Kapitel 2

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Es war Samstag und ich wachte wie immer schon sehr früh auf...Ich weiß schon...Das mag für manche Menschen jetzt vlt seltsam klingen, aber für mich war es nun mal völlig normal und eigentlich hatte ich auch gar keine andere Wahl ... Ich meine, irgendjemand musste ja das Frühstück auf den Tisch stellen. 

Ich ging also wie jeden Tag schon sehr früh runter in die Küche und machte das Frühstück, danach weckte ich meine Schwester. 

,,Hey, Me young...Me young wach auf..." Ich rüttelte sanft an ihrer Schulter und sie öffnete vorsichtig ihre Augen. Me young war genau ein Jahr jünger als ich und ich liebte sie über alles. 

,,Morgen..", nuschelte sie mit ihrer leisen Stimme und rieb sich verschlafen die Augen. ,,Wie spät ist es, Unnie?"  ,,8 Uhr..."   ,,Was???" Schnell setzte sie sich in ihrem Bett auf. ,,Schon so spät? Warum hast du mich denn nicht geweckt?  ,,Hm..Wollte ich ja...aber du hast so ruhig geschlafen und da wollte ich dich einfach nicht wecken.." 

Sie sah mich mit ihren großen Augen an und nickte dann langsam. ,,Danke, Unnie...", murmelte sie, stieg aus ihrem Bett und ging in die Küche. Ich folgte ihr. Für Me young gab es schon seit langer Zeit keine schlafreichen Nächte mehr. Der Grund dafür betrat gerade die Küche...

,,Morgen...", grummelte die Stimme unseres Vaters. Er kam, anscheinend noch ziemlich verkatert von gestern Abend, zu uns. Sofort versteifte Me young sich neben mir. Ich nahm schnell ihre Hand in meine, als Zeichen dafür, dass ich bei ihr war...Dass ihr keine Gefahr drohte, solange ich hier neben ihr war... Sofort entspannte sie sich wieder etwas, blieb aber dennoch wachsam.

,,Guten Morgen, Vater..." Ich sah wie schwer es ihr viel diese Worte auszusprechen. Den bitteren Unterton in ihrer Stimme, konnte man einfach nicht überhören...Er tat es...

,,Guten Morgen, mein kleiner Engel..." Sofort wollte er zu ihr gehen um ihr einen Guten Morgenkuss zu geben, doch ich lenkte ihn schnell ab.

,,Morgen, Vater..." Abrupt hielt er in seinem Vorhaben inne und sah zu mir. ,,Morgen..."Tochter", grummelte er und setzte sich dann einfach an den Tisch. Ich hörte Me young neben mir erleichtert ausatmen und drückte kurz ihre Hand.

Das Verhältnis zu meinem Vater war...eigentlich gar nicht vorhanden...Er hasste mich. Und nein, ich übertrieb nicht! Er hasste mich aus tiefstem Herzen. Er verabscheute mich...Der Grund dafür war, dass er glaubte, ich sei nicht seine leibliche Tochter...Er glaubte, Mutter habe ihn betrogen...Ich wünschte, es wäre so...Ich wünschte, er wäre nicht mein Vater...Ich wünschte, er wäre nicht Me youngs Vater...Ich wünschte, dass ganze wäre einfach nur ein Alptraum aus dem ich bald erwachen würde...aus dem wir beide, Me young und ich, bald erwachen würden...

Aber es passierte nichts dergleichen. Stattdessen sah ich, wie sich die Hand meines sogenannten "Vaters" dem Oberschenkel meiner Schwester näherte. Schnell sprang ich auf und zog sie an der Hand mit hoch. 

,,Ähhmm...W-wir müssen jetzt weg..." Er sah mich durch zusammengekniffene Augen misstrauisch an.

,,Wohin?", fragte er. Ja, das ist eine gute Frage... Me young kam mir zu Hilfe.

,,Ich wollte noch in die Bibliothek, Vater...", sagte sie mit leiser Stimme.

,,Achso, na dann...Hab Spaß, mein Engel...Und komm so schnell wie möglich wieder...Daddy wird dich vermissen!" Er wollte aufstehen und zu ihr gehen, doch ich zog sie schon an der Hand raus. ,,Wir müssen uns beeilen...", rief ich noch schnell als Erklärung hinterher und ging dann mit Me young, nachdem sie fertig umgezogen war, nach draußen.

,,Danke, Sona...", murmelte sie und drückte meine Hand.

,,Du weißt, solange ich bei dir bin, hast du nichts zu befürchten!" Ich erwiderte ihren Händedruck. ,,Hm..Wolltest du  eigentlich wirklich in die Bibliothek?"

Sie nickte. ,,Ja. Ich brauche ein Buch für die Schule und ich denke dort werde ich es finden!"

,,Ganz bestimmt sogar!" Ich lächelte sie an und wir kamen an der Bibliothek an. Gemeinsam betraten wir das uns nur all zu gut bekannte Gebäude. Wir kamen öfters hierhier...Hier hatten wir beide unsere Ruhe und konnten gleichzeitig einer unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen...und Achtung! Überraschung, Überraschung...Es war das lesen...

,,Guten Morgen!", begrüßten wir beide, die schon etwas ältere Bibliothekarin. Sie lächelte uns warm an.

,,Guten Morgen, ihr beide! Ihr seid heute aber schon ziemlich früh hier..."

,,Ähm..." ,,Ich brauche dringend ein Buch für die Schule, Mrs. Hong...", unterbrach Me young mich schnell. Ich lächelte sie dankbar an.

,,Ja genau und da Me young mich schon den ganzen Morgen damit vollgequatscht hat, kommen wir jetzt schon..."

Me young warf mir daraufhin einen bösen Blick zu. 

,,Ich habe dich nicht vollgequatscht...Ich habe nur gefragt..." 

,,Jajaja.." 

,,Hmpf..." Daraufhin mussten wir beide lachen. Ich mochte es, wenn wir beide solche Auseinandersetzungen hatten...Es ließ mich kurz vergessen, dass unser Leben nun mal eigentlich nicht so war, wie das der anderen...

,,Nanana...Kinder.." Mrs. Hong lachte. ,,Streitet euch doch nicht.."

,,Wir streiten uns nicht..", murmelte Me young so leise, dass nur ich es hören konnte und lächelte leicht. Ich war davon überzeugt, dass auch sie diese kleinen Rauffereien für eine kurze Zeit alles böse, ja alles unnormale in unserem Leben kurz vergessen ließ...

,,Na gut, dann folge mir Me young und erzähle mir, was genau du eigentlich brauchst.." Mrs. Hong lächelte sie sanft an und Me young und sie verschwanden daraufhin hinter einem Regal.

Ich blieb kurz einfach nur stehen und beschloss dann in die Abteilung für Astronomie zu gehen. Ich liebte die Sterne...Wie sie dort oben im Himmel alle zusammen die Nacht verschönerten war einfach wundervoll...Und sie brachten nicht nur die Nacht zum Leuchten, sondern halfen auch mir...Sie erleuchteten die Dunkelheit tief in meinem Herzen...

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Als ich die Abteilung betrat, fiel mir sofort ein Buch ins Auge...Das Problem war allerdings, dass das Buch ganz weit oben war und ich ganz weit unten... Ich seufzte. Sowas kann auch nur mir passieren... Ich hielt Ausschau nach einem Hocker, denn normalerweise stand immer irgendwo einer an der Seite eines Regales. Hm...Wo könnte denn...Aha! Ich fing an leicht zu Lächeln, schnappte mir schnell den Hocker, den ich eben entdeckt hatte und stellte ihn dann an die Stelle, an der ich ihn benötigte. 

Allerdings half mir der Hocker auch nicht viel weiter, da er mir nur einige wenige Zentimeter an Größe schenkte. Auch als ich auf Zehenspitzen versuchte, an das Buch zu kommen, fehlten mir noch ein paar Zentimeter.

Gerade als ich aufgeben wollte, bemerkte ich etwas dicht hinter mir...oder besser gesagt, bemerkte ich jemanden dicht hinter mir... 



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