Da saß ich nun. Mit dem Tee in der Hand, der mir eigentlich nicht schmeckte. Trotzdem zwang ich mich dazu, ihn zu trinken, schließlich wollte ich Frau Garcia nicht enttäuschen. Ob sie enttäuscht war, wusste ich nicht. Aber ich fühlte mich so, als wäre es meine Pflicht, ihn zu trinken. Die ganze Stunde saß ich nur da und starrte auf den Tee. Niemand wunderte sich darüber, denn alle wussten ja, dass mir schlecht war und ich mich deswegen nicht konzentrieren konnte. Als es klingelte, sprang ich sofort auf, denn mein Tee war leer und ich musste die Tasse wieder zurück bringen.
„Schnucki, wir haben gleich noch WPK bei Frau Garcia, du hättest den Tee auch in Ruhe trinken können.“ Franzi grinste ein wenig, als sie den Satz sagte.
Stimmt, wir hatten danach noch Erdkunde bei ihr. Also beschloss ich ihr die Tasse dort wiederzugeben. Es war ja ihre Tasse, aus der sie Tag für Tag trank. Ich entschied mich sie noch in der Pause zu behalten. Und wie ich vermutet hatte, sah ich die ganze, schöne Pause nur die Tasse an und dachte dabei daran, wie süß Frau Garcia zu mir war. Ich erzählte Franzi natürlich alles. Wie ich auf Frau Garcia gewartet habe, wie unsere Konrektorin mir entgegen kam und wie lieb sie zu mir war. Franzi war schlichtweg begeistert. Sowas hatte sie noch nie gehört oder gesehen, dass eine Schülerin einen Tee von einer Lehrerin bekommt.
Als die Pause vorbei war, rannte ich förmlich zum WPK Raum. Ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen und da es mir schon viel besser ging, lief ich fast so schnell, dass Franzi kaum hinterher kam. Am Raum angekommen, ging ich auf meinen Platz. Alle warteten auf Frau Garcia. So wie ich. Ich hörte Schritte auf der Treppe und schon an diesem Geräusch, erkannte ich, dass es sie sein musste. Und tatsächlich. Frau Garcia stand am Türrahmen und schaute suchend durch die Klasse. Ich hoffte so sehr, dass sie nicht mich suchte, denn ich merkte, wie rot ich schon wieder war.
„Ah Nina, da bist du ja.“
Mist.
Ich lächelte sie an und hoffte, dass mein rotes Gesicht verschwinden würde, doch nichts passierte. Im Gegenteil. Mein Gesicht wurde immer röter und wärmer. Franzi stupste mich unbemerkt mit ihren Ellenbogen an. So wollte sie mir sagen, dass ich rot war. Ich nickte, sodass sie erkannte, dass ich es wusste.
„Kommst du bitte mal mit mir mit?“ Frau Garcia klang irgendwie nicht begeistert. Es klang so, als hätte ich etwas angestellt. Hätte ich die Tasse doch in der Pause zurück bringen müssen? War sie deswegen wütend?
„Ähm, ja klar“, versuchte ich locker zu sagen. Jedoch klang ich angespannt. Auch Franzi sah mich erschrocken an. Frau Garcia ging langsam um die Ecke und bewegte den Kopf ruckartig zur Seite um mir zu signalisieren, dass ich ihr folgen sollte.
„Was will sie?“ Aber ich wusste genau so wenig, wie Franzi auch. Verwirrt zuckte ich mit den Schultern.
Nach ein paar Sekunden, indem ich noch einmal kurz durch atmete, stand ich auf und ging auf die Tür zu. Als ich um die Ecke schaute, sah ich, dass Frau Garcia schon den halben Gang entlang gelaufen war. Schnell eilte ich hinterher, um so nah wie möglich bei ihr zu sein.
„Da bist du ja“, kam es leise von ihr, um die anderen Schüler in den Klassenräumen nicht zu stören.
„Ja. Was ist denn los? Hab ich etwas angestellt?“
Ich war schon stolz auf mich, dass ich mich getraut hatte, sie zu fragen. Denn sonst hatte ich meine Klappe ja auch nicht aufbekommen. Außerdem war ich dieses Mal echt zu neugierig, um leise zu sein.
„Ne, ist alles gut“, lachte sie süß.
„Ich wollte nur, dass du mit kommst. Wenn einem schlecht ist, tut Bewegung gut und da ich in den Computerraum muss, um das Kabel für den Beamer zu holen, dachte ich mir, dass ich dich ja mitnehmen kann.“
Ihre Stimme klang nicht mehr wütend, sondern sehr liebevoll. Allgemein war es so süß von ihr, dass sie sich so sorgte. Sie hätte mich ja auch einfach im Klassenraum lassen können. Aber sie wollte, dass es mir besser geht. Der einzige Harken an der ganzen Sache war, dass ich nun für mehrere Minuten mit ihr alleine sein werde. Was ist wenn ich mich blamiere? Die Angst kam wieder in mir hoch und ich wurde nervös. So nervös, dass ich schon wieder kein Wort heraus bekommen habe. Wie soll das werden, wenn ich gleich noch mit ihr alleine sein werde und jetzt schon wieder nichts mehr sagen konnte...?
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Closer
Teen FictionNina ist jetzt 18 Jahre alt und erzählt von ihrer Zeit auf der Realschule. Es ist eine Geschichte über eine Schülerin, die eine besondere Lehrerin kennen lernt. Ihre besondere Lehrerin. Es gibt Höhen und Tiefen in ihrem Leben. Dabei spielt ihre Lehr...