Familiendrama für Dumme

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Der Morgen dämmerte, als ein Fremder ins Lager kam. Er sah sich um, doch alles rund um ihn herum schien wie ausgestorben zu sein. Bis auf den leisen Gesang der Vögel und das Schnarchen aus zahlreichen Katzenkehlen war kein Laut zu vernehmen.
"Das ist seltsam.", murmelte der Fremde, ein älterer Kater mit bereits ergrauten Schnurrhaaren, "Pennen diese Versager etwa immer noch bis Sonnenhoch?"
Er sah sich aufmerksam um und schritt im Lager umher. Schließlich führte sein Weg ihn zum Schmutzplatz, wo ihn eine Überraschung erwartete.
Denn dort saß Felsenstein, vor sich hin summend und tat, was man auf Schmutzplätzen eben so tat.
Als er den Fremden bemerkte, sprang er auf und ins nächste Gebüsch, wobei er wie ein kleines Junges kreischte.

"Komische Katzen.", sagte der Fremde und ging weiter.
Da kam plötzlich eine weitere Katze aus einem der Baue getrottet.
"Sternenjunges!", rief er.
Sternenstern legte den Kopf schief und blinzelte verwirrt. So früh am Morgen war die noch nicht ganz auf Zack, zudem hatte sie einen Kater.
Und zwar Krallenkralle, der ihr auf den Pfoten folgte und auch nicht gerade beim Nachdenken half.

"Hä.", machte sie schließlich.
"Das heißt 'Wie bitte'!", wurde sie von dem Fremden verbessert.
"Ich heiße Sternenstern.", miaute sie.
"Ach...", er seufzte, "Stimmt. Da war ja was."
"Wovon redest du?", fragte die Anführerin, "Und wer bist du überhaupt?"
"Erinnerst du dich etwa nicht mehr an mich?"
"Nein. Sollte ich? Jetzt sag endlich, wer du bist!"
"Sternenstern! Ich bin dein Vater."
...

"Was!?", rief sie, "Aber...Ihr seit doch abgehauen und habt den Clan verlassen! Äh...Wie war noch mal dein Name?"
"Schleimbart.", schniefte ihr Vater, leicht beleidigt, weil sich seine eigene Tochter nicht mehr an seinen Namen erinnern konnte.
"Was willst du hier? Du hast den Clan verlassen. Willst du etwa wieder beitreten?"
"Nicht direkt...", druckste er herum, "Es ist nur...Na, ich sollte am besten ganz von vorne anfangen.
Vor etwa einem Mond hat deine Mutter zu mir gesagt: 'Ich gehe noch kurz mein Fell waschen. Bin gleich wieder da!' Ja...Und das war das letzte Mal, das ich sie gesehen habe. Irgendwo beim Zweibeinerort war das."
"Das ist ja furchtbar!", rief Sternenstern, "Meine Mutter, äh..."
"Honigmaul.", murmelte Schleimbart.

"Meine Mutter Honigmaul ist verschwunden. Und warum bist du hier?"
"Ich dachte...Jetzt, wo du so eine tolle Anführerin bist, könntest du mir helfen, sie zu retten."
Sternenstern überlegte. "Ich bin Anführerin. Ich kann meinen Clan nicht einfach so alleine lassen. Ich meine, ihr seit meine Eltern und ich liebe euch, auch wenn ihr damals einfach abgehauen seit, aber ich habe hier Verpflichtungen."
"Bitte bitte!", bettelte ihr Vater.
"Also gut.", willigte sie ein, "Aber ihr besucht uns ab und zu und geht nicht einfach wieder, ja?"
"Ja.", sagte Schleimbart glücklich,
"Ich hab' dich vermisst, weißt du? Also, nicht so sehr, aber ein bisschen. Wo sind überhaupt dein Bruder und dieses andere Junge?" Er sah sich suchend um, "Leben die noch?"

In diesem Moment kamen Pelzpelz und Blütenblüte aus dem Bau getrottet.
"Schleimbart?", rief Blütenblüte, während Pelzpelz noch überlegte, ob er den Kater kannte.
Sie sprintete los und kuschelte sich an ihn.
"Wie konntet ihr uns nur verlassen? Du bist unser Vater!"
Schleimbart machte einen Schritt zur Seite.
"Nein. Die beiden da sind meine Jungen. Du bist adoptiert."
"Was?", schrie sie, "Was? Wie konntet ihr mir das nur verheimlichen! Wer sind meine echten Eltern?"
"Kein Plan.", war die Antwort.

Blütenblüte war den Tränen nahe.
"Ich verstehe nicht...", flüsterte sie.
Pelzpelz ging wortlos zurück in den Kriegerbau.
"Ich nehme meinen besten Krieger mit. Felsenstein. Und Pfotenpfote darf auch mitkommen.", sagte Sternenstern zu Schleimbart.
"Ich möchte auch mitkommen.", sagte Blütenblüte mit fester Stimme, "Vielleicht finde ich auf dieser Reise heraus, wer ich wirklich bin."
"Wow. Was für ein Drama.", bemerkte Streifenstreif, der Felsensteins Leiche aus dem Heilerbau schleifte.

"Wie? Felsenstein ist tot?", fragte Sternenstern.
"Jap. Er kam in den Bau gerannt, hat Todesbeeeen gegessen und ist einen qualvollen Tod gestorben."
"Dieser Trottel ist einer deiner besten Krieger?", fragte Schleimbart, der sich noch an die Szene beim Schmutzplatz erinnerte.
"Nicht wirklich.", gab die Anführerin zu, "Aber er kennt sich beim Zweibeinerort aus, weil er da ein paar Mal gestorben ist." Sie seufzte, "Nun ja. Dann müssen wir eben bis zum nächsten Kapitel warten."

Fortsetzung folgt...




Sternensterns Mission  (WaCa Parodie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt