7.

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Leise trat ich in den Flur und betrachtete durch die Theke unsere Küche: Zwei Teller. Mein ungutes Gefühl verstärkte sich, eindeutiger konnte die Szene gar nicht mehr werden. Dann hörte ich Gelächter aus dem Wohnzimmer und erstarrte. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber ich wollte sie nicht sehen. Ich wollte nicht wissen, mit wem Eric mich betrog. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und zwang mich, nicht einfach wieder die Wohnung fluchtartig zu verlassen. Ich hatte eigentlich genug gesehen.

Doch meine Neugier siegte über meinem Verstand und dann stieß ich die Tür zum Wohnzimmer auf. Ich erkannte die Person und Tränen der Erleichterung schossen in meine Augen. Emilia und Eric saßen auf der Couch und starrten mich überrascht an, jeder ein Weinglas in der Hand.

„Kayla!", kreischte Emi und stieß fast ihr Glas um, bei dem Versuch, es auf den Tisch hinzustellen und gleichzeitig schwungvoll aufzustehen. Ich umarmte sie einfach nur, erleichtert, dass Eric mich doch nicht betrogen hatte. Egal, wie sehr wir uns in den letzten Wochen voneinander entfernt hatten, ein Betrug wäre es allemal gewesen.

„Hey!", warm lächelte er mich an. „Wir hatten dich erst später erwartet."

Stumm blieb ich stehen, immer noch sprachlos, wie ich hatte denken können, dass Eric mich betrog. Trotzdem blieb eine Unsicherheit. „Warum seid ihr hier?"

Emilia drückte mich erneut: „Ich wollte dich abholen, aber dann ist mein Auto kaputt gegangen und schließlich habe ich hier auf dich gewartet."

Beschämt röteten sich meine Wangen, wie ich hatte denken können, dass zwei meiner engsten Freunde mich betrügen würden.

„Wir haben schon gegessen, Liebes, aber ich kann dir den Rest der Lasagne warm machen", lächelte mir mein Verlobter freundlich zu.

„Ja, bitte!" Seine Freundlichkeit irritierte mich. Wir waren lange nicht mehr so miteinander umgegangen.

„Und?", neugierig rutschte Emilia an mich heran. „Wie geht es mit euch weiter?"

„Keine Ahnung", ich spürte Emilias taxierenden Blick und wusste nicht, was ich sagen sollte. „Ich weiß nicht, was er will."

„Was willst du?"

„Ihn."

Meine beste Freundin legte mir ihre Hand auf meine Schulter und ich entspannte mich unwillkürlich. Mehr als ich realisierte hatte mich die Unsicherheit in unserer Beziehung beschäftigt. Mehr als ich zugeben wollte brauchte ich Eric. Ich liebte ihn, sein Lachen, wie er mich früher gekitzelt hatte, seine Augen, sein Verständnis für alle meine Probleme. Ich spürte den Kampfwillen in mir aufsteigen und ich realisierte, dass ich egal was das Wochenende mit sich bringen würde, noch nicht bereit war, diese Beziehung aufzugeben. Wie sollte ich jemals einen anderen lieben? Eric war mein Leben seit fast einem Jahrzehnt. Ich konnte mir nicht vorstellen, für immer ohne ihn aufzuwachen, nie mehr seine warmen Hände auf meiner Haut zu spüren oder nie mehr einfach nur zu reden. Meine, unsere Liebe war nicht stark genug gewesen die letzten Wochen über, aber ich war endlich wieder bereit zu kämpfen, dass hatte mir der kleine Schock heute deutlich gemacht. Es war nicht seine Schuld gewesen, ebenso wenig wie meine eigene. Wir hatten uns als zu selbstverständlich genommen und das würde sich wieder ändern müssen.

Gerade als mir die Bedeutung dieser Gedanken bewusst wurde, trug Eric einen Teller mit dampfender Lasagne ins Wohnzimmer, welchen er vor mir abstellte, um dann drei neue Gläser Wein zu holen. Ich lächelte, als ich den Wein erkannte: Wir hatten ihn getrunken, als er mir den Heiratsantrag gemacht hatte. Ich sah es als ein positives Zeichen und legte meine Hand in seine, nachdem er sich neben mich gesetzt hatte. Emilias Blick glitt über unsere verschränkten Hände und sie grinste mir unmerklich zu. Das Essen aß ich mit einer Hand – glücklicherweise saß Eric zu meiner Linken, sodass ich mit meiner Rechten essen konnte.

7 Monate in der Hölle?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt