Ich eilte hastig durch die kleinen, schmutzigen Gassen, bedacht darauf, dass die Schatten mich verbargen. Kein Mensch würde mich so wahrnehmen können. Ich war praktisch unsichtbar.
Es dämmerte bereits. Vereinzelt leuchteten schon Sterne am Himmel und der Mond war fast voll.
Es war unnatürlich still in der schmalen Gasse. Kein Mensch war zu sehen. Ich kannte die stillen, abgelegenen Orte, die niemand gerne aufsuchte, sehr gut.Plötzlich schlich ein Hund auf der anderen Straßenseite aus einer verlassenen Scheune heraus.
Er war sehr mager und ich hätte jede einzelne Rippe zählen können, wenn ich nur gewollt hätte. Er winselte leise und ging in einer geduckten Haltung, doch als ein Windstoß ihn erreichte blieb er abrupt stehen und hob seine Schnauze witternd in die Luft. Im nächsten Moment wandte sich sein schmaler Kopf mir zu und seine gelben Augen leuchteten im hellen Mondlicht.
Abrupt blieb ich an einer sehr dunklen Straßenecke stehen und fixierte den Streuner. Es schien, als könne er mich sehen und riechen. Oder erahnte er meine Präsenz nur? Ich vermutete, dass keine Gefahr von ihm ausging, aber ich konnte nichts und niemandem trauen.
Mit einer raschen Bewegung griff ich in die Innentasche meines schwarzen Ledermantels und zog galant eine gelblich verblichene Spielkarte hervor. Darauf waren mit schwarzer Tinte dünne Striche und Schnörkel gezeichnet. Sie bildeten die Umrisse eines Tieres, was Außenstehende wohl nur schwer erkennen konnten. Ich jedoch wusste ganz genau was die Tinte abbildete.
Ich pustete sanft gegen die Karte und schnippste sie mit einer fließenden Bewegung in die Luft. Es bildete sich eine Brise silber funkelnder Glitzerstaub. Gespannt verfolgte ich sie mit meinem stechenden Blick, während sie langsam, zu langsam für eine gewöhnliche Spielkarte, auf den Boden segelte.
Als sie schließlich auf den Pflastersteinen lag, hob ich meinen Blick und schaute hinüber auf die andere Straßenseite.
Sie war leer. Einen Moment war es totenstill in dem kleinen Ort. Dann hörte ich in der Ferne plötzlich gedämpfte Stimmen, die sich näherten. Ich konnte hier nicht bleiben und musste dringend weiter, schließlich hatte ich eine Mission. Während ich mich weiter durch die Schatten vorwärts bewegte, fiel der Blick einer jungen Frau auf die Karte zu ihren Füßen. Sie hatte das ganze Szenario in einer versteckten Nische Fuße einer massiven Eiche beobachtet und stand nun wie angewurzelt da. Wo war nur der Hund geblieben? Wer war der unbekannte Mann im schwarzen Mantel? Normalerweise suchte niemand diese Gegend heim, und das war der Grund, weshalb sie diesen Ort so gerne mochte. Hier war es meist still und sie konnte ihren Gedanken ungestört nachhängen.Langsam bückte sie sich und nahm die dünne Karte zwischen die Finger. Wenigstens wollte sie herausfinden, was das für eine Zeichnung war, die sie vorhin im Mondlicht nur halb erkennen konnte.
Doch als sie die Spielkarte herumdrehte, stellte sie überrascht fest, dass sie leer war.
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Der Kartenspieler
Fantasi~Das Schicksal mischt die Karten, doch du spielst das Spiel~ ,,Ich lebe in den Schatten. Niemand sieht mich. Ich habe keinen Namen." **** Er schaute sie lange an. In seinem Blick lag etwas, das sie nicht deuten konnte. Seine Haare waren zerzaust und...