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„Bill, ich – “ In dem Moment sprang Bill auf, denn das Telefon klingelte. „Tom?...Echt?...Super, kommt ihr vorbei?...Ja klar…Okay, bis gleich!“ Er legte auf und lächelte mich an. „Die Jungs kommen gleich vorbei, Tom hat das ideale Riff für den Song gefunden. Den willst du dir doch anhören, oder?“ Ich nickte. „Kommst du morgen wieder her?“, fragte er, während er die Tassen in die Spüle stellte. Ich schüttelte den Kopf. „Ich geh einkaufen, ich brauch Klamotten.“ Bill sah auf

. „Kann ich mitkommen? Ich liebe Shoppen…“ Ich grinste. Der freute sich ja wie ein kleines Kind. „Klar kannst du mit.“ Dann klingelte es an der Tür.

Bill’s POV:

Zerbrechlich. Allein und zerbrechlich, das war alles, was mir zu Lilly einfiel, als sie vor meiner Tür stand. Aber ich ließ mir nichts anmerken, gerade sah sie so glücklich aus. Eine Stunde später kamen die Jungs und wir verzogen uns alle in den Keller, wo wir einen provisorischen Proberaum aufgebaut hatten. „Wie heißt der Song?“, fragte Lilly, als sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Ihre roten Haare reichten ihr bis zur Taille und schimmerten sogar in dem kalten Licht, das unsere Kellerlampe gab. 

„Übers Ende der Welt.“, antwortete Tom. Gustav sah müde und blass aus, aber wen wunderte es. Ich hielt das Textblatt in der Hand und Tom hatte die Augen geschlossen, um sich genau an seine Riffs zu erinnern. Es lief nicht schlecht. Eigentlich sogar richtig gut. Als ich abends in meinem Zimmer saß, kam Tom herein. Wir saßen schweigend neben einander. Zwillingsmoment, dachte ich grinsend. „Traurig, was man alles nicht mitbekommt, nur weil man berühmt ist.“, murmelte Tom irgendwann. Ich sah ihn von der Seite an. Er gähnte. „Was glaubst du, woran es liegt?“ Ich überlegte. „Daran, dass Gustav nicht mehr da ist. Dass wir nicht mehr da sind. Dass wir als Band berühmt sind, und sie das ganze schlechte feedback abbekommt. Aber das würde sie niemals sagen.“

Überrascht sah Tom mich an. „Woher weißt du das?“ Ich zuckte die Schultern. Gute Frage.

Am nächsten Tag stand Lilly schon um 11 vor der Tür. Ich schloss hinter mir ab und zusammen machten wir uns auf in die Magdeburger Innenstadt. „Wo willst du zuerst hin?“, fragte ich, als wir an der Einkaufsstraße ankamen. Sie steuerte auf einen H&M zu und ich folgte ihr. Es war fast wie früher, außer dass ich eine Sonnenbrille und eine Mütze tragen musste.

Nachdenklich stand ich vor einem der Regale. So viele Shirts… „Das schwarze. Und dass da. Probier mal an.“, meinte Lilly hinter mir und drückte mir die Klamotten in die Hand. Na gut. Also verschwand ich in der Umkleide. Passte alles wie angegossen. „Und?“, fragte sie von draußen. Ich trat heraus und Lilly lächelte selbstzufrieden.

„Lilly, jetzt ess halt ein Eis mit! Ich komm mir sonst blöd vor!“ Mit verschränkten Armen stand Lilly neben mir vor der Eisdiele. Sie hatte trotzig die Unterlippe vorgeschoben und erinnerte mich viel mehr an kleine Mädchen, dass sie mal gewesen war. „Lilly! Los jetzt!“ Ich schubste sie in das Cafe und bestellte uns Eis. Unlustig stocherte sie in ihrem Becher herum. „Das ist dein Lieblingseis!“, probierte ich es mit der freundlichen Nummer. „Das weiß ich selber.“, gab sie zurück. Ich war schon fast fertig, als sie endlich anfing, mal zu probieren.

Sie brauchte eine halbe Stunde. Unfassbar. Aber ich hatte schon immer schnell gegessen, wie der Rest der Band. Unser Team hatte immer nur den Kopf geschüttelt. Aber wir hatten eben nicht viel Zeit, zwischen den ganzen Auftritten.

Auf dem Heimweg war Lilly noch stiller als sonst. „Billy…“ Okay. Eigentlich mochte ich es nicht, wenn mich jemand so nannte. „Danke“ 

Gustavs kleine Schwester (A Tokio Hotel Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt