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Lilly´s POV:

Stille. Dunkelheit. Ich fühlte nichts. Keine Trauer, keine Schmerzen. War ich tot? Konnte man überhaupt noch in dem Maß denken, wenn man tot war? 

Bill´s POV:

Ich weiß nicht mehr, wie ich endlich unten ankam. Tom verließ meine Seite nicht, er war neben mir, als wir endlich wieder unten ankamen und auch, als ich die vielen Notärzte um Lilly herum knien sah. Einer der Ärzte legte mir eine Decke um die Schultern und reichte mir eine Tasse, aber ich beachtete beides nicht. Ich wollte zu Lilly, zu meiner kleinen Lilly. Sie würde wieder aufwachen, wenn ich es ihr sagte, da war ich mir sicher.

"Bill, mach das nicht, du willst sie so nicht sehen, komm her…" Ich hörte Toms Stimme, aber ich erkannte den Sinn seiner Worte nicht. Ich wollte Lilly sehen. "Bill, nein!" Ich bekam die Schärfe seiner Stimme nur nebenbei mit. Ich spürte seine Arme, die er um mich geschlungen hatte, um mich daran zu hindern, zu Lilly zu gehen. Ich sträubte mich gegen ihn, aber er presste mich nur noch fester an sich, so dass ich schließlich aufgab und mein Gesicht an seine Schulter presste.

"…Puls! Ich spüre Puls! Schnell, das Atemgerät! Sauerstoffgehalt auf 2,5 stellen, an den Tropf hängen, sofort!" 

Lilly´s POV:

Da war etwas. Wie ein kleines Pieken. Etwas, das zu mir vordringen wollte, aber nicht konnte. Ganz tief in meinem Unterbewusstsein. Was war denn das? Ich wollte schlafen, warum ging es nicht weg? Das Pieken wurde immer stärker. Und dann verschwand auch die Dunkelheit. Die Schwärze verschwamm zu einem schummerigen Grauschleier.

Bill´s POV:

"Das ist absolut unmöglich, niemand kann 10 Stockwerke tief fallen und das überleben, das kann nicht sein!"mutmelte ich. Ich nahm die Stimmen um mich herum wahr und öffnete die Augen. Leicht verschwommen erkannte ich wieder die Blaulichter und die vielen Menschen. "Bill! Bill, Lilly lebt!" Ich befreite mich aus Toms Griff und machte einen Schritt auf die Liege zu, auf der Lilly nun lag, an einen Tropf angeschlossen. Sie wurde gerade in den Krankenwagen geschoben und die Notärzte rannten um sie herum.

"Ich will mit!" Meine Stimme war kratzig und ich sah den ungläubigen Blick in den Augen von Lillys Eltern. Aber es war mir egal, ob sie mitwollten. Das hier war eine Sache zwischen Lilly und mir, entweder wachte sie auf, während ich bei ihr war, oder gar nicht. Da war ich mir sicher.

Ein Notarzt schob mich auf einen kleinen Plastikstuhl im Innern des Transporters und fast augenblicklich fuhr der Wagen an. Ich hielt Lillys Hand in meiner und war froh, dass sie nicht kalt war, sondern warm.

An der Notaufnahme wurde ich in ein Wartezimmer geschickt und wartete auf die anderen. Lilly musste es schaffen. Sie hatte es nicht verdient, so früh zu sterben. Warum war mir erst jetzt aufgefallen, was sie mir bedeutete? Plötzlich gab es so viel, das ich ihr sagen wollte, das ich mit ihr machen wollte. Sie durfte nicht sterben!

....

Lillys POV:

Es war ein Uhr nachts. Ich hatte Schmerzen. Mir war schlecht, ich hatte Durst. Ich wusste, dass es ein Uhr war, weil ich es gehört hatte. Eben hatte es jemand gesagt. Ich spürte auch etwas neben mir. Aber ich hatte keine Kraft, die Augen zu öffnen. Aber irgendwie wollte ich mich bemerkbar machen!

Ich spürte jeden einzelnen Knochen, als ich meine ganze Kraft zusammen nahm, um meine Hand zu bewegen. Ich drückte. Jetzt hörte ich auch das Piepen. Ich hatte Schmerzen in meinem Arm. Dann hörte ich ein Murmeln.

"Was ist denn…Lilly? Lilly! GUSTAV! LILLY HAT SICH BEWEGT! SIE WACHT AUF!" Die lauten Geräusche taten mir in den Ohren weh und ich stöhnte, als jetzt auch noch eine Tür aufgerissen wurde. Ich strengte mich an und öffnete die Augen einen Spalt breit. Erst einmal sah ich nichts. Das gedämpfte Licht in dem Raum erschien mir strahlend hell und geblendet schloss ich die Augen sofort wieder.

"Lilly, kannst du mich hören? Ich bins, Bill!" Bill. Bill…Der Name kam mir bekannt vor. Ja, ich war mir sicher, ihn schon einmal gehört zu haben. Bill…Ich öffnete die Augen wieder. 4 Gestalten standen um mich herum. Ich sah nach unten und erschrak. Mein linker Arm war eingegipst, im rechten steckte eine Nadel. Vorsichtig sah ich auf. Da standen meine Eltern. Und Gustav. Mein Gustav, er war hier!

Bill. Jetzt wusste ich es wieder. Er stand neben mir, die Haare unter einer Mütze, Ringe unter den Augen. "Du siehst gar nicht gut aus. Was ist passiert?", flüsterte ich krächzend. Schien, als wäre sogar meine Stimme eingerostet. Die Tür wurde wieder geöffnet und ein Arzt trat ein. Erleichtert lächelte er mich an.

"Na, dass ist doch schön, dich wieder unter uns zu haben. Eine so junge Patientin zu verlieren ist ja immer schwer." Verlieren? Wieso sollten sie mich verlieren? Fragend sah ich den Mann im weißen Kittel an. Dann bemerkte ich, dass alle weinten. Mama, Papa, Gustav, sogar Bill. "Aber was ist denn? Wieso weint ihr denn?", fragte ich verwundert. Gustav sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Bill, der noch immer meine Hand hielt, fing hysterisch an zu kichern und meine Mutter fing noch mehr an zu weinen. Der Arzt sah mich nachdenklich an.

"Weißt du, wie du heißt?" "Natürlich, Lilly. Lilly Schäfer." Das Sprechen fiel mir immer schwerer, ich war so unglaublich müde… "Und wie alt bist du?" "16. Was sollen die Fragen?" "Sagst du mir noch schnell, wer die Personen hier sind? Dann darfst du wieder schlafen." Aufmunternd sah der Arzt mich an. Ich strengte mich noch einmal an, nicht komplett ein zu schlafen. "Meine Eltern, mein Bruder, und Bill." "Sehr schön, dann…" Doch den Rest bekam ich nicht mehr mit. Ich war wieder eingeschlafen.

Bills POV:

Sie war wach! Nach 3 endlosen Wochen war sie endlich aus dem Koma erwacht. Tom und Georg kamen sofort, nachdem ich sie nachts aus dem Bett geklingelt hatte. Das ganze neue Album war ja erst mal auf Eis gelegt worden, weil Gustav und ich praktisch die ganze Zeit an Lillys Bett gesessen hatten. Ich konnte gar nicht glauben, dass Lilly wach und in Ordnung war. Okay, sie hatte sich einen Arm und das Schienbein gebrochen, hatte Prellungen und Platzwunden, aber es war schon ein Wunder, dass sie überhaupt lebte. Und sonst hatte sie auch keine Schäden davon getragen.

Jetzt würde alles gut werden…

Gustavs kleine Schwester (A Tokio Hotel Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt