Forget the name and play the game

1.Kapitel

Stille um mich herum. Man hätte meinen können, dass sich außer mir und der Torfrau niemand sonst in der Halle befand. Es gab nur uns, das Tor und den Ball der vor mir lag.

Vor zwei Minuten noch hatte die Zuschauertribühne getobt und verschiedenste Dinge auf das Spielfeld gerufen. Ob wir nun angefeuert wurden oder Empörung über Schiedsrichterentscheidungen kund gegeben wurde, von Ruhe konnte definitiv nicht die Rede gewesen sein. Doch jetzt wo ich an der sieben Meter Linie vor dem Tor stand und den, für das Match, alles entscheidenden letzten Wurf machen musste, war alles still.

Gebannt waren alle Blicke auf mich gerichtet, und ich wusste ich trug alle Erwartungen auf meinen Schultern. Die Erwartungen der Zuschauer, die Erwartungen meines Trainers und die Erwartungen meines Teams ohne dem ich es bestimmt nicht bis hier her geschafft hätte. Ohne dem das Finale in dem ich nun am Feld stand undenkbar gewesen wäre.

Ein weit entfernter Traum.

Ich wusste also, wenn ich niemanden enttäuschen wollte, sollte ich besser Treffen, denn es war kein Match außer Konkurrenz oder ein simples sieben Meter werfen aus dem Training. In einem Finale musste man alles daran setzten dem weiten Weg den man gegangen war einen schönen Abschluss zu machen indem man ein letztes Mal sein volles Potential ausschöpfte und sein bestes gab.

Ich atmete einmal tief durch ehe ich mich langsam bückte um den Ball vor mir aufzuheben. Ich drehte ihn einige Male in den Händen um einen guten Halt am Harz das daran klebte zu bekommen. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und mein Blick suchte als ich diese wieder öffnete den Weg zur Bank an der ich meinen Trainer vermutete. Allerdings stand nicht er da. Zu meiner Überraschung sah ich meinen Vater, kerngesund und freundlich lächelnd wie eh und je. Eigentlich hätte mich diese Entdeckung aus der Fassung bringen sollen. Doch das tat es nicht. In irgendeiner Art und Weise baute mich sein Lächeln auf, denn ich hatte es so lange schon nicht mehr gesehen. Und es fehlte mir noch immer wie am ersten Tag. Mein Vater nickte mir zu und formte mit den Lippen die Worte „Ich bin stolz auf dich". Vor Rührung bekam ich so feuchte Augen, dass ich fast vergaß, dass ich noch ein Tor zu schießen hatte. Der Blick der Schiedsrichterin die mich geduldig musterte erinnerte mich daran.

Schweren Herzens löste ich meinen Blick von ihm und sah zurück auf's Tor. Ich nahm, wie es beim Handball üblich war, die Schlagwurfposition ein. Mein Linker Fuß lag an der sieben Meter Linie während sich der rechte ein Stück weiter hinten befand. Nach wie vor hörte ich nichts. Ich wusste nicht ob es tatsächlich so still war, oder ob ich einfach jeglichen Geräuschpegel ausblendete um mich einzig und allein auf diesen Moment zu konzentrieren. Mein Blick heftete am Tor.

Der Pfiff ertönte ehe ich mit rechts ausholte, auf's Tor warf und abwartete ob ich den Ansprüchen aller gerecht werden würde.

„Lilia, aufwachen", ein kräftiges Rütteln an meiner Schulter ließ den Film der beim Dösen vor meinem geistigen Auge gelaufen war, wie eine Seifenblase zerplatzen, und holte mich unsanft zurück in die Realität.

„Hm?", murmelte ich genervt. Was auch immer wer grad von mir wollte, würde es auch ohne mich schaffen ich hatte keine Lust aufzustehen.

Ich vernahm ein genervtes Schnauben: „Lilia!"

Okay die Person meinte es offensichtlich ernst. Himmel...

Ich öffnete meine Augen einen Spalt, nur um sie in derselben Sekunde wieder zu schließen. Erbarmungslos blendete Tageslicht meine Sicht.

„Was ist denn?", maulte ich als ich erneut den Versuch startete die Augen zu öffnen. Dieses Mal hielt ich meine Hand zum Abschirmen schützend über meine Augen. Meine erst verschwommen wahrgenommene Umwelt formte sich in Schemen und wurde jede Sekunde klarer. Aber anstatt der Torfrau unserer Gegner sah ich meiner ungeduldig wirkenden Freundin Luisa ins Gesicht.