklen Augen und die vollen Lippen ließen sie atemberaubend aussehen. Zusammen mit dem paillettenbesetztem Kleid und der hohen Schuhe kamen ihre Kurven besonders gut zur Geltung.
"Wir wechseln jetzt nicht das Thema, Schätzchen. Em hat mir von deinen Albträumen erzählt."
Im Geiste verdrehte ich die Augen und warf Emelie einen bösen Blick zu. Sie ging ein paar Schritte hinter uns und schürzte entschuldigend die Lippen.
"Es ist alles in Ordnung. Ich brauche nur wieder etwas mehr frische Luft, dann hören diese Hirngespinste wieder auf."
"Vielleicht solltest du versuchen es dir von der Seele zu reden. Das kann manchmal Wunder bewirken."
"Ja vielleicht. Aber im Moment bin ich noch nicht bereit dazu."
"Wenn du es bist, vergiss nie dass ich immer da bin und ein offenes Ohr habe."
Sie lächelte mir aufmunternd zu und ich tat es ihr gleich.
"Danke Shawna."
Wir erreichten den Eingang und zu unserer Erleichterung mussten wir nicht lange warten um hinein zu gelangen. Der Club war schon gut gefüllt und wir ergatterten noch die letzten Plätze an der Bar.
Zwei Cranberry-Vodka später stieß Tatjana zu unserer Gruppe. Wir hatten uns schon einige Zeit nicht mehr gesehen und so begannen wir sofort uns zu unterhalten und Shots zu bestellen.
"Ich glaube ich habe schon ewig nicht mehr so viel getrunken!" Kichernd hielt sie sich die Hand vor dem Mund und griff bereits nach dem nächsten Glas.
"Dann wird es höchste Zeit wieder damit anzufangen!" Ich prostete ihr zu und leerte das Glas.
Der bittere Geschmack rann meine Kehle hinab und ich erschauderte. Lächelnd hielt mir Tat eine Zigarette entgegen und ich nahm sie dankbar entgegen.
"Ich wusste gar nicht wie trinkfest du bist!" Ich zog ein Feuerzeug aus meiner Tasche und zündete sie mir an.
"Wir hatten nicht viel Gelegenheit gemeinsam auszugehen oder?"
Ich bekam ein schlechtes Gewissen und murmelte:"Du weißt ja wie ich war. Total abhängig und verliebt. Blind und dumm."
"Sei nicht zu hart zu dir. Ich hätte ihm nie so etwas zugetraut. Immer wenn ich euch sah wart ihr so verliebt. Wenn ich gewusst hätte wie er dich behandelt... Wenn wir gewusst hätten wie er dich behandelt...Wir hätten sofort eingegriffen." Sie nahm einen tiefen Zug und blickte über die Bar.
"Ist schon okay, Tat. Ich habe viel zu lange zugesehen. Viel zu lange geschwiegen. Aber ich bin froh dass es vorbei ist. Auch wenns weh tut."
"Du hast dich verändert, Val. Innerlich sowie äußerlich. Du wirst stärker. Dein Bruder sieht das ebenso." Ich lachte.
"Ja meine Fetti-Phase ist vorbei!" Sie nahm gerade einen Schluck ihres Vodkas als sie verstand was ich sagte und sich fast verschluckte.
"Oh mein Gott das hast du nicht gerade wirklich gesagt!"
Wir weinten beide vor lachen und ich fühlte mich zum ersten Mal seit Monaten befreit.
Die Stunden vergingen im Flug. Wir unterhielten uns über die Arbeit und Tatjana erzählte mir von ihren Urlaubsplänen mit meinem Bruder.
Plötzlich blickte Tat hinter mich.
"Hey! Ich wusste nicht dass ihr auch vor hattet zu kommen!" Sie trat neben mich und ich wand mich zur Bar um einen Schluck zu nehmen. Ich hasste es unterbrochen zu werden wenn ich gerade begann lockerer zu werden. Tatjana war allseits beliebt und kannte jede Menge Leute. Sie war aufgeschlossen und hübsch, daher war es nur erstaunlich dass wir uns gut verstanden.
Für normal ging ich solchen Leuten aus den Weg. Jedes Wochenende feiern gehen war für mich unerträglich und reine Zeitverschwendung.
Du bisd schon alt zur Welt gekommen
hatte meine Mum schon immer gesagt.
Ich nahm einen weiteren Schluck und lauschte der Stimme mit der sich Tatjana unterhielt.
"Und wer ist diese überaus höfliche Bekanntschaft von dir?"
Die tiefe Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Ich schloss kurz die Augen. Wollte nicht aus der Haut fahren und versuchte mich zu sammeln. Genau von solchen Männern hatte ich genug. Mit ihren dummen Sprüchen und Machogehabe.
Was hält er überhaupt von sich?
Ich biss mir fest auf die Lippe und drehte mich um.
Er war groß. Fast zwei Köpfe größer, als ich. Hatte dunkle Haare, die lässig nach hinten gegeelt waren, grüne Augen, breite Schultern. Er trug einen dreiteiler mit dunkelgrauem Hemd.
Mir blieb kurz die Luft weg, doch ich hatte mich schnell wieder im Griff.
"Wiso?"
Er lächelte und zeigte weiße Zähne.
"Man beantwortet keine Frage mit einer Gegenfrage."
Ich verschränkte die Arme und blieb standhaft.
"Ein bisschen widerspenstig-ich mag das"
Er sah mir dabei fest in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick.
"Tja, dann wirst du mich lieben."
"Hey immer ruhig ihr beiden!" Tatjana lachte und trat zwischen uns. Sie warf mir einen warnenden Blick zu und ich zuckte mit den Schultern. Immerhin hatte ich nicht angefangen.
Die beiden führten Small-Talk und ich hatte Gelegenheit die beiden Jungs hinter ihm zu begutachten. Ebenfalls gut aussehend, doch ihnen fehlte das Gewisse etwas, dass Mr.Macho eindeutig besaß.
Ich schmunzelte als ich merkte dass die beiden mich ebenfalls musterten.
"Ryan Green." Er machte einen großen Schritt nach vorne und streckte mir seine Hand entgegen.
Blonde Locken, braune Augen und ein Grübchen am Kinn. Er war mir sofort sympathisch.
"Valerie Smith." Ich nahm seine Hand, doch anstatt sie zu schütteln, zog er mich an sich und gab mir einen Kuss auf beide Wangen.
Sofort wurde ich rot.
"Chris Miller." Hellbraune Haare, braune Augen und seine beiden Arme waren tättoowiert. Ich lächelte und stellte mich nochmals vor, dieses Mal jedoch, auf den Körperkontakt vorbereitet.
Ich warf einen kurzen Blick zu Mr.Macho, doch alles was er zurück gelassen hatte, war ein leeres Whiskyglas.
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Airbag
RomanceValerie hat genug von Männern und den Problemen die sie bringen. Angeschlagen und verletzt versucht sie sich ein neues Leben aufzubauen und neue Freunde zu finden. Doch noch bevor sie sich auf sich selbst konzentrieren und ihre Wunden verheilen kön...