Kapitel 5 - Neuanfang

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Es ist nun eine Woche her seitdem Max beerdigt wurde. Mittlerweile wohnte ich wieder in Leipzig, in unserer Wohnung. Ein Tag nach dem Anderen zog an mir vorbei. Jeden Morgen fiehl es mir schwerer aufzustehen. Unserer Schlafzimmer konnte ich noch nicht wieder betreten, daher schlief ich auf dem Sofa. Jeder Winkel erinnerte mich an ihn. Jedes Kissen, jedes Handtuch und jede Decke hatte seinen Geruch. Manchmal glaubte ich sogar seine Stimme zu hören. 

Alle sagten immer die Trauer vergeht mit der Zeit, doch meine wurde von Tag zu Tag größer. Immer diese Gedanken, die Momente die mir ins Gedächnis kamen. Bei jeder noch so kleine Erinnerung schossen mir sofort wieder die Tränen in die Augen. 

Gedankenlos ging ich durch die Straßen von Leipzig. Ich ging in ein Local und setzte mich an einen einzelnen Tisch. Ich bestellte mir etwas zu trinken. An dem Tisch neben mir saß ein verliebtes Pärchen. Ich kannte sie nicht und doch erinnerten sich mich an uns beide, als wir frisch zusammen gekommen waren. Wie er sie anschaute, als könnte nichts auf der Welt sie trennen. Das glaubte ich auch einmal. Doch leider hat das Schicksal andere Pläne!

Schnell verließ ich das Local wieder. Es ist Abend geworden und Dunkelheit zog sich durch die Straßen. ,,Wohin soll ich nur gehen?" , diese Frage stellte ich mir immer und immer wieder. Nach Hause konnte ich nicht mehr, die Schuldgefühle fraßen mich auf. Ich beschloss für eine Nacht in ein Hotel zu gehen. 

Am Morgen wachte ich durch ein komisches Gefühl auf. Es war keine Trauer oder ähnliches. Eher ein Unwohlsein. Ich sprang auf und rannte zur Toilette. ,,Nein!! Das kann nicht sein?" Kam es mir in den Kopf. ,,Lass mich falsch liegen." 

Als die nächsten Tage dieses Gefühl nicht mehr auftrat, beschloss ich nicht zum Arzt zu gehen. Ich hatte wahrscheinlich nur was falschen gegessen! Doch mein Problem mit der Wohnung hat sich immer noch nicht gelöst. 

Es entwickelten sich bei mir Schuldgefühle, Selbsthass und Vorwürfe. Hätte ich den Geburtstag nicht vergessen, hätte Max nicht nochmal los gemusst und wäre nicht in diesen Unfall gerade. Er wäre nicht gestorben, er würde noch leben! Diese Gedanken wurden immer lauter und lauter in meinem Kopf. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich musste raus, ich musste weg. Einfach nur weg! ,,Neuanfang" irgendwohin wo mich keiner kennt, wo mich nichts an ihn erinnert. Einfach nur weg! Das war mein Plan. Ich packte meine Sachen und verschwand von heute auf morgen. Ließ mein altes Leben hinter mir und zog in eine neue Stadt. Ich warf einen letzten Blick in unsere alte Wohnung. Eine letzte Träne rollte mir über mein Gesicht, bevor ich die Tür schloss und einen Teil meines Lebens vergessen wollte. Einfach neu anfangen!


Inside Out || Herr CurrywurstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt