Kapitel 4

112 8 3
                                    

Nachdem der Mann mit mir aus dem Transporter gestiegen war und die Türen wieder geschlossen und verriegelt hatte, betrat er den Kiesweg, auf dem ich ihn vorher bereits kommen gehört hatte. Im dichten Wald um uns herum bewegte sich nicht auch nur ein Blatt und man konnte erst recht keine Chance auf Hilfe erkennen.

Während er mit mir auf der Schulter durch die Nacht lief, wurde meine Angst mit jedem Schritt größer und größer. Selbst der Geruch von seinem penetranten Aftershave ließ mir die Nackenhaare zu berge stehen und das Herz bis zum Hals schlagen.

Nach mehreren Minuten des Gehens blieben wir abrupt stehen und ich wurde unsanft auf dem Boden abgesetzt. Wir hatten den Kiesweg bereits vor einer Weile verlassen und waren quer durch das Unterholz gewandert.

Wir waren vor einem großen Eisentor stehen geblieben, welches an einer Seite bereits aus den Angeln gefallen war. Es sah sehr mühevoll aus, als er das Tor an der losen Seite öffnete. Kurz darauf packte er mich wieder und nach wenigen Augenblicken fand ich mich dieses Mal auf seiner anderen Schulter wieder.

Hinter der nächsten Kurve hatten wir unser Ziel offensichtlich erreicht, denn wieder blieb er stehen und nahm mich von seiner Schulter. Als ich mich umdrehte konnte ich sehen wo wir waren.

Vor mir lag eine riesige alte Villa, mit einem verwilderten Garten und einem bemoosten Steinbrunnen. Hinter dem Haus ragten die Kronen mehrer Kiefern in den grauen Himmel. Bald würde die Sonne aufgehen. Ob man wohl schon nach mir Suchte?

Ich wurde von hinten in den Rücken gestoßen und fiel auf die Knie. "Lauf doch!", war das erste, was mein Entführer zu mir sagte. Seine Stimme war tief und kratzig, als ob er starker Raucher wäre und er sprach mit leichtem arabischen Akzent, den ich nicht eindeutig bestimmen konnte.

Unsicher machte ich ein paar Schritte und blieb dann wieder stehen. Ich sah mich zögernd nach dem Mann um, doch dieser hatte sich keinen Zentimeter bewegt und beobachtete mich teilnahmslos.

Erst nachdem ich ihm einen durchaus fragenden Blick zugeworfen hatte, setzte er sich in Bewegung und packte mich unangenehm am Arm, als er auf meiner Höhe war. Ich wurde einige Meter hinter ihm her gezogen, bis er mich wieder losließ und vor sich gehen ließ.




InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt