Kapitel 16

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Justin POV'

Ich schließe die Haustüre mit zittrigen Finger auf. Ich weiss was jetzt kommt.

"JUSTIN DREW BIEBER" höre ich sie auch schon aus der Küche rufen.

Scheisse.

"Jaa?" Frage ich unschuldig und würde mich am liebsten direkt im Schlafzimmer verkriechen aber das geht Ja nicht.

"Wo warst du?" Fragt sie, schiebt den Küchenstuhl zurück und steht auf. Sie steht jetzt maximal 10cm von mir entfernt.

"Auf dem Konzert! Das hatte ich dir doch erzählt?" Es klingt eher wie eine Frage. Ich hasse Lügen.

"VON WEGEN!" Sagt sie verächtlich. Ihre Stimme wird mit jedem Wort lauter. "Warum lügst du mich an?! Betrügst du mich?!"

"Drehst du jetzt vollkommen durch?" Flüstere ich & trete einen Schritt zurück und knalle mit einem lauten PUFF gegen unseren Garderobenschrank im Flur. Ich würde gerne laut und deutlich reden aber meine Stimme lässt das nicht zu.

"Nein. Ich wäge nur ab" sagt sie, jetzt etwas ruhiger. "Du gehst weg ohne mir Bescheid zu sagen & lügst mir dann auch noch kalt ins Gesicht. Hab ich das verdient?" Sie tritt einen Schritt nach vorne und schaut mir in die Augen. "Ich.. Ehm." Ihr reicht meine Antwort wohl nicht denn jetzt brüllt sie : "HAB. ICH. DAS. VERDIENT. HABE ICH GEFRAGT MUSS ICH NOCH LAUTER WERDEN?!" Ich schliesse meine Augen & versuche einmal tief ein und auszuatmen. Dann öffne ich meine Augen wieder und sage stotternd :" N-Nein n-nat-türlich n-nicht"

Ich wünsche mich weg. Ich will hier nicht sein. Ich hasse es. "Nicht. Überzeugend. Genug." Sagt sie drohend. Ihre Stimme ist voller Hass. Wie ist es dazu nur gekommen?

Wir haben uns in Hamburg kennengelernt. Auf einem Konzert. Ich war damals total abgemagert und hatte kein Selbstbewusstsein. Obwohl. Das ist noch untertrieben. Ich hatte Depressionen. Sie wollte meine Nummer haben. Ich hab das so bewundert das sie als Mädchen den ersten Schritt gemacht hat. Wir haben dann zuerst angefangen zu schreiben zu telefonieren und so weiter. Ich hatte mich zuvor nie jemandem anvertraut. Nie. Ich war immer alleine. Mit meinen Narben am Arm & in meiner Seele. Ich war ein Junge. Ich musste stark sein. Schwäche zeigen konnte ich nie. Bis ich sie traf. Sie gab mir das Gefühl das sie mich für nichts verurteilen würde. Also habe ich ihr eines Tages anvertraut das ich nicht mehr können würde. Das ich mich umbringen wollte.

Sie hat mir das Leben gerettet. Sie war es die mich mit ihrer letzten Kraft die sie hatte überzeugt hatte mir Hilfe zu holen. In Therapie zu gehen. Mich jemandem anzuvertrauen der mir wirklich helfen konnte und nicht nur den Schmerz für eine Sekunde wegdrückte.

Irgendwann wurde sie immer seltsamer. Die Küsse wurden weniger. Ihre Worte wurden harscher. Sie dachte nicht mehr darüber nach was sie sagte. Ich fand dann eine Woche später herraus was passiert war. Von da an stritten wir uns nur noch. Ich wollte mich umbedingt an die altem Zeiten klammern, sie versuchte beständig jedes einzelne Detail aus ihrer Vergangenheit zu vergessen. Bis auf mich.

Und ich, das letzte Detail ist ihr Boxsack. Man hört immer nur von Männergewalt.. dabei gibt es das auch anders herum. Auch Männer werden von ihren Frauen unterdrückt.

Ich bin schwach. Ich weiß, das ich schwach bin. Keiner meiner "Freunde" würde verstehen wie erniedrigend so etwas ist.

Und ich frage mich einfach nur immer wieder : Wie konnte aus dem liebevollsten, hilfsbereitesten, überzeugendstem Mädchen so ein Monster werden? Wie ist so etwas möglich?

Ich liebe sie trotzdem immernoch. Wenn man so etwas Liebe nennen kann. Aber verliebt in sie, nein. Das bin ich nicht mehr. Ich verspüre keine Leidenschaft oder auch nur einen Funken von Anziehung. Aber ich brauche sie. Und selbst wenn ich sie nicht brauchen würde, sie würde mich nicht gehen lassen.

"W-was soll ich denn s-sagen?" frage ich. Meine Stimme zittert immernoch. Ich sehe wie sie ausholt, ihre Hand schnellt zurück & ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen um den Schlag abzuprallen. Aber es kommt nichts. Als ich vorsichtig durch die Lücken meiner Finger schaue hängt ihr Arm schlaff neben ihrem Körper und sie schaut mich an. Selbst durch den kleinen Spalt kann ich erkennen das sie Tränen in den Augen hat.

"Es tut mir leid.."

Das kenne ich schon. Nach einem Anfall kommt die Versöhnung, nach der Versöhnung kommt ein Anfall. Ich bin es leid.

"Ich weiss." stelle ich nur fest und nehme meine Hände vom Gesicht. Sie tritt einen Schritt zurück und ich laufe an ihr vorbei in unser Schlafzimmer. Ich werfe meine Tasche, die ich die ganze Zeit über der Schulter hatte auf den Boden und laufe zum Schrank um mir eine Jogginghose und ein T-Shirt zu holen.

Ich laufe ins Bad um zu duschen. Aber.. man kann sich keinen Dreck von der Seele waschen. Auch wenn ich das immer wieder versuche.

Trottelstory. ( Niall Horan )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt