PoV Palle
Nachdem ich also erfahren hatte, dass Rewi mich nochmal erinnern sollte, meine Tage wegzuwischen und mir das jetzt vermutlich noch eine Weile nachhängen würde, hatte ich festgestellt, dass irgendetwas merkwürdig war. Und dabei bezog ich mich nicht auf diesen Running-Gag zwischen den Beiden. Es war dieser stetige Druck an meiner Schulter, nachdem ich mich ins Bett gelegt hatte und durch meine Twitter-Timeline scrollte. Irgendwann hatte ich dann mal nachgeschaut und das Handy auf meiner Matratze gefunden. Dass dies jedoch nicht meins war, war klar. Und ich hatte in diesem Moment absolut keine Ahnung, wie ich es seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben sollte.
Später fiel mir ein, dass sie ja vorhin mit meinem Handy ihre Mutter angerufen hatte und somit diese Nummer noch in meinem Anrufverlauf auffindbar sein sollte. Dies war sie auch, bei jedoch einem Blick auf die Uhr entschied ich mich, dass es wohl nicht allzu schlau wäre, jemand beinahe wildfremden um halb 2 Nachts anzurufen...
Also entschied ich mich, das Ganze lieber morgen zu erledigen und jetzt erstmal Schlafen zu gehen.
Der nächste Tag begann für mich nach einem ausführlichem Frühstück -also... einer halben Banane und einem Tee- mit einer kleinen Besprechung, was denn in nächster Zeit so in Minecraft Freedom passieren sollte. Und eh ich mich versah, war es auch schon halb eins. Das klingt jetzt eventuell so, als hätte ich Stundenlang unendlich wichtige Dinge besprochen, allerdings sollte man vielleicht noch anmerken, wann ich denn überhaupt aufgestanden war... denn das dürfte so gegen 12 gewesen sein. Und dabei hatte ich mir doch eigentlich vorgenommen, mein Schlafrhythmus wieder etwas besser unter Kontrolle zu bringen... naja.
Jedenfalls war halb eins immerhin schon eher eine Zeit, zu der normale Menschen unter Umständen erreichbar sein könnten. Also suchte ich die Nummer, die ich sogar sicherheitshalber noch mal auf ein Haftzettelchen gekritzelt hatte, aus meinem Anrufverlauf und hatte damit wohl meinen Gesprächspartner glücklicherweise bloß bei der Mittagspause unterbrochen. Hätte ja auch sein können, dass überhaupt keiner ran geht.
„Guten Tag, Reichert hier, hallo?", entgegnete die Stimme mir mit einem leicht genervten Unterton. „Ja, ähm hallo, hier ist Patrick, ich-", noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte wurde er schon wieder unterbrochen, diesmal allerdings legte sein Gegenüber eine deutlich bessere Laune an den Tag: „Ach, der Patrick, jaja, ich weiß Bescheid, ich hoffe, du rufst an, weil du das Handy gefunden hast? Das wäre super denn ich-" Diesmal war es an Palle, die Frau -offensichtlich Jay's Mutter- in ihrem Redeschwall zu stoppen: „Ja genau, wegen des Handys. Ihre Tochter hat es gestern hier liegen gelassen und ich weiß nicht, wie ich es am Besten zurückgebe..." „Ach, das dürfte kein Problem sein, sie weiß bestimmt noch wo du wohnst, dann sag ich ihr einfach, dass sie es bei dir abholen soll, wenn das in Ordnung ist." „Ähm klar, natürlich, aber es wäre wohl von Vorteil, wenn wir auch in etwa Datum und Uhrzeit ausmachen könnten... sonst kann es passieren, dass ich gar nicht Zuhause bin" Jay's Mutter schien kurz laut zu überlegen: „Ja, gut, ich meine, Montags, Mittwochs und Donnerstags hat sie glaub ich lang Schule, heute ist Mittwoch, welche Zeit passt dir denn so am Besten?" Ich wusste zwar nicht super genau, was lang Schule haben in diesem Fall bedeutete, aber ich ging mal davon aus, dass sie dann frühestens gegen 4 bei mir wäre... und da dass eher die Zeit war, in der ich Videos aufnahm oder schnitt, oder in sehr seltenen Fällen sogar ins UFO ging, wäre es wohl am Besten, wenn sie gegen 13 oder 14 Uhr nochmal vorbei käme... Genau das sagte ich so auch, wobei, nicht ganz genau so, den Teil mit den Videos und dem UFO ließ ich bewusst weg...
Was dann selbstverständlich auch zur Folge hatte, dass direkt nachgefragt wurde, was ich denn so arbeitete. Natürlich nur, wenn ich das denn sagen wollte. Mir war klar, dass dieses -nur wenn ich wollte- Angebot viel mehr eine höfliche Floskel als ein tatsächliche Einladung zum Schweigen war und so redete ich mich geschickt mit einem -Ich bin selbstständig- heraus. Es wurde nicht weiter nachgefragt und der „Termin" war beschlossen. Jay würde am Freitag gegen eins, halb zwei vorbeikommen und ihr Handy hier abholen. Ich verabschiedete mich und legte auf.
Erst im Nachhinein war mir aufgefallen, dass ich trotz dieser Unterhaltung noch immer nicht ihren richtigen Namen wusste, dass einzig Persönliche, dass ich in dieser Unterhaltung hatte rausfinden können war, dass ihre Mutter wohl mit Nachnamen Reichert hieß...
***
PoV Jay
Erfolgreich die letzte Stunde Religion überlebt, jetzt musste ich nur noch mal schnell bei Patrick vorbei spazieren, bevor ich in mein Wochenende starten konnte. An sich mochte ich die Freitage eigentlich, weil sie für mich immer so schön kurz waren, ich hatte nur fünf Stunden, was in meinem Fall circa 12 Uhr entsprach.
Nachdem ich Dienstag Abend einen panischen Hysterieanfall bekommen hatte weil ich glaubte, mein Handy für immer verloren zu haben, hatte ich zum Glück irgendwann wieder einen klaren Kopf bekommen und einfach mal darauf gehofft, dass ich es vielleicht nur bei Patrick hatte liegen lassen.
Woraufhin dann natürlich auch direkt die nächste Angst folgte, wie sollte ich denn jemals seine Handy oder Hausnummer herausfinden. Zum Glück hatten sich all diese Befürchtungen am nächsten Tag geregelt, nachdem er meine Mutter angerufen hatte.
Dass er Selbstständig war hatte ich tatsächlich nicht gewusst. Allerdings konnte das eigentlich auch wirklich alles bedeuten.
Die letzten zwei Tage waren für mich echt nervenauftreibend. So ganz ohne Handy und Internetzugang... und dann durfte ich nicht mal unseren Computer benutzen.
Vor dem Haus angekommen suchte ich nach der richtigen Klingel. Etwas verzweifelt, da ich ja weder seinen Nachnamen, noch sonst irgendetwas mit dem ich ihn vielleicht hätte anrufen könnte kannte, überlegte ich, welcher Nachname wohl am Besten zu Patrick passen würde. Und noch während ich überlegte, öffnete sich die Tür und der große, brünette Mann vom letzten Mal stand mir wieder gegenüber. „Ach, du schon wieder." „Jaja, ich mal wieder, möchtest du mir eventuell sagen, welche von denen Patricks Klingel ist?"
„Ähm nö", entgegnete Rewi nicht ganz so ernst, wie er es vorgehabt hatte. Ich ließ mich davon jedoch nicht beirren und lief geradewegs an ihm vorbei: „Weißt du was, ich finds schon selbst, danke fürs Tür aufhalten." Lachend ging ich an ihm vorbei und spürte, wie er mir nachsah, während ich begann, die Treppen hinaufzusteigen. Im dritten Stock angekommen, stand ich schon wieder vor der nächsten Herausforderung.
Linke oder rechte Tür? Frustriert, dass mein Hirn mich schon nach zwei Tagen bei so etwas einfachem im Stich ließ, beschloss ich schlussendlich, dass ich einfach auf gut Glück wählen würde. Und siehe da, es war doch tatsächlich die Richtige.
Immerhin ließ mein Bauchgefühl mich nicht im Stich.
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Seit dem ersten Tropfen
FanfictionWohl kaum ein Mensch hätte in solch einer Situation so korrekt gehandelt. Ein Mädchen, dass mit blutender Wunde auf einer Parkbank saß und nicht mal mehr laufen konnte. Und dennoch hat Patrick es getan. Nicht weggeschaut, sondern geholfen. Welc...