Ein Gerät neben dem Bett von dem kleinen Mädchen begann zu piepsen. Es war ein unangenehmes und lautes Geräusch, das den Raum füllte.
Es dauerte keine Minute, da stürmten zwei Krankenschwestern ins Zimmer. „Sauerstoffmangel!", schrie die einte.
Die andere rannte schon wieder hektisch aus dem Zimmer. Hektik machte mich nervös, so drehte ich mich Richtung Nachtisch und nahm meine Kopfhörer und mein Handy in die Hand.
Ich scrollte die Startseite von Spotify zum zweiten Mal durch, jedoch fand ich keinen Song oder keine Playlist die mir zustimmte. Ich blickte hoch. Das Mädchen war weg, das Zimmer war leer. Ich seufzte, aktualisierte erneut. Entschloss mich dann dazu, das Handy auf die Seite zu legen und aufzustehen. Es löste keinen Alarm aus, so nahm ich erstmals an, dass ich mich frei bewegen durfte. Schritt für Schritt näherte ich mich der Tür. Drückte die Klinke runter und setzte einen Fuss in den Flur, leer.
Ich lief weiter, meine Hände verschränkte ich hinter meinem Rücken. Mir kam ein Pfleger entgegen, er musterte mich und musste grinsen. Ich folgte seinem Blick. Er musterte meine Socken, diese waren mit Chicken Wings verziert. Pure Ironie, wenn man Vegetarier war. Ich hob bloss eine Augenbraue und lief weiter.
Ich kannte die Gänge, kannte die Kranken, kannte die Pfleger. Ich schaute über die Schulter nach hinten, niemand war zu sehen, so bog ich nach links ab. Ich betrat ein kleines Zimmer, in dem nur eine alte Glühbirne noch leuchtete. Die restlichen hatten den Geist aufgegeben.
Wenn es so weit war und die letzte Glühbirne aufhörte zu leuchten, wusste ich, hatte auch mein Licht aufgehört zu leuchten. Die Glühbirne wäre dann kalt, der Raum dunkel und verlassen. Mein Herz wird kalt sein und mein Körper wird ebenfalls gefüllt mit Dunkelheit sein. Ich schweifte schon wieder ab, schüttelte meinen Kopf um den Gedanken loszuwerden, obwohl man sagen musste, er gefiel mir.
Ich stellte mich auf einen alten Stuhl, ich war gross, jedoch reichte auch diese Grösse nicht um die Luke an der Decke zu öffnen. Ich löste den Griff und die Leiter glitt runter. Vorsichtig setzte ich einen Fuss auf die Leiter, der zweite folgte.
Nun stand ich oben, die Dächer von Zürich unter mir. Ich setzte mich an den Rand des Daches, liess meine Beine baumeln, wie Streichhölzer über dem Ozean. Der Ozean unter mir war laut und unruhig. Überall waren Autos, ich vermutete die meisten hatten Feierabend. Ich schlug mit den Füssen an die Wand. Es wäre ganz einfach, man musste nur springen. Doch wenn man sterben wollte, dann bitte richtig. Gegen das Springen sprachen nämlich schon vier allgemeine Gründe:
1. Es verursachte eine Sauerei, wenn man bedenkt wie viel Blut beim Aufprall ausläuft.
2. Wo war der Abschiedsbrief?
3. Wenn man Pech hatte landete ich genau auf einen Fussgänger der gemütlich nachhause schlenderte.
4. Zwei Leichen, bloss weil einer nicht mehr wollte, waren eindeutig eine zu viel.
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Somnambulist
Teen FictionEin Geschichte in der es um ein Mädchen geht, dass leben wollte und ein Junge der nichts mehr wollte als endlich von dieser Welt zu verschwinden. Eine Art der Liebe mit einer Prise Sarkasmus