Kapitel 6

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(heeey ^-^ endlich gibt's das nächste Kapitel! Viel zu viele Klausuren und Proben für meinen Benefizabend standen einfach im Weg o: aber jetzt geht's weiter :3 )

Wortlos blickten sich die beiden Frauen für einen Moment nur an, ehe die Prinzessin den Kopf senkte. Es kann nicht sein.. Sie lügt...

Sie spricht die Wahrheit, das weißt du mehr als genau, Marie. Marilas Stimme war ungewöhnlich sanft, als sie zu Marie sprach. Selbst wenn das wölfische Wesen, das den Körper mit Marie teilte, anderer Meinung als diese war, so verstand sie doch, was Marie fühlte. Die Angst vor der Ungewissheit in einer Beziehung mit einer Frau, die Befürchtung einer Strafe durch Lucian oder die Verachtung des Hofes. Die Angst, ihre Rolle als Prinzessin nicht übernehmen zu können. Die Sorge die Kirche und vorrangig ihre Eltern zu verärgern. Angst, blind ihrem Schicksal zu folgen.

"Bitte geh jetzt...", brachte die Prinzessin schließlich mit leiser, brüchiger Stimme heraus ohne Lizandra anzusehen.

Diese schüttelte nur innerlich den Kopf, blieb jedoch äußerlich ruhig. All die Jahre des Trainings, die Befehle, das Befehle geben, hatten ihr gelehrt, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Eine ausdruckslose Miene aufzusetzen und stark zu wirken, für die, die zu ihr aufblickten und Befehle erwarteten.

"Wie Ihr wünscht Prinzessin", erwiderte sie ruhig, ohne auf das gerade Geschehene einzugehen.

Leise schloss sich die Tür und Marie blieb allein mit sich selbst zurück.

Schweigend setzte Marie sich auf die Kante ihres Bettes, während sich die Szene in ihrem Kopf noch einmal abspielte. Sie hatte den verletzten Ausdruck in Lizandras Augen gesehen, als ihr all diese Worte herausgeplatzt waren. Sie bereute sie schon jetzt. Marie kannte diese Frau erst wenige Stunden und doch ertrug sie es nicht, immer wieder an diesen Blick erinnert zu werden.

Ist sie denn wirklich so schlimm wie du denkst, Marie?

Die junge Frau hatte schlicht und weg keine Antwort auf die Frage ihrer inneren Wölfin.

Nur weil sie eine Frau ist?

Ich bin den Prinzen versprochen, Marila.

Daran ändert sie doch aber nichts, du heiratest ihn so oder so.

Ich werde meine Aufgabe als Prinzessin so nicht erfüllen können -

Meinst du, Lucian hatte vor, dich in die Regierungsgeschäfte einzubinden oder Kinder mit dir zu kriegen?, unterbrach der wölfische Instinkt.

Marie musste nicht antworten, ihr Schweigen war Antwort genug.

Aber... wie soll das denn gehen zwischen zwei Frauen... Marila! Innerlich nahm Maries Stimme einen jammernden Ton an.

Das wird sich alles ergeben Süße, hör zu: Lizandra, der Name schien Marila auf der Zunge zu zergehen wie purer Zucker, weiß bestimmt genau so wenig wie du, wie sie mit unserem plötzlichen Auftauchen, und der Anziehungskraft zwischen uns umgehen soll. Also mach dir keine Sorgen und lass das ganze einfach auf dich zukommen, ja?

Sachte lächelte Marie in die Dunkelheit hinein, die nur von wenigen Kerzen und dem Kamin vertrieben wurde.

Ja.

~

Feuchte Lippen wanderten ihren Hals hinunter, langsam, Stück für Stück. Sie hinterließen Wärme. Keine angenehme jedoch. Hitze. Hitze, die Maries Haut zu verbrennen schien. Über sich hörte sie nur das dunkle, kalte Lachen Lucians, das ihr kalte Schauer den Rücken hinunterjagte. "Du und Lizandra? Dass ich nicht lache. Als wärst du es wert, meine Schwester mit deiner Anwesenheit zu verschmutzen. Als würde dich überhaupt jemand wollen." Kalter Abscheu schwang in seiner Stimme, dennoch blitzten seine Zähne in einem finsteren Grinsen im Kerzenschein auf. "Aber ich weiß genau, wozu selbst du gut genug bist."

~

Mit einem erstickten Schrei schrak Marie aus dem Schlaf und saß sogleich aufrecht im Bett. Ihre Atmung ging heftig und fühlte den dunklen Raum mit Geräuschen. Laut wie die Schritte eines Drachen dröhnte ihr der Herzschlag in den Ohren. Marie verdeckte ihre Augen mit den Handflächen.

Es war nur ein Traum Marie, murmelte Marila beruhigend.

Doch es hatte sich so echt angefühlt.

Ich weiß genau, was du jetzt brauchst, Marie, begann Marila langsam und gedämpft.

Zu keinem Wort im Stande wartet die Prinzessin nur auf eine Antwort.

Du brauchst unsere Gefährtin - wie stellst du dir das vor?, unterbrach Marie sie erschöpft.

Du übergibst mir die Kontrolle und ich gehe sie besuchen. Jetzt?, fragte Marie irritiert. Du weißt doch gar nicht wo sie ist! Außerdem kannst du nicht mitten in der Nacht zu ihr - vor allem nicht, nachdem was ich getan habe..., zum Schluss hin wurde sie leiser.

Das musst du selbst klären, Marie. Aber ich will zu ihr, zur Not schlafe ich vor ihrer Tür. Du - was?

Hast schon richtig gehört. Marilas Grinsen war deutlich zu spüren.

Nagut, gab Marie schließlich nach und überließ ihrem Instinkt die Führung.

~

Lautloses Schrittes lief Marila durch die Gänge des Schlosses. Sie schien zu wissen, wo ihr Ziel lag. Geruchssinn, Dummkopf. Stimmt ja.

Nur wenige Augenblicke später blieb Marila vor einer großen dunklen Tür stehen, die zwar im gleichen Stockwerk, jedoch in einem anderen Bereich des Schlosses als Maries Zimmer lag. Auf dem Weg war sie zwar zwei Wachen begegnet, diese hatten ihr einen fragenden Blick zugeworfen, hatten jedoch nicht weiter nachgefragt.

Ohne zu zögern, wie es Marie wohl getan hätte drückte Marila die Türklinge hinunter und trat in den stockdüsteren Raum hinein. Es roch nach frisch erloschenem Feuer und der anziehende Duft von Lizandra tränkte den Raum, war jedoch keineswegs aufdringlich. Wie frischer Regen und Kiefernnadeln. Betäubend.

Selbst für Marila war der Raum zu abgedunkelt, als dass sie auch nur ihre Hand vor Augen hätte erahnen können. Vorsichtig trat sie einige Schritte in den Raum, als sich die Tür mit gedämpften Geräusch schloss und sich ein starker Arm von hinten um Marilas Bauch legte.

"Wer sucht mich denn um diese Zeit in meinen Gemächern auf?"

Marie wäre niemals, in keinstem Fall einfach in Lizandras Zimmer gestürmt, vor allem nicht unaufgefordert. Davon abgesehen, dass sie es nicht gefunden hätte. Aber Lizandra hatte sich noch nie um solche Regeln geschert.

"Marila, Maries Instinkt", gab sie im gleichen schnurrenden Ton von sich wie Lizandra selbst und grinste verschmitzt, während sie sich in Lizandras Umarmung umdrehte, um zu ihr aufzusehen, wenn sie denn etwas sehen würde.

"Wie hast du mich erkannt?", fragte sie neugierig. Leises, melodisches Lachen hallte durch den Raum. Marila lächelte bei diesem Kling, wollte sie ihn jetzt am liebsten immer und immer wieder hören. "Du läufst anders als Marie und sie wäre nie nachts, allein durch dieses Schloss gelaufen." Verschmitzt zog Lizandra Marila näher. "Da hast du wohl recht", stimmte Marila lächelnd zu. "Wieso ist es bei dir überhaupt so stockdunkel?" "Damit neugierige kleine Wölfchen, sowie Menschen, nicht im Vorteil liegen, wenn sie mich nachts besuchen.", die oberste Befehlshaberin schien amüsiert. "Also, was führt dich zu mir Marila?"

"Ein schlechter Traum und du." Unverblümt hatte Marila ihre Meinung schon immer direkt von sich gegeben. Wieder lachte Lizandra, ein warmes Lachen, nicht wie der Traum-Lucian. "Dann will ich dir nicht widersprechen." Schon wurde Marilas Hand ergriffen und sie selbst hinter Lizandra durch den Raum geführt. Lizandra klettere voran, auf eine kleine Anhöhe, in der Marila ein Bett vermutete. Rasch folgte die jüngere der älteren auf dieses, ehe beide unter die Laken krochen.

Lizandra schlang ihre Arme wie selbstverständlich um Marila und zog sie mit dem Rücken voran an sich. Die beiden passten perfekt aneinander, als wäre es vorherbestimmt - was wohl der Wahrheit entsprach.

Zufrieden schmiegte sich Marila an ihre Gefährtin und fand, geborgen in der Sicherheit ihrer Arme, allzu schnell den Schlaf.

Marie für sich hatte die ganze Situation schweigend miterlebt. All das war so neu und sich selbst konnte sie, zumindest nicht jetzt, sich nicht in der Befehlshaberin Armen vorstellen. Da ließ sie lieber Marila den Vortritt...

My prince was a princess [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt