Kapitel 5

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Erst als ich direkt an der breiten Treppe zur Eingangstür der Villa stand, bemerkte ich, wie heruntergekommen das Haus eigentlich war. Überall blätterte rote Farbe von der Fassade und die meisten der weißen Fensterläden fehlten, oder lagen wild verstreut im Garten herum.

Langsam ging ich Stufe für Stufe die Steintreppe hinauf und ließ meinen Entführe die riesige Eichentür öffnen. Er zog einen kleinen silbernen Schlüssel aus seiner Hosentasche, steckte ihn ins Schloss und öffnete so die Tür.

Ich wurde schroff hinein gestoßen und sofort hüllte uns wieder tiefste Dunkelheit ein. Ohne überhaupt etwas nur ansatzweise erkennen zu können, wurde ich weggezogen und ehe ich klar denken konnte fand ich mich alleine in einem leeren Raum wieder.

An der hohen Ecke hing eine einzelne Glühbirne und erhellte das Zimmer mit einem schwachen gelben Licht.

An der hinteren Wand stand ein gigantisches Himmelbett, welches wirklich sehr einladend aussah. Daneben ein ironisch winziger Beistelltisch und schräg darüber ein mit Gitterstäben verschlossenes Fenster.

An der Wand zu meiner Rechten gab es einen breiten Kleiderschrank aus Buchenholz und einen fliederfarbenen Ohrensessel, dessen dazugehöriger Hocker auf einem himmelblauen Teppich stand.

Ein weißes Bücherregal hing an der Wand auf der linken Seite und ein schmaler Schreibtisch, ebenfalls aus dem Holz einer Buche, stand darunter. Davor fand ich einen blauen Plastikdrehstuhl und einen silbernen Mülleimer.

Ich war müde und mir taten die Gelenke von den Fesseln weh, welche immer noch um meine Handgelenke gebunden waren. Also ging ich hinüber zum Bett und legte mich samt Mantel und Schuhen einfach hinein.

Die unzähligen bunten Kissen waren unglaublich weich und bequem. Ich merkte, wie meine Lieder langsam schwer wurden, doch in genau diesem Moment vernahm ich im Augenwinkel ein flackerndes rotes Licht.

Mein Blick wanderte zu der Ecke, aus der das Blinken gekommen war und da sah ich sie: Kurz unter der Zimmerdecke, direkt neben der Tür, hing eine kleine graue Kamera an der Wand.

"Beobachtet er mich gerade?", schoss es mir durch den Kopf. Misstrauisch zog ich die violette Decke bis hoch an mein Kinn, doch trotzdem versuchte ich mir nichts anzumerken, falls ich wirklich beobachtet wurde.

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