Kapitel 3

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Die Fahrt erschien mir schon fast endlos, als der Wagen endlich stehen blieb. Ich war misstrauisch und bewegte mich nicht. Ich wagte kaum zu atmen, doch nichts passierte.
Ich hörte, wie eine Autotür erst geöffnet und dann wieder zugeschlagen wurde. Jemand entfernte sich auf einem Kiesweg. Danach war wieder alles still.

Das Blut an meinen Armen und Beinen war bereits getrocknet, doch die Wunden schmerzten noch mehr, als zuvor.

Ich versuchte mich auf die Seite zu drehen, um mein Umfeld genauer betrachten zu können, doch die Seile fraßen sich nur noch mehr in meine Handgelenke und die offenen Wunden fingen erneut an zu bluten.

Plötzlich hörte ich, wie sich jemand auf dem Kiesweg näherte. Blitzartig spannte sich mein ganzer Körper an und dieses Mal war meine Angst berechtigt, denn die Person lief um den Wagen herum und öffnete die Hecktür mit einem heftigen Ruck.

Außerhalb des Transporters herrschte ebenfalls tiefste Dunkelheit und alles war ruhig, bis die Person auch die zweite Tür öffnete. Mit dem linken Bein voran, stieg sie in den Wagen und kam langsam auf mich zu.

Durch den wuchtigen Körper, wurde fast die gesamte Breite der Tür ausgefüllt und als sie etwa nur noch einen Schritt von mir entfernt war, kniete sich die Person neben mich. Ich konnte, trotz schwarzer Maske, die Konturen eines männlichen Gesichts sehen und glaubte ein Grinsen zu erkennen.

Ohne ein Wort zu sagen, packte er mich und wenige Sekunden später fand ich mich auf seiner rechten Schulter wieder.

Bis jetzt hatte sich meine Angst in Grenzen gehalten, aber nun hatte sich das Adrenalin verflüchtigt und ich konnte eine einzelne Träne nicht unterdrücken.

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