Kapitel 28

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Aufgeregt folgte ich ihr bis zur Glastür, die in einen größeren Flur führte. Angespannt blieb ich vor der Tür stehen, um noch einmal durch zu atmen. Als ich hoch blickte, sah ich jedoch schon, dass Frau Garcia mir die Tür aufhielt. Nichts mit durchatmen oder kurz entspannen. Ich kann ja schlecht stumpf vor der Tür stehen bleiben. Also beschloss ich sie an zu lächeln, mich zu bedanken und durch die Tür zu gehen, die Frau Garcia immer noch mit einem großen Grinsen aufhielt. Diese Geste zeigte mir schon wieder, wie lieb sie zu mir war. Es sah so aus, als wäre so etwas selbstverständlich. Jedoch sah ich es nocht so an. Sie hätte auch einfach nur durchgehen können. Aber ihr Verhalten zeigte mir, wie freundlich und sozial sie zu ihrem Umfeld ist. Angespannt ging ich vor, lief aber immer langsamer, damit sie mich überholen würde. Ich weiß ja schließlich nicht einmal, wo sie mit mir hin möchte. Als wir noch einige Meter gegangen waren, blieb Frau Garcia an der Tür zum Computerraum stehen und kramte ihren Schlüssel aus der Hosentasche. Während sie dies tat, machte ich mir schon wieder die größten Gedanken. Ich wusste weder was ich mit ihr reden sollte, noch bekam ich überhaupt etwas heraus. Sie nahm ihren Schlüssel und schloss den Raum auf. Jetzt wurde ich noch nervöser. Alleine mit ihr in einem Raum. Und dieser Raum war nicht besonders groß.

„ Ich muss schnell etwas für die Klasse ausdrucken und kopieren.“

„Okay.“ Mehr brachte ich nicht raus.

„Wieso wirst du denn nicht abgeholt?“ Frau Garcia sah mich fragend an. Diese blauen Augen strahlten so schön, sodass ich für einen Moment abschaltete und nur in ihr wundervolles Gesicht schaute.

„Nina? Alles gut? Du bist auf einmal so blass.“

Erschrocken kam ich wieder in der Wirklichkeit an.

„Oh ja, tut mir leid, ich war gerade in Gedanken.“

„Na das war aber ein schöner Gedanke. Du hast dabei ganz schön gelächelt.“

Plötzlich bemerkte ich, wie ich rot wurde. NEIN NINA. Hör schnell auf und sag etwas, damit sie keinen Verdacht bekommt.

Ich hab gerade an uns gedacht und daran wie schön Sie sind. Ich hab daran gedacht, dass ich den Rest meines Lebens mit Ihnen verbringen möchte und in Ihren Augen unsere Zukunft sehen möchte.

„Ich musste gerade an den Tee denken, den Sie mir gegeben haben, entschuldigung.“
Gut gerettet Nina.

„Was ist denn mit dem Tee?“

Okay, lass dir schnell noch eine Ausrede einfallen.

„Er hat so lecker geschmeckt.“
Ach, das war so gelogen.

„Das freut mich aber. Also..?
Sie glaube mir wirklich alles. Es kam mir so vor, als würde sie nur an das Gute im Menschen glauben und niemanden etwas böses anhängen wollen.

„Also was...?“ Ich starrte sie verwirrt an. Der Tee hat mich schon wieder aus dem Konzept gebracht.

„Warum du nicht abgeholt wirst“, lachte Frau Garcia.

„Achso. Meine Eltern sind beide arbeiten und meine Schwester glaub ich auch. Und es fährt erst ein Bus nach der sechsten Stunde zu mir nach Hause.“

Ich hatte mich wieder gefangen. Und ich glaube auch, dass sie keinen Verdacht bekommen hat. Dafür fielen mir die Antworten zu schnell ein.

„Wo wohnst du denn, wenn ich dich das fragen darf?“

Sie können gerne selber nachsehen...

„Ach, in so einem kleinen Kuh-Dorf.“

„Lass mich raten. Also hast du da auch kein Internet?“ Frau Garcia fing an den Browser zu öffnen und ein Arbeitsblatt auszudrucken. Nicht mehr lange Nina, dann hast du es geschafft. Obwohl ich es in diesem Moment schön fand, einfach nur dort zu sitzen und mit ihr zu reden, ohne das jemand stört. Allzu nervös war ich auch nicht mehr.

„Nur ganz schlechtes. Wieso? Haben Sie auch schlechtes Internet?“

Das war meine Chance ein bisschen mehr über sie heraus zu finden.

„Naja es geht. Im Moment habe ich viele Probleme mit dem Internet, obwohl ich relativ zentral wohne“, sagte sie mit einem fragenden Blick.

„Vielleicht liegt es ja am Anbieter. Haben Sie dort schon angerufen?“ Jetzt war es an der Zeit ihr ein wenig zu helfen. Zwar konnte ich ihr nur Tipps geben, aber laut ihrem freudigen Gesichtsausdruck, reichte ihr das vollkommen aus.

„Ja da hast du Recht, da rufe ich nach der Schule sofort an, danke,“ ihre Freude war nicht zu übersehen.

Der Drucker hatte nun schon fast alle Zettel gedruckt, die wir brauchten. Also mussten wir bald wieder zurück. Ich wollte aber nicht mehr. Eigentlich hätte ich dort noch Stunden mit ihr sitzen können. Auch wenn nur sie gesprochen hätte, hätte ich sie dabei beobachtet und gespannt zugehört...

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