03 - Warum sind wir nochmal hier?

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Liv musterte die große Halle, vor der sie standen, abschätzig. Sie sah nicht besonders sicher aus und auch ein altes, verrostetes Schild, was schief an der Tür hing, wies auf Einsturzgefahr hin.

„Warum sind wir nochmal hier?“, fragte Weber ängstlich. Wenn man genau hinhörte, konnte man das leise zittern hören, was er erfolglos zu verstecken versuchte.

‚Schisser‘, dachte Liv nur Kopfschüttelnd. Immer eine große Klappe haben, doch wenn es ernst gefährlich wird den Schwanz einziehen. So waren die meisten Jungen. Egal in welchem Alter.

„Da Vinci braucht ein paar Sachen um die Boliden zu verbessern. Ich besorge sie ihm und ihr“, Naik I sah seinen Begleitern nacheinander in die Augen, „helft mir dabei!“

Außer Liv und Weber waren noch Hell GTI und Lotta von der Partie.
„Gut, ich bleib draußen und lade alles auf“, drückte sich das zweite Biest der Barakudas sofort.

Liv verdrehte die Augen. Jetzt musste sie sich also die Hände schmutzig machen und nach irgendwelchen Schrott suchen und ihre beste Freundin konnte sich vor dem Schrottplatz sonnen.

„Gut. Dann teilen wir uns auf. Liv und Hell, ihr geht auf die rechte Seite“, bestimmte der Promoter und drückte dem Champ einen Stapel Papier in die Hand, „und ich und Weber gehen auf die linke. Wenn ihr was gefunden habt bringt ihr es zu Lotta.“

Die drei nickten und ehe Liv ‚Schokolade‘ sagen konnte fand sie sich zwischen Schrotthaufen und Müll wieder. Das einzigste, was die Umgebung ein wenig verschönerte war ihr Partner, Hell GTI, der beste Fahrer, der Champ. Liv schluckte.

Sie träumte ja schon lange von ihm. Tags- und Nachtsüber. Meistens konnte sie es ja abstellen, aber er sah halt unglaublich heiß aus und kam Liv irgendwie bekannt vor.

„Und was brauchen wir?“, fragte sie, um nicht in Versuchung zu kommen und ihn anzustaaren wie ein Löwe im Käfig. Dabei reckte sie ein wenig den Hals um einen Blick auf die Zeichnungen zu werfen.

Hell drückte ihr das obere Blatt in die Hand. „Wir sollten zusammen bleiben“, schlug er vor. „Dann haben wir immer alle Zettel zusammen und wir lassen nichts wichtiges liegen.“

Liv nickte stumm. Was sollte sie schon dazu sagen? ‚Du bist echt genial‘ passt vielleicht nicht besonders oder ‚Können wir so machen‘ klingt noch blöder. Sie blieb einfach bei dem nicken, denn das hätte selbst ein Chinese verstanden.

Die Brünette lief zielstrebig auf den ersten Haufen zu und verzog angewiedert das Gesicht. Das war alles voller Rost und hatte sie da nicht eben eine Spinne gesehen? Sie stellte sich auf Zehenspitzen und reckte den Hals. Anfassen würde sie nichts, schließlich hatte sie sich gerade neuen Nagellack aufgetragen und ihre Nägel waren auch nicht besonders kurz. Wenn einer abbrechen würde, würde sie Naik umbringen. Oder besser Da Vinci, schließlich brauchte er diesen Schrott.

„Was ist? Du musst schon deine Hände benutzen oder hast du Zauberkräfte?“ Hell grinste belustigt.
Liv zuckte zusammen. Sie hatte gar nicht bemerkt oder gar gehört, dass er sich zu ihr gestellt hatte.

Sie sah ihn an, als wäre er ein außerirdischer. „Das ist Mord“, erklärte sie ihm, woraufhin er noch breiter grinsen musste.

„Ich mach aber nicht alles alleine“, meinte er und zog einen Schmollmund. Liv fand, dass das total putzig aussah, weshalb sie kichern musste.

Er setzte sich in Bewegung. Liv musste sich mit aller Kraft unterdrücken ihn anzustaaren wie eine riesige Torte auf einem Geburtstag. Stattdessen sah sie auf das Blatt, in ihrer Hand und dann auf den ganzen Schrott vor ihr.

Langsam bückte sie sich und hob mit Daumen und Zeigefinger etwas verrostetes auf, was sie aber sofort wieder scheppernd fallen ließ. Fragend und zugleich erschrocken drehte sich Hell um. „Was ist denn jetzt los?“

„Da - da war eine große Ratte! Oh mein Gott ist das eklig hier“, schilderte sie hysterisch. Das fing ja super an!

Er kam wieder auf sie zu, ohne ein Wort zu sagen, bis er ihr gefährlich nahe stand. Er strich ihr leicht zögerlich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und drückte ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Wange.

Sofort kribbelte es an der Stelle und Liv spürte wie sie plötzlich total ruhig wurde und zugleich aufgeregt und nervös.

„Besser?“

Sie fühlte sich nicht im Stande irgendwelche Wörter aus ihrem Mund zu bekommen und nickte, verloren in seinem Augen.

You turn me into a Boy with Love [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt