Kapitel 8

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Vorhin hat es dich doch aber auch nicht interessiert!

Ich heirate ganz sicher nicht irgendeinen Prinzen, wenn ich meine Gefährtin gefunden habe Marie!

Aber wir müssen unseren Pflichten folgen, Marila!

Es gibt nichts, das mich jetzt weniger interessiert!

"Prinzessin? Die Mittagsstunde hat geschlagen und alles ist bereit", merkte eine der Dienerinnen an, die zusammen mit Marie im Raum warteten und bisher über belanglose Themen geredet hatten. Marie hatte die Schläge der Turmglocke nicht gehört. In ihrem Kopf drehte sich alles. Dennoch hob sie den Kopf an und lächelte den Frauen zu. Sie wagte es nicht zu sprechen. Zu groß war die Angst, ihre Stimme könnte Zittern.

Marie verließ das Zimmer, lief durch den hohen Gang, der aus dem Schloss hinaus führte. Allein trat die Prinzessin aus dem dunklen Gebäude, den Geräuschen der Hochzeitsgesellschaft folgend.

Die Sonne schien, keine Wolke bedeckte den blauen Himmel. Die Vögel im nahen Wald zwitscherten und jedes Tier genoss die warmen Sonnenstrahlen des Maitages.

Für Marie wirkte alles grau, die Vögel und der so blaue Himmel verspotteten sie. Jeden Schritt setzte Marie bedächtig, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ihre Maske, die sie sich so schön zurechtgelegt hatte, zerbrach schon auf dem Weg in den Garten. Daher war Marie froh über den Schleier, der ihr Gesicht verdeckte. Sonst hätte sie sich nicht der riesigen Menge entgegenstellen können, die auf der grünen Wiese vor dem Pavillon verteilt saß. Marie entdeckte ihren Vater, er lächelte. Sein Traum würde heute erfüllt werden, seine Tochter würde einen einflussreichen, gutaussehenden, jungen Prinzen heiraten! Sie musste so glücklich sein!

Marie war alles andere als glücklich. Tränen verschleierten ihr die Sicht. Ihr Blick fiel auf den Pavillon, dem sie immer näher kam. Lucian wartete darin, ebenso ein Geistlicher, einige junge Frauen in schlichten weißen Kleidern. Jungfrauen, die positiv auf die Ehe wirken sollten - sie mit Reinheit beginnen lassen sollten.

Ein weiterer Schritt nach vorne, ihre Schuhe sanken leicht im Gras ein. Die Menge drehte sich zu ihr um. Ein siedend heißer Schmerz durchfuhr Marie. Ging von ihrem Herzen aus und fraß sich dann durch jede Zelle ihres Körpers.

MARILA!!

Es tut mir leid, Marie. Ich kann das nicht zulassen.

Marie ging in die Knie, ihre Hand war zu ihrer Brust gefahren und krallte sich nun in den wertvollen Stoff des Hochzeitskleides. Ihr Blick verschwamm, die Tränen liefen. Alle Geräusche vermischten sich zu undeutlichem Rauschen.

Doch eine Stimme stach aus der Masse heraus. "Prinzessin. Alles ist gut, ich-" Lizandra.

Das Rauschen wurde lauter, der Schmerz verbrannte Marie innerlich. Lizandras Stimme ging im Rauschen unter. Marie spürte die Knochen brechen, das Fleisch reißen. Es gab nur noch Schmerz.

Marila hatte die Kontrolle übernommen.

Marila öffnete die Augen. Mit einem Mal kehrte das Geschrei und die Hektik zurück. "Hat sie denn keinen Anstand?!" "Auf ihrer eigenen Hochzeit, eine Schande." "Dass sie sich erlaubt..."

Marila kümmerte es nicht, sie hatte seit jeher nur auf sich geachtet. Und auf Marie. Marie war oft zu schwach gewesen um sich selbst zu schützen. Aber dafür war Marila schließlich da. Marilas erhob sich, streckte sich dabei. Wie lange hatte sie nicht das Gras unter ihren Pfoten spüren können? Viel zu lange.

Marila fühle sich stark, ihre Muskeln zuckten bei dem Gedanken endlich wieder zu rennen. Egal wohin, nur weg von hier.

Ein Problem gab es da jedoch. Weg von hier bedeutete auch weg von IHR. Marila blickte auf zu der wundervollen Frau, für die sie alles getan hätte. Die Gardenführerin verzog keine Miene, blickte nur zu der Wölfin herab. "Ihr werdet nicht hier bleiben." Die Wölfin nickte.

Zu Marilas Enttäuschung wandte Lizandra den Blick ab, der auf dem Mann hängen blieb, den Marila aus ganzen Herzen hasste. Er war das Hindernis zwischen ihr und ihrer Gefährtin. In diesem Punkt vertraute sie Lizandra, auch wenn sie selbst noch nicht alt genug war, um die Verbindung selbst zu spüren. Wenn Marila richtig rechnete, standen nur noch wenige Tage zwischen ihr und ihrem Geburtstag.

"Verschwindet." Lizandras Stimme war kühl, ihr Blick auf Lucian gerichtet.

Und das ließ sich Marila nicht zweimal sagen.

Sie rannte. Weg von den laut rufenden Menschen. Weg von Lucian. Weg von all den lästigen Dingen, die Maries Position mit sich brachte.

Marila selbst hatte nie verstanden, warum Marie so viel Wert auf Tradition, Anstand und das ganze Prinzessinnengehabe hielt. Es gab wichtigeres. So vieles das wichtiger war. Aber Marila dachte jetzt nicht daran. Denn endlich war sie frei, losgelöst von den Ketten des Anstands. Frei von den Erwartungen.

Endlich spürte Marila die Erde unter ihren Pfoten. Rasch führte der Weg der Alphastochter sie über den Hof, hindurch durch das offene Burgtor. Sie hörte die Wachen hinter sich. Ihre Rufe, das Trampeln von Pferdehufen. Dennoch blickte sie nicht zurück, dabei wäre sie nur langsamer geworden. So rannte Marila über die Wiese rund um das Schloss, schoss in den Wald hinein und warf sich ins erste Dickicht, das sie erblickte. Gehetzt stürmte sie zwischen den Zweigen hindurch, die sich in ihrem Fell verfingen. Sie musste einfach weg.

Marila konnte sie Zeit nicht abschätzen, doch die Hörner klangen in weiter Ferne, die Geräusche der Pferde waren verklungen.

Und trotz allem rannte sie weiter, so lange, bis ihre Beine sie nicht mehr trugen und sie im Moos des Hochwaldes zusammensackte.

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Hallo zusammen :3 Ich sollte eigentlich für meine letzte mündliche Prüfung lernen, aber weiterschreiben macht momentan einfach zu viel Spaß xD

Kapi ist leider etwas kürzer geworden, aber ich wollte die ganzen anderen Sachen lieber nach einem Kapitelcut ins nächste Kapitel bringen^^

Jetzt wo ihr (hoffentlich o:) richtig im Geschehen steckt, hab ich mal ein paar Fragen an euch ^-^

1. Wie habt ihr euch die Hochzeit vorgestellt? Hab ich euch überrascht? :D

2. Wer ist euer Lieblingscharakter? Marie, Marila, Lizandra oder gar Lucian, Nina oder Leo?

3. Was haltet ihr von Lucian? o.o

4. Habt ihr Wünsche? Vielleicht baue ich ja welche ein? d:

Danke fürs Lesen! Alle eure Kommentare bedeuten mir mega viel <3 Jede konstruktive Kritik ist willkommen! ^.^

Also immer schön kommentieren und voten! c;

Bis zum nächsten Kapitel ^-^

My prince was a princess [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt