9.Kapitel

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Letztendlich hatte Luisa dann doch auf das Privileg, die Pfanne übergezogen zu bekommen, verzichtet. Mick war es ihres Erachtens nicht Wert, wegen ihm zur Masochistin zu mutieren, was ich bloß begrüßte. Wobei es bestimmt ein interessanter Zeitungsartikel geworden wäre.

„Trainer Schuld an Selbstverletzendem Verhalten einer Spielerin- fristlos gekündigt". Also das hätte mich dann doch mehr angesprochen.

Beim Mittagessen hatte ich, wie erwartet, von den Jungs einige Kommentare bezüglich meines kleinen Auftritts in der Sporthalle geerntet. Es war anscheinend die ungewöhnlichste Sache der Welt, im Pyjama beim Jungstraining aufzutauchen um mit seinem Trainer zu streiten. Gut, vielleicht war das nichts alltägliches, aber mal ehrlich, was hätten sie an meiner Stelle getan?

Mick war mit Abstand die ätzendste Person auf Erden, sein Glück, dass ich ihn am helllichten Tag zur Rede gestellt habe und ihm nicht einen nächtlichen Besuch mit meinem Knebel abgestattet hatte.

Tobi sagte erstaunlicherweise wenig zu meinem Besuch, beziehungsweise äußerte er sich nicht groß dazu. Ich war auch bemüht ihn so wenig wie möglich anzusehen, sein Anblick verursachte jedes mal ein schlechtes Gewissen in mir. Auch wenn er mir nicht unheimlich sympathisch war tat er mir leid. Meine Mutter meckerte mich zwar oft an, allerdings hat sie mich noch nie auch nur ansatzweise so angebrüllt wie Rainer Tobi.

Ich überlegte was wohl passiert wäre wenn ich das getan hätte... na ja, Mick wäre bei einem Trainingsmatch bestimmt nicht vor Begeisterung in die Luft gesprungen allerdings hätte er kein Drama gemacht vor allem nicht wenn ich einen triftigen Grund gehabt hätte. Außerdem hätte er nicht gebrüllt. Klar, war er für seine arroganten und unfreundlichen Kommentare bekannt, allerdings brüllte er tatsächlich nie.

Nicht, dass mir dieser Umstand Mick sympathischer gemacht hätte. Ich könnte ihn mindestens drei Mal pro Training lynchen wenn er wieder eine abfällige Bemerkung machte, aber in der Hinsicht war ich tatsächlich froh über seine Gelassenheit.

Ich war gespannt auf das Match nachher, vielleicht glätteten sich die Wogen ja ein wenig wenn Tobi nun von Anfang an ein wenig aufmischte.

Ich seufzte, Staatsmeisterschaft ahoi...

Prrrrrrrrt.

„Ahh", ein schrillender Ton schallte neben meinem Ohr durch die Halle. Was zum Kuckuck...?

„Fräulein Alba, Konzentration bitte", Beate blickte mich kühl an, „du spielst in wenigen Wochen um den österreichischen Staatsmeistertitel, gib dir ein wenig Mühe."

Ich warf ihr einen Seitenblick zu: „Tut mir leid. Ich war in Gedanken."

„Ein Sportler denkt nicht, er tut", erwiderte sie bloß und ging weiter.

Und da fragten sich immer alle woher das Vorurteil kam Sportler seien dumm. Den Tinnitus, der sich nun in meinem Ohr bemerkbar machte, ignorierend führte ich die angesagte Passübung mit meiner Gegenüber aus. Aber nun etwas dynamischer bevor Beate noch auf die Idee kam mir auch noch ins andere Ohr zu pfeifen.

Beate war im Gegensatz zu Mick etwas strenger, allerdings war sie mehr neutral als abfällig, was ich sehr begrüßte. Wenn man bei ihr etwas falsch machte, dann sagte sie das einem auch und machte Verbesserungsvorschläge.

Mit Beate kam man gut klar, solange man ihr nicht auf die Nerven ging. Und besonders beliebt konntest du dich machen wenn du dich unfähig angestellt hast.

„Tut dein Rücken noch weh?", fragte mich meine Gegenüber aus der U13.
Ich nickte: „Natürlich, siehst du denn nicht wie ich vor Schmerzen um komme?"

Das Mädchen lachte: „Du bist witzig und hübsch, ich mag dich."

„Dann kennst du mich wohl noch nicht richtig", erwiderte ich und umging somit das Kompliment.

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