Vierzehn

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Die nächsten Tage würde ich bei Tom verbringen. Er wollte mich nicht auf der Straße schlafen lassen, denn ein Hotel oder ähnliches gab es hier nicht.

Aber trotzdem, auch dies war keine Geste aus reiner Höflichkeit. Er hätte mich ja einfach wegschicken können, wieder nach Hause. Wollte er vielleicht, dass ich bei ihm bin?

Ich folgte Tom in das kleine Haus. Kaum hatte er die Tür zugemacht hörte man schon jemanden aus einem anderen Raum rufen. "Tom? Und war es wieder Lu..." Bill brach ab, als er in den Flur trat. "Layla?", fragte er verblüfft. "Hallo Bill." Bill funkelte mich finster an. "Layla wird die nächsten vier Tage bei uns wohnen!", sagte Tom ruhig. "Tom, ich glaube wir müssen uns mal unterhalten!", sagte Bill ernsthaft und zog seinen älteren Bruder in den Raum aus dem er eben gekommen war.

Ich konnte nur Bruchstücke hören, da Bill natürlich die Tür zugemacht hatte. Sie redeten natürlich über mich. Ich konnte nämlich mehrmals meinen Namen hören. Dann hörte ich das Wort 'Samstag' und 'Wochenende' und ein 'Ich nehme sie mit' und zum Schluss einen Namen 'Sam'. Kurz darauf öffnete sich die Tür wieder. Zuerst trat Bill heraus, dann Tom.

"Komm ich zeig dir wo du schlafen kannst!", sagte Tom leise und ich folgte ihm die Treppe hoch, konnte jedoch ganz deutlich den Blick von Bill in meinem Nacken spüren.

Ich folgte Tom in ein Zimmer. "Wir haben leider kein Zimmer frei, ich hoffe es macht dir nichts, dass du in meinem Zimmer schlafen musst?!" Ich schüttelte mit dem Kopf. Jedoch verstand ich eins nicht, warum sprach er so mit mir, als würde er mich nicht kennen, als wäre ich eine Fremde, als hätte er mich nie geliebt!

"Tom, warum tust du das? Warum bist du so kalt?" Tom schloss seine Zimmertür ab. "Ich bin nicht kalt.", sagte er dann leise, mit dem Rücken zu mir. "Ich bin nur vorsichtig." Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und Tom drehte sich um. "Glaubst du ich könnte etwas machen was dich in Gefahr bringen könnte?" Er lachte kurz auf. "Das hast du doch schon letztes Mal gemacht." "Ungewollt!", warf ich ein. Jetzt mussten wir beide lachen.

Wir verstummten beide gleichzeitig. Wir guckten uns ziemlich lange gegenseitig in die Augen. Die Augen von Tom waren weder finster, noch voller Hass oder trauer, nein, sie waren friedlich. Es schien mir fast so, als sei er glücklich, glücklich mich zu sehen, doch das konnte auch nur Einbildung sein. Ich war auf jeden Fall glücklich ihn zu sehen.

"Du weißt von Sam?", brach er dann die Stille. Ich guckte mich einmal im Zimmer um. An der Fensterwand stand ein Bett. Ich deutete auf dieses. "Darf ich?" Tom nickte. Ich setzte mich auf sein Bett. "Ja. Ich hab Sam auch schon kennen gelernt." Tom verzog das Gesicht. "Was wollte sie?" "Willst du mich ausfragen?" "Tut mir leid. Warte, ich fang noch mal neu an." Tom setzte sich auch auf das Bett. Eine andere Sitzmöglichkeit gab es hier nicht. Ich fand es aber nicht schlimm. "Ich finde es schön, dass du nach mir gesucht hast." Ich lächelte ihn an "aber es ist wichtig, dass du mir bitte sagst, was Sam von dir will." Ich nickte. "Von mir will sie nichts, sondern von dir. Sie sagst, dass du etwas sehr wertvolles hättest und naja ich soll es ihr beschaffen." Tom lachte. Warum lacht er?! "Nach all den Jahren sucht sie immer noch danach." "Du weißt was sie will?" "Ja." Stumpf. Was ist es? Was ist es?! WAS IST ES? "Was ist es?"

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