4.

1.4K 57 10
                                    


Aufgeregt tastete ich nach dem Flugticket, das ich sorgsam vor Eric verborgen hatte. Offiziell waren Emilia und ich auf dem Weg zu einem Kurzurlaub nach Amsterdam, weshalb ein Ticket nach Köln nur unnötig Fragen aufgeworfen hätte. Von Eric hatte ich mich bereits gestern Abend verabschiedet, da er ein Praktikum bei meinen Eltern machte und im Zuge dieses Praktikums ein Treffen junger Schriftsteller in einem Hotel leiten sollte und schon ins Hotel gezogen war.

Mit quietschenden Bremsen hielt ich in einer Parklücke, Emilia holte unsere Sachen aus dem Kofferraum. Lachend rannten wir Richtung Gate und schafften es gerade noch rechtzeitig zum Check-in. Wir klatschten uns ab und suchten zwei Plätze im Aufenthaltsraum. Die nächste halbe Stunde Warten sowie die eine Stunde Flug bekam ich nur halb mit, während meine Nervosität sich ins Unermessliche steigerte.

In Köln angekommen nahmen wir uns ein Taxi und buchten erst einmal unsere Zimmer. Dann musste ich mich auf den Weg zum Karrierecenter machen. Während Emilia völlig erschöpft im Hotelzimmer flach lag und fernsah, musste ich alles geben, es ging immerhin um meine Zukunft.

*

Drei Tage später landeten wir in Tegel. Ich hatte mit Eric sporadisch geschrieben und weder er noch meine Eltern hatten bemerkt, dass wir nicht in Amsterdam waren, dessen war ich mir sicher.

Das Assesment Center hatte die verschiedensten Prüfungen und Tests in Mathe, Rechtschreibung oder Allgemeinwissen beinhaltet und während die Tage in Köln für Emilia wirklich eine Art Kurzurlaub gewesen waren, war ich urlaubsreif, so anstrengend waren die Tage gewesen.

Normalerweise erhielten die Bewerber, wie ich erfuhr, die Zu- oder Absage erst nach Monaten, bei mir allerdings wurde eine Ausnahme gemacht und eine vorläufige Zusage ausgesprochen, damit ich mich möglichst schnell bei dem freiwilligen Wehrdienst anmelden konnte.

Über ein Ja oder Nein dachte ich gar nicht mehr nach – konnte ich auch gar nicht so wirklich. Es ging alles so schnell. Eigentlich war es nur eine Trotzaktion gewesen, entstanden durch zwei starrköpfige, betrunkene Studenten.

Weiter drückte ich auf das Gaspedal und fuhr Richtung Wohnung. Ich hatte Emilia bereits bei ihrer Wohnung abgesetzt. Ich war wieder eine Runde weiter in meinem geheimen Bewerbungsspiel, nein, im Prinzip hatte ich alles geschafft, nun kam es auf mich und meine Entscheidung an.

Ich seufzte kurz, ein Gespräch mit Eric kam unaufhaltsam immer näher.

Ich parkte in unsere Parklücke ein, holte meine Sachen aus dem Auto und ging die Treppe hoch. An unserer Wohnungstür fluchte ich kurz, weil die Schlüssel in meiner Tasche verschwunden waren, doch dann bemerkte ich, dass die Tür nur angelehnt war.

Vorsichtig stieß ich sie an.

„Ähm hallo?"

Stille. Mein Herz begann zu klopfen. Etwa ein Einbruch?

Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, bis ich Rosenblätter und Teelichter auf dem Boden sah.

Ich seufzte erleichtert auf.

Nur Eric.

Ich folgte der Spur bis in die Küche, wo Eric erwartungsvoll an dem Tisch saß, vor ihm zwei Teller mit kunstvoll aufgeschichtetem Essen, das ich nicht definieren konnte.

„Hey, Schatz", zögernd tapste ich auf ihn zu und gab ihm einen schnellen Kuss.

„Na, hattet ihr einen schönen Urlaub?", er drückte mich an sich. Ich wand mich: „Hmm."

Eric zögerte kurz dann stand er auf, führte mich zu meinem Stuhl und half mir, mich hinzusetzen.

Ich lächelte ihn kurz an. Ich wollte ihm nicht sagen, wie geschafft ich von meinem ereignisreichen Tag war, er hatte sich solche Mühe gegeben.

7 Monate in der Hölle?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt