4.2 | Im alten Einkaufszentrum

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Der Aufzug funktionierte nicht mehr und die Nottreppe schien schon abgebaut worden zu sein, als das Modul ausgemustert wurde.

„Kletterausrüstung," erkannte ich. „Und das möglichst schon morgen, damit wir unseren Prüfgang auch noch oben fortsetzen können."

Shawn und ich zwängten uns durch den Spalt zwischen den beiden Aufzugtüren, die nicht ganz zu waren.

Die Holzverkleidungen der Kabine sahen noch ganz gut aus und konnten bestimmt wo anders eingebaut werden.

„Die ganzen Kabel und Seile kann man bestimmt auch noch benutzen," vermuteteShawn. „Elektroschutzanzüge wären nicht schlecht."

Ich nickte.

Den Spiegel an der Decke konnte man vergessen, der war wie die Glasscheiben der Geschäfte zersprungen.

Wir schlüpften wieder heraus.

Dann inspizierten wir die einzelnen Geschäfte und fanden zum Teil sogar noch Kartons mit Neuwaren.

Gegen Mittag rum holte uns Gary ab und wir machten mit allen anderen zusammen eine Mittagspause.

Eine Stunde später machten wir weiter, es gab aber nicht mehr allzuviel in diesem Stock.

„Ich hab eigentlich keinen Bock, bis morgen zu warten," ließ Amalia verlauten.

Frangolf schüttelte den Kopf. „Nein, Amalia." Er schien schon zu wissen, was sie vorhatte.

„Warum nicht? Lasst uns doch einfach versuchen, so hinauf zu kommen. Wird doch nicht so schwer sein."

Ich zuckte die Schultern. Einen Versuch war es ja eigentlich Wert.

Shawn schlug vor, sich das noch einmal genauer anzuschauen.

Neben dem Aufzugschacht befand sich ein zweiter, enger Schacht, in dem die Nottreppe gewesen war.

Er war nicht viel breiter als ein Meter und ungefähr vier Meter hoch bis zum nächsten Stock.

„Also ich halte das für keine gute Idee," stellte Frangolf fest. „In dem Text stand doch, wir sollen Risiken vermeiden."

„Ach, komm schon, Franc. Das ist doch nicht gefährlich, wenn wir da mit gespreizten Beinen hochklettern," fand Amalia.

„Wir können es ja mal versuchen," sagte ich.

Shawn nickte.

Amalia ging in den Schacht rein und versuchte, sich mit beiden Beinen gegen die Wände zu stemmen, aber sie rutschte ab.

„Schaut, das geht gar nicht," rief Frangolf.

„Versuch es mal mit Rücken an der einen Wand und beide Beine an der anderen," schlug ich vor, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.

Doch auch da rutschte Amalia ab.

„Die Schuhe sind einfach nicht gemacht für so etwas," meinte sie. Irgendwie waren die Schuhe schon für so etwas gemacht. Sie hatten eine ziemlich haftende Sohle, aber Amalia zog die Schuhe und Socken aus und – ich wusste nicht, warum – aber jetzt es funktionierte jetzt tatsächlich.

Ziemlich flink stieg sie immer höher.

„Bin oben, kann mir jemand dann meine Schuhe mitbringen, hier liegen nämlich auch verdammt viele Scherben," rief sie hinunter.

Ich schaffte es mit Schuhen und nahm Amalias Paar an den Schnürsenkeln in den Mund, um die Hände frei zuhaben.

Dann kam Shawn nach und nach einigem Zögern auch Frangolf.

„Halb so schlimm, oder?", meinte Amalia, als sein Kopf erschien.
Er brummte nur etwas unverständliches vor sich hin und dann gingen wir hier oben auf die Suche.

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