Kapitel 2 - aus Hell wird Dunkel

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,,Vergiss nicht unsere Pässe einzupacken", rief ich durch die Wohnung. Ich lief ein wenig hektisch durch alle Zimmer und versuchte meine Gedanken zu ordnen. 

Noch zwei Tage bis zu unserem Flug nach Thailand. 
Die Koffer waren größten Teils schon gepackt und standen im Flur. 
Dennoch hatte ich das Gefühl irgendetwas vergessen zu haben. 

Auf einmal spürte ich wie sich zwei Arme von hinten um mich schlangen. 
Ein Gefühl der Wärme durchlief meinen Körper. 
,,Bleib ganz ruhig mein Engel, wir werden schon nichts vergessen'', sagte Max mit einer unfassbaren Gelassenheit. 
Aber er hatte Recht, die Koffer waren so gut wie fertig und schon bald würden wir am Strand von Thailand liegen mit einem lecker Cocktail in der Hand. 
Ich drehte mich um, so dass ich Max in die Augen schauen konnte und gab ihm einen Kuss. ,,Du hast Recht. Was wollen wir denn noch schönes anstellen? Ein bisschen Ablenkung tut jetzt gut"
Er lächelte und schob mich ins Wohnzimmer. Natürlich, warum fragte ich eigentlich? Immer wenn Max nichts besseres einfiel, spielten wir eine Runde Fifa. 
Und als hätte ich es geahnt, schnappte er sich die beiden Controller und schaltete die XBox ein.
Wir spielten eins, zwei Runden bis mir einfiel, dass wir morgen noch zu einem Geburtstag von Freunden wollten. Ich rief erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen:,,Das Geschenk! die Blumen! oh man das hab ich ja total vergessen. Einen Kuchen sollte ich auch noch backen. Verdammt wie soll ich das denn jetzt noch alles schaffen?" 
Max legte einen Arm um mich: ,, Ganz ruhig. Ich fahre nochmal mit  dem Auto in die Stadt und kauf was schönes und du backst in der Zeit den Kuchen, okay? Zutaten hast du doch alle oder?"
Ich nickte nur erleichtert und sprang sofort von der Couch auf um keine Zeit mehr zu verlieren.
Max zog sich da weile seine Schuhe und eine Jacke an, gab mir einen Kuss und sagte: ,,Bis gleich, ich lieb dich mein Engel"
Ein Lächeln zog sich über mein Gesicht und ein knappes:,,Ich dich auch" , kam über meine Lippen.
Die Haustür knallte zu und ich suchte alle meine Backutensilien zusammen. 
Nach knapp einer halben Stunde war der Teig fertig und der Ofen vorgeheizt. Ich schob die Kuchenform mit samt Teig hinein und stellte die Eieruhr auf 30min. ,,Danach sollte er eigentlich fertig sein", murmelte ich vor mich hin. 
Ich schaute auf die Uhr und bemerkte, dass mehr Zeit vergangen war als gedacht. Und Max war immer noch nicht wieder zu Hause?
,,Vielleicht ist wieder viel los in der Stadt, er steht bestimmt noch in einer langen Schlange an der Kasse oder irgendwo im Stau.", redete ich mir ein. 
Ich ging in die Stube und schaute eine Folge meine Lieblingsserie: Grey's Anatomy
Max hasste diese Serie, weshalb ich sie nur schaute, wenn er nicht da war. 
Von der ersten Minute an fesselte mich diese Serie, so dass ich erst wieder auf die Uhr schaute, als die Eieruhr klingelte.

Ich holte den Kuchen aus dem Ofen. Mhhhh roch der gut. Ein klassischer Schokoladenkuchen mit Kirschen. Ich verpasste ihm noch eine Schokoladenglasur und eine hübsche Aufschrift: Happy Birthday to Niclas 
Als ich fertig war klingelte es an der Tür. Ich rief mit einem lächeln durch die Wohnung:,, Na toll Max, hast du wohl wieder die Schlüssel vergessen? Warum hast du denn solange gebraucht?"


Doch als ich die Tür öffnete war da nicht Max und auch keiner unserer Freunde. 
Zwei Polizisten standen mit leicht gesenkten Kopf vor mir.
,, Frau Stolle?", fragte einer der Polizisten. 
Ich bekam nur ein kläglich klingendes:,,Ja?" heraus. 
,,Dürften wir kurz eintreten?" , ,,Um was geht es denn?" antworte ich nur knapp.
Die beiden Polizisten warfen sich einen kurzen Blick zu: ,,Es geht um Ihren Ehemann, Max Stolle.

Es gab einen schweren Verkehrsunfall in der Innenstadt. Ihr Mann war einer der Ersthelfer vor Ort und versuchten den Verletzten Personen zu helfen. Leider übersah ein Fahrer die Warndreiecke und raste in die Unfallstelle. Dabei wurde Ihr Mann sehr schwer verletzt und wurde ins Krankenhaus geschafft.
Dort wurde er aufgrund mehrerer innerer Blutungen sofort in den OP gebracht." Der Polizist stockte. ,,Es tut mir sehr leid Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Ihr Mann ist während der OP verstorben. Er hat es nicht geschafft."

Meine Augen füllten sich mit Tränen. Jedes Wort was die Polizisten von sich gaben ertönte in meinen Ohren nur noch wie ein Rauschen. Wie ein Schnellzug der im Bahnhof vorbei rauscht. Mein Kopf war leer. Ich dachte nichts. Es war alles unfassbar leer.
ICH fühlte mich leer.
Meine Beine wurden weich. Sie gaben nach und ich sackte zusammen. Die warmen Tränen rollten in einem endlosen Fluss über mein Gesicht. Ich konnte nicht reden,... nicht denken. Ich wollte nur weinen,... weinen und bei ihm sein. 

Inside Out || Herr CurrywurstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt