Von spritzigem Sekt und unruhigen Geistern

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Mannheim, 30. Oktober 2013

„Ähm, ja", murmelte Lukas und zog die Bettdecke beschämt über seinen nackten Körper.
„Es macht nichts, wirklich", sagte ich sanft.
Lukas grinste mich schief an. „Ich weiß auch nicht, warum mir das bei dir jetzt schon zum zweiten Mal passiert. Das Problem hatte ich sonst nie, ich schwöre!"
„Ich glaub es dir."

Was war hier gerade geschehen?
Nachdem wir vorhin darüber gesprochen hatten, dass unsere Verschiedenheit gar nicht mal so schlimm war, wie ich befürchtet hatte, war Lukas über mich hergefallen. Ich hatte ihn kaum von seinen Shorts befreit, da war es von seiner Seite aus auch schon völlig überraschend zu Ende gewesen und er war gekommen, nachdem ich ihn gerade mal ein paar Sekunden lang mit der Hand bearbeitet hatte.
„Das ist doch peinlich. Erst spritz ich dir ins Auge und jetzt das", seufzte er und versteckte sein Gesicht im Kissen.
„Lukas", flüsterte ich und kitzelte ihn am Hals, was ihm ein Kichern entlockte.
„Dir passiert so etwas nie", jammerte er.

Ich lachte und zog ihm das Kissen vorm Gesicht weg. „Ja, und weißt du auch, warum?"
„Nein."
„Weil ich schon total alt bin, so wie du es gern hast, und bei mir eben nicht mehr alles so gut funktioniert wie bei dir."
„Nicht lustig!"
„Aber ein Versuch."
„Das baut mich nicht gerade auf", meinte er, grinste dabei aber ein bisschen.
„Ist doch eigentlich ein Kompliment für mich, wenn du schon kommst, obwohl es noch gar nicht so wirklich losgeht, oder?"
Lukas zog eine Augenbraue nach oben. „Da hast du aber sehr viel von, echt."
„Es passiert doch bestimmt nicht immer, jetzt nimm mal nicht meine Drama-Rolle ein, Mann."

Ich rückte näher zu Lukas hin und nahm ihn in meine Arme.
Lukas seufzte zufrieden und kuschelte sich an mich heran. „Ich will doch eine Granate im Bett sein, dir den Verstand rauben und es dir so richtig heftig besorgen. Und nicht hier rumspritzen wie ein Teenager, der zum ersten Mal Titten sieht."
Wir sahen uns in die Augen, dann lachten wir gleichzeitig los.
„Du bist eine Granate, glaub mir!"
Lukas grinste breit. „Ja, bin ich. Hast ja Recht. Außerdem... es wäre wahrscheinlich sowieso zu laut geworden, wenn wir jetzt gefickt hätten."
„Richtig, die anderen sind schließlich nicht weit von uns entfernt."

Wie gerufen klopfte es an der Tür und wir sprangen auf, um uns hektisch anzuziehen.
„Siehst du, die Zeit hätte eh nicht gereicht", sagte ich und öffnete die Tür, als Lukas sein Hemd zugeknöpft hatte.
„Was gibt's?", fragte ich Benni, der im Flur stand.
„Wo bleibt ihr denn? Wir fahren zur Halle. Sind eh schon viel zu spät dran."


Einige Stunden später war der Soundcheck beendet und wir saßen herum, um auf unseren Auftritt zu warten. Bei der kurzen Probe auf der Bühne war Lukas wie immer voll bei der Sache gewesen, aber jetzt im Backstage merkte man ihm deutlich an, dass ihn etwas beschäftigte.
Ich für meinen Teil konnte mir das Grinsen kaum unterdrücken. Ich wusste nicht genau, wie es mir gehen würde, wenn ich dieses kleine Problemchen hätte, aber ich fand, dass Lukas da wirklich zu viel Drama machte.
Es passierte ihm schließlich nicht jedes einzelne Mal, hoffte ich jedenfalls, und in Anbetracht dessen, wie extrem geil unser erster richtiger Sex gewesen war, musste er sich doch nun wirklich keine Gedanken darum machen, dass er es nicht bringen würde.
Ich fand es allerdings auch mal ganz angenehm, dass ich einmal nicht derjenige war, der sich den Kopf über Probleme zerbrach, die eigentlich gar keine darstellten.

„Ich hab Bock auf Sekt", meinte Stefan, schubste Lukas am Knie an und zeigte auf die Kühlbox, die neben diesem stand. „Mach mal ne Flasche auf, bitte."
Lukas beugte sich über die Lehne des Sofas, auf dem er saß, und nahm eine heraus. Er klemmte sie zwischen seine Beine und ließ den Korken knallen, woraufhin sich eine riesige Fontäne Sekt über seine Hose ergoss. Es ging einfach viel zu schnell, als dass er reagieren könnte und darum erwischte ihn auch bestimmt die Hälfte der Flasche.
Mit großen Augen schaute er auf seine klatschnasse Hose herunter und reichte Stefan den Rest des Sekts, dann suchte er meinen Blick. Einen Moment lang starrten wir uns einfach nur an.
Ich musste mich so dermaßen zusammenreißen, um nicht einfach Tränen lachend zusammenzubrechen. Der Zufall konnte manchmal ein riesengroßes Arschloch sein.
„Ganz schön spritzig heute", meinte Benni trocken und sah Lukas an.
Dieser schüttelte den Kopf und lachte los. „Äh ja, kurz, aber gut", prustete er und stand auf.

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